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Jägerschaft Burg diskutiert auf Jahreshauptversammlung in Möckern Wolf bleibt brennendes Thema, Jäger wollen aktiv werden, Politik gefordert

Von Andreas Mangiras 31.03.2014, 03:18

Der Wolf, das Verhältnis zu Naturschutz und Landwirtschaft waren zentrale Themen, die die Jägerschaft Burg am Sonntag in ihrer Jahreshauptversammlung in Möckern diskutierte. Vieles hängt von der Politik ab. Die Jäger wollen sich stärker einmischen.

Möckern/Burg l Der Wolf ist in Jägerkreisen weiter ein brennendes Thema. Dr. Pieter Ziems, Vorsitzender der Jägerschaft Burg, ist für eine sachliche Betrachtung. "Wir brauchen Zahlen und Fakten, um es genau bewerten zu können", sagte er gestern in der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft. Zugleich wollten sich die Jäger einbringen. Das passiert unter anderem über eine Kooperationsvereinbarung im Land zum Wolfsmonitoring. Zudem hat die Jägerschaft einen aus ihrer Mitte benannt, der zum Wolfsbeauftragten ausgebildet werden soll.

Daten und Zahlenvergleiche zur Ausbreitung des Wolfes in den letzten Jahren legte Klaus Puffer, Wolfsbeauftragter des Bundesforstamtes Nördliches Sachsen-Anhalt, vor. Etwa 50 Wölfe gebe es im Land, schätzt er vorsichtig. Sie vermehren sich. Inzwischen gibt es nachweislich acht Standorte in Sachsen-Anhalt, wo sie leben. Vor zwei Jahren waren es noch sechs. "Sie können inzwischen überall in Deutschland auftauchen", so Puffer.

Für Richard Friedrich, Vorsitzender der Jägerschaft Genthin, drängt die Zeit. Die Jäger würden alleingelassen. "Wieviel Wolf verträgt die Landschaft? Auch der Luchs ist da. Es wird sich hinter Gesetzen versteckt, statt uns Jägern zu sagen, wie wir uns verhalten sollen." Er will, dass die Jäger aktiv werden.

"Die Politik ist gefragt", sagt Vorstandsmitglied Roland Richter. "Doch die Möglichkeit, den Wolf ins Landesjagdrecht aufzunehmen, bringt gar nichts, wenn er als ganzjährig geschützt eingestuft wird."

Klaus Puffer warnte in zweierlei Richtung. Der Wolf werde in Gesetzen und internationalen Abkommen geschützt. Allein EU-Recht zu ändern, bedürfe der Einstimmigkeit der Mitglieder.

Wie scharf die Gesetzeslage zum Schutz des Wolfes ist, machte Puffer an einem anderen Sachverhalt deutlich. Tote Wolfe würden genauestens untersucht. Werde ein Wolf bei einem Verkehrsunfall angefahren, "rate ich den Jägern, die Kurzwaffe stecken zu lassen für einen Gnadenschuss". Dafür sei das Veterinäramt zuständig, nicht der Jäger.

"Alle 2,5 Minuten wird auf deutschen Straßen ein Wildtier überfahren. Da können wir es argumentativ gar nicht aufrechterhalten, der Wolf würde alles Wild im Wald wegfressen", mahnte Vorstandsmitglied Rainer Aumann zur Besonnenheit. Die Ausbildung eigener Fachleute auch in der Jägerschaft für den Wolf hält er deshalb für den richtigen Weg. "Nur so, mit Fakten und Wissen, können wir auf Augenhöhe mitdiskutieren und uns beim Erarbeiten von Konzepten einbringen." Genau diesen Weg beschreite die Bundesforstverwaltung im Norden des Landes. Aumann ist deren Leiter. Auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow war der Wolf zuerst nach Sachsen-Anhalt eingewandert.

In seinem Bericht verwies Pieter Ziems auf zwei weitere jagdpolitische Themen. "Wirlehnen ein flächendeckendes Verbot bleihaltiger Muniton für die Jagd ab. Der Bund steht in dieser Frage hinter uns", so Ziems. Dies zu regeln sei keine Ländersache. Sachsen-Anhalts Umweltminister Hermann Aeikens hatte sich vorige Woche erstmals für ein solches Verbot ausgesprochen.

Beim Projekt Natura 2000, unter anderem mit der Ausweisung des Naturschutzgebietes "Elbaue Jerichow", seien "Auswüchse bisher verhindert" worden, betonte Ziems.

Für die Jägerschaft zog er eine positive Jahresbilanz. Mit 323 Mitgliedern sei die Jägerschaft im Vergleich zum Vorjahr um sieben Mitglieder gewachsen.

Einen Wunsch hatte Kreisjägermeister Winfried Theß. Es sollte weiter "weidgerechte Jagd möglich sein, unabhängig von den Besitzformen. Leider gibt es in einigen Bereichen an den Grenzen schon Probleme."

"Die Jagd sollte mit der Landwirtschaft abgestimmt werden", betonte Edmund Herrmann, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Jerichower Land. "Bisher haben Wildschäden betriebswirtschaftlich noch keine kalkulatorische Größe."

Nach fast 17 Jahren im Amte wird Winfried Theß nicht wieder als Kreisjägermeister zur Verfügung stehen. Es sei an der Zeit, Platz für Jüngere zu machen, begründete er seinen Schritt. "Wir verlieren eine honorige und untadelige Vertrauensperson", würdigte Vorstandsmitglied Roland Richter Theß` Verdienste.