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Biederitzer Ehrenbürger hat seinen jahrelangen Dienst eingestellt / Knopf ist auch als Feuerwehrchef bekannt Wilhelm Knopf, der Biederitzer Senioren-Chauffeur

Von Thomas Rauwald 25.01.2014, 02:15

Neun Kandidaten werden für die Volksstimme-Aktion "Du bis spitze" aufgestellt. Sie, liebe Leserinnen und Leser, können Ihren Lokalmatadoren 2013 wählen. Nacheinander zeigen wir die Nominierten im Porträt. Heute setzen wir die Serie mit Wilhelm Knopf fort.

Biederitz l Wilhelm Knopf, das ist doch der verdiente Feuerwehrmann, der langjährige Wehrleiter in den spannenden Zeiten der politischen Wende. So kennen ihn die meisten Biederitzer. Und sie wissen meist auch, dass er einer der drei Ehrenbürger von Biederitz ist. Weniger ist jedoch bekannt, dass Wilhelm Knopf regelmäßig in den Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr gestiegen ist, um den Biederitzer Senioren gesellige Stunden zu ermöglichen. Wer zu den regelmäßigen Treffen der "Herbst-astern", das ist eine freie Seniorengruppe unter dem Dach der evangelischen Kirche, und der Ortsgruppe der Volkssolidarität aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte, den holte der passionierte Chauffeur von zu Hause ab und brachte ihn auch wieder sicher heim.

Mehr als 20 Jahre hat Wilhelm Knopf diese Fahrten gemacht. Im Zwei-Wochen-Rhythmus für die "Herbstastern" und im Monatstakt für die Volkssolidarität. "Den Sprit haben die Gruppen bezahlt," fügt er erläuternd an, "das Auto sponserte die Feuerwehr, und gefahren bin ich ehrenamtlich, was sonst." Doch nun hat er seinen Fahrdienst eingestellt - aus Verantwortungsgefühl. Nicht, dass er dazu körperlich nicht mehr in der Lage sei. Aber sollte es doch einmal zu einem Unfall kommen, dann will er sich die nicht unberechtigte Frage der Polizei ersparen, wie ein achtzigjähriger Mann diese Verantwortung noch übernehmen kann?

Da hat er Ende letzten Jahres mit den Senioren gesprochen und seinen Fahrdienst quittiert. Keiner hat ihm das übel genommen. Ein würdiger Nachfolger greift nun die Lenkerspeichen. Gefahren wird mit dem kleinen Transporter der Gemeinde.

Wilhelm Knopf holt eine Mappe hervor und entnimmt ihr zwei Schreiben, mit denen sich seine Senioren für seine Dienste bedanken. In der Hommage der "Herbstastern" steht, dass Wilhelm Knopf nicht nur im Ort unterwegs war, sondern die "Herbstastern" auch bei Ausflügen unterstützte. Man war im Magdeburger Zoo, in den Gewächshäusern, im Stadtpark, fuhr nach Gommern oder zum Loburger Storchenhof. Selbst in das Getümmel des Weihnachtsmarktes wagten sich die Senioren, und Wilhelm Knopf sorgte dafür, dass keine "Aster" verloren ging.

Die Gruppe der Volkssolidarität reimte ein Dankesgedicht in dem es heißt: "Ein- und Aussteigen war für die Omis keine Kleinigkeit, aber Wilhelm hielt dafür stets die Fußbank bereit."

Doch Wilhelm Knopf, das heißt auch Biederitzer Feuerwehr. Als es ihn nach Lehre, Studium zum staatlich anerkannten Landwirt und Praktikum nach Biederitz in die LPG "Edwin Hörnle" verschlug, bekam er das Angebot, ein Haus zu bauen. Da kamen die Kameraden der Feuerwehr auf ihn zu sagten, in Biederitz sei es Mode, dass, wer ein Haus baut, auch in der Feuerwehr ist. 1961 trat er der Biederitzer Wehr bei.

Als mit dem Zusammenbruch der DDR auch die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften den Bach `runter gingen, war Wilhelm Knopf mit einem Mal beschäftigungslos, ehe er 1994 Rentner wurde. Drei Jahre zuvor hatte man ihm die Leitung der Biederitzer Wehr ans Herz gelegt. Er hat sofort zugesagt. Jetzt, als 60-jähriger Rentner, legte er noch einmal richtig los. "Das war für mich eine sehr schöne Zeit," resümiert Wilhelm Knopf, "weil alles im Umbruch war, weil alles neu gemacht werden musste."

In den Goldgräberjahren kurz nach der politischen Wende war fast alles möglich, spontan, unbedarft mutig, ungehemmt und unkompliziert.

Wilhelm Knopf erinnert sich, wie die Kameraden zuschauen mussten, als auf den Bahngleisen eine Lokomotive verbrannte, weil die Feuerwehr keinen Tanklöschwagen hatte. Die lange Schlauchstrecke zum Wasserloch zu bauen, fehlte die Zeit. Es musste Technik beschafft werden. Wilhelm Knopf begab sich, oft gemeinsam mit Walter Metscher, auf Feuerwehrautosuche. Dann sollte ein größeres Gerätehaus gebaut werden. Mehrmals musste Wilhelm Knopf Bürgermeister Hans-Jürgen Exner bitten, den Grundstein zu legen. "Da waren die Mauern schon gut zwei Meter hoch", lacht Knopf heute.

Im Jahre 1999, mit 65 Jahren, musste Wilhelm Knopf seinen aktiven Dienst quittieren. Roland Schell und Ronald Schmidt hatte er als Nachfolger in Stellung gebracht.

Für seine Verdienste um die Biederitzer Feuerwehr ist Wilhelm Knopf 1998 die Ehrenbürgerwürde von Biederitz verliehen worden. Schon damals chauffierte er zuverlässig und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen die Biederitzer Senioren zu ihren Veranstaltungen.