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Heiße Phase der Deichverteidigung in Burg angelaufen / Deichwachen unterwegs Mit 10.000 Sandsäcken gegen das Hochwasser

Von Bernd Körner und Steffen Reichel 07.06.2013, 01:16

Burg l Freiwillige haben am Donnerstag in Niegripp, Schartau, Blumenthal, Parchau und Ihleburg damit begonnen, Tausende von Sandsäcken zu füllen, mit denen bei Bedarf Schwachstellen im Deichsystem gesichert werden sollen.

Punkt 8 Uhr Donnerstagmorgen in Blumenthal. Die ersten Helfer wollen wissen, wo für die nächsten Stunden und den Tag ihr Arbeitsposten im Nabu-Park sein soll. Keine Stunde später ist die Auftaktschar von rund zehn Frauen und Männer auf knapp 50 Freiwillige angewachsen. Bis zum Mittag werden es von Minute zu Minute mehr. Schippen, Sand und Säcke sind ausreichend vorhanden.

Die raffinierte Fülltechnik bedarf keiner großen Erklärungen: Holzböcke, darübergelegten Aluleitern und zwischen Stufen geklemmte, geköpfte und gedrehte rotweiße Verkehrspilze. Sack auf Sack wird mit bis zu drei Schaufeln Sand gefüllt. Die Batterie praller Säcke wächst rasant. Nach drei Stunden ist sie unter dem breiten Schleppdach des Nabu-Parkes fast schon unübersehbar.

"Es ist beruhigend, dass so viele Leute dem Aufruf der Stadt gefolgt sind", meint zufrieden Klaus Krüger. Der Nabu-Vorsitzende hat die Leitung der Aktion gegen das Hochwasser auf dem Vereinsgelände. Und Erfahrung. 2011 wurden in Blumenthal das letzte Mal Sandsäcke gefüllt.

"Etwa 10.000 Säcke werden wir füllen. Das ist die erforderliche Norm, eingedenk der Tatsache, dass der Elbpegel Donnerstag von Mitternacht bis 6 Uhr um 25 Zentimeter gestiegen ist", schildert Krüger.

Auch der Nabu hat Leute für die Deichwache aufgestellt. Im Sechs-Stunden-Rhythmus lösen sich jetzt die Deichläufer ab - seit gestern auf dem ganzen Burger Elbabschnitt zwischen Hohenwarthe und Ihleburg.

Kurz nach 10 Uhr fahren die Transportfahrzeuge des Burger Bauhofes wieder in Blumenthal vor. Bauhof-Chef Horst Pötter: "Wir bringen die Säcke zu den neuralgischen Punkten, die aus den Erfahrungen vergangener Hochwasser im Burger Abschnitt bekannt sind. Dort werden die Säcke vor dem Deich oder an der Deichsohle deponiert, damit die Helfer bei Bedarf schnellen Zugriff haben."

Anja Schönfelder wollte eigentlich gestern mit ihrem Freund einen Ausflug zum Brocken unternehmen. Sie ist einer der Helfer in Blumenthal. "Ich bin hier und mein Freund, ein Magdeburger, füllt in der Landeshauptstadt Sandsäcke", erzählt sie. Die junge Mediengestalterin ist mit Blumenthal eng verbandelt. Oma und weitere Verwandschaft wohnen in dem Burger Ortsteil.

Die Sätze der jungen Frau provozieren Holger Kraemer, ebenfalls Blumenthaler: "Enttäuscht bin ich, dass bis jetzt kaum ein Blumenthaler sich auf das Nabu-Gelände verirrt hat. Das eigene Haus zu sichern ist das eine. Genauso so wichtig ist es, mit dafür zu sorgen, dass die nahen Deiche stabil gehalten werden können."

Die Zusammensetzung der Helfermannschaft in Blumenthal ist bunt. So rücken auch zwölf Bewohner der DRK-Suchtkurve-Einrichtungen Burg und Möckern an. Die Burger Leiterin Ute Kilz: "Es dauerte keine Minute, meine Männer für die Hilfsaktion zu begeistern." Länger brauchte auch der Projektleiter des Jugendwerkes Rolandmühle, René Spill, nicht, um Jugendliche seiner Einrichtung zu motivieren.

Nach der gestrigen Sitzung des Burger Hochwasser-Krisenstabes gab Stadt-Sprecher Bernhard Ruth bekannt, dass bis zum Nachmittag in den Ortsteilen etwa 40.000 Sandsäcke gefüllt wurden. Helfer kamen auch aus Magdeburg und dem Bördekreis. Heute geht es weiter. "Noch mehr Freiwillige brauchen wir in Blumenthal, um auf die vom dortigen Deich bekannte Dräng- und Sickerwasserproblematik mit ausreichend Sandsäcken und Kräften vorbereitet zu sein", so Ruth. Einige Sandsack-Kaskaden wurden bereits errichtet.