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Prominenter Kriminalbiologe sprach in der Burger Stadthalle über Serienmöder und ihre Persönlichkeitsstruktur Benecke in Burg: Vom Tod etwas für das Leben lernen

Von Roland Stauf 14.04.2014, 03:28

Burg l Mark Benecke ist Kriminalbiologe - Deutschlands bekanntester, heißt es. Promoviert hat er. Und er wird geholt, wenn es um ganz knifflige Fragen der Spurensuche bei Kriminalfällen geht. Aber nicht nur dann: Auch die Identifikation und der Zustand von Toten sind seine Spezialitäten. Kein alltäglicher Job.

Die Burger Stadthalle war deshalb bis auf den letzten Platz gefüllt. Sogar aus dem Harz waren die Leute nach Burg gekommen, um Benecke live zu erleben. In der Region hat der Fachmann eine große Anhängerschar. Denn der Wissenschaftler ist bekannt von seinen Besuchen, aus Rundfunk und Fernsehen und durch eine Reihe von Publikationen.

Letztere konnte man neben allerlei Fanartikeln am Donnerstagabend in der Burger Stadthalle erwerben. Benecke signierte fleißig und stand seinen Fans auch für gemeinsame Fotos zur Verfügung. Dann sprach der Forensiker darüber, wie man Spuren findet und bewertet. Das Wichtigste: Man muss sich von Vorurteilen lösen. Nur Tatsachen zählen.

Würgemale als Abdruck der Sträucher zugeordnet

Benecke zeigte das am Beispiel einer Prostituierten, die tot und nackt in einem Straßengraben gefunden wurde. Nahm man ursprünglich an, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, blieb am Ende als Todesursache eine Herzmuskelentzündung. Was man ursprünglich als Würgemale deutete, entpuppte sich als Abdruck des Strauchwerks, auf dem die Tote lag.

So brachte Benecke den legendären Gerichtsmediziner und Institutsleiter der Humboldt-Universität zu Berlin, Professor Dr. Otto Prokop, ins Gespräch. Dessen Wirken als Lehrstuhlinhaber und Institutsleiter führte zu nationaler und internationaler Anerkennung der forensischen Medizin. Prokop starb 2009. Benecke war ihm begegnet und ist sein Biograf. Interessant, wie der Wissenschaftler Prokops Wirken wertet. Es komme zwar auf die Wahrheit und die wissenschaftlich nachgewiesenen Tatsachen an. Aber auch darauf, wem man sie zur Verfügung stellt. Dann hatte das Publikum die Wahl des Themas.

Serienmörder und ihre sexuellen Fantasien erklärt

Diesmal ging es nicht um Maden oder verwesendes Menschenfleisch. Dr. Mark Benecke sprach über Kannibalen und Serienmörder - über homosexuelle, pädophile Sadisten.

Bemerkenswert ist die Analyse der Persönlichkeitsstrukturen der Täter. Denn Benecke legte dar, dass die sexuellen Prägungen und Fantasien nicht zwangsläufig zum Verbrechen führen. Die Täter haben Benecke zufolge immer eine psychopathische Persönlichkeitsstörung. "Ihr Sozialverhalten ist gestört, auch wenn es ihnen gelingt, sich besonders unauffällig zu geben."

Dr. Mark Benecke setzte sich unter anderem mit Thesen des Politikers Thilo Sarrazin über die Zuwanderung von Ausländern auseinander und sagte, Sarrazin schlussfolgere aus falschen Prämissen. Denn Sarrazin nehme etwas zur Grundlage, wovon er nichts verstehe. Der habe einfach keine Ahnung.

Wer am Donnerstagabend Benecke in der Burger Stadthalle erlebte, hatte die Möglichkeit, vom Tod etwas fürs Leben zu lernen.

Das Publikum hat es offenbar verstanden, denn es war trotz der Länge der Veranstaltung bis kurz vor 23 Uhr bei der Sache und sparte am Ende nicht mit Applaus. Der Mann kann wiederkommen.