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Hochwasser: Harry Niebuhr und Bernd Voigtländer in Heyrothsberge Deichläufer - elf Jahre danach wachen sie wieder am Siel

Von Franziska Ellrich 15.06.2013, 03:13

Heyrothsberge l Zwei leuchtende Warnwesten sind von der B 1-Brücke kurz vor Heyrothsberge auf dem Deich zu erkennen. Harry Niebuhr und Bernd Voigtländer laufen als Deichwachen langsam den Deich ab. Genau das taten sie auch am 19. August 2002 als das Siel bei Heyrothsberge brach. Über 700 000 Euro wurden danach in den Neubau des Siels investiert. Bis in eine Tiefe von 17 Metern wurde es mit Spundwänden gegen Wassereinbruch gesichert. "Ich mache mir keine Sorgen, dass so etwas noch mal passiert", sagt Harry Niebuhr. Es ist noch früh am Tag, die Sonne scheint und der 53-Jährige bleibt am Siel stehen. Gemeinsam mit Bernd Voigtländer hält er Deichwache.

Zu zweit waren sie auch am 19. August 2002 als Deichwachen unterwegs. Damals in der Nachtschicht. Gegen 21.30 Uhr setzen sich die beiden Heyrothsberger auf den Deich, nahe der B 1-Brücke, um sich eine Pause zu gönnen und die Elbe im Blick zu behalten. "Plötzlich knallt es ganz laut und das Wasser strömt durch den Deich", sagt Voigtländer. Was der 73-Jährige nie vergessen wird: "Ein Unimog des Technischen Hilfswerks schwamm einfach mit dem Wasser davon." Kurz darauf trafen Feuerwehrleute ein, darunter Kreisbrandmeister Walter Metscher. Nie würde er das Geräusch der stürzenden Wassermassen vergessen. Die kleine gemauerte Deichschleuse brach und das Wasser überschwemmte Gübs, Klein Gübs sowie Teile Königborns. Helfer versuchten damals 2002 die Bruchstelle zu verschließen. Doch immer wieder riss der Deich am Siel ein.

"Das neue Siel wird dem Hochwasser standhalten", ist Bernd Voigtländer bei seinem Kontrollgang entlang des Deiches sicher. Und plötzlich wird dem Rentner wieder bewusst, wie sehr er in dem Moment der Katastrophe damals unter Schock gestanden haben muss: "Das Stück Deich auf dem wir standen, ist abgesackt. Erst als die Helfer eintrafen, haben sie uns nach oben geholfen."

Mit dem Sielbruch habe zu diesem Zeitpunkt keiner gerechnet. "Im Bereich des Siels hatten unsere Einsatzkräfte damals Strömungswirbel nahe einer alten Baumgruppe beobachtet", schilderte Walter Metscher. Ein Gutachten einer Hamburger Ingenieurgesellschaft, das im Rahmen der Ermittlungen durch die Stendaler Staatsanwaltsschaft entstanden ist, geht davon aus, dass infolge der starken Strömung unter dem Fundament Wasserlöcher entstanden sind, die 2002 zum Absacken des Siels führten.