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Burger Erinnerungsstätte bekommt militärischen Besuch aus Asien Wissenschaftlich: Wie Bücher von Clausewitz in Südkorea gelesen werden

Von Bernd Körner 04.12.2013, 01:07

Die Burger Clausewitz-Erinnerungsstätte bekam kürzlich einen Anruf aus der südkoreanischen Botschaft in Berlin, ob drei Südkoreaner die Stätte besuchen könnten. Einer der drei sei sehr interessiert an Leben und Werk von Carl von Clausewitz.

Burg l Ranghöchster Besucher war Oberst Kim Seok-Koo, der mit Clausewitz und seinem damaligen Umfeld vertraut ist. Der Fallschirmjägeroffizier ist wissenschaftlich tätig. Sein Arbeitsplatz ist das Militärgeschichtliche Institut des südkoreanischen Heeres. Sein Forschungsgebiet sind die Ursachen, Verläufe und Auswirkungen der Kriege auf dieser Welt. "Bis jetzt befassten wir uns voranging mit Kriegen in Nordostasien. Jetzt aber auch mit den Auseinandersetzungen im Nahen Osten, Europa und Afrika", erklärte Kim Seok-Koo.

Warum er sich für den preußischen Militärreformer Clausewitz begeistern kann, liege an seiner Ausbildung. "Kadetten unserer Armee müssen sich mit seinen Ideen vertraut machen und die Dienstgrade ab Major aufwärts ohnehin", ließ er wissen. Er gab zu, dass er beim ersten Studium des Hauptwerkes von Clausewitz "Vom Kriege" Mühe hatte, es zu verstehen. Das sollte sich ab 2005 ändern. "Ich erhielt als frisch ernannter Oberst den Auftrag, an einer amerikanischen Militärakademie einen Lehrgang zu belegen. Bedingung war, mich mit dem Buch von Clausewitz noch einmal vertraut zu machen." Das war ein Jahr vor Antritt der Reise in die USA. Das Selbststudium anhand einer englischen Ausgabe eröffnete ihn den Inhalt weitaus besser, wie er heute noch zufrieden feststellen kann. Er begeisterte sich zusehends für die Persönlichkeit des preußischen Generalmajors.

"Drei wichtige Voraussetzungen für einen Krieg erschlossen sich mir daraus: Der Staat und die Generalität muss das Volk hinter sich wissen, ist für das Risiko bereit, was die Auseinandersetzung bringen könnte, und dass Krieg und Politik nicht zu trennen sind", umriss der Oberst seine Erkenntnisse aus dem Buch.

Der Aufenthalt in den USA brachte ihn zusätzlich dazu, wenn möglich die Geburtsstadt Clausewitz und die dortige Erinnerungsstätte irgendwann kennen zu lernen. "Ich arbeitete dort mit Professor Christopher Bassford zusammen, ein exzellenter Clausewitzkenner. Er gab mir den Tipp für Burg." Aus dem Grund verband Kim Seok-Koo seine Reise nach Berlin mit einer Stippvisite in Burg, begleitet von zwei Offizierskameraden.

Die südkoreanischen Gäste, so war beim Rundgang durch die Erinnerungsstätte und bei den Erläuterungen von Möbius zu erkennen, bereuten den Ausflug nach Burg nicht. Verblüffung bei ihnen, als sie in der Büchersammlung eine Kurzfassung "Vom Krieg" in ihrer Heimatsprache entdeckten. "Vor zwei oder drei Jahren war bereits ein südkoreanischer Offizier bei uns zu Besuch und übergab das Buch. Er war Gast der hiesigen Clausewitz-Kaserne gewesen", erklärte Möbius.

Und: "Das Originalwerk umfasst acht Bände, wird aber zumeist in Zusammenfassungen herausgebracht. Das Buch ist in rund 70 Sprachen übersetzt." Klaus Möbius: "Die Hälfte davon steht bei uns in der Ausstellung."

Der Oberst hatte in den fast zwei Stunden einiges zu tun, um mit seinem I-Pad Fotos von Bildern und Exponaten der Ausstellung zu machen. Den Fundus aus Burg werde er gern für seine weitere wissenschaftliche Arbeit verwenden, versicherte er Klaus Möbius beim Abschied.