1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Aktivisten blockieren Wiesenhof-Zufahrten

Tierrechtler aus Süddeutschland ketten sich in Möckern an Betonfässer, steigen auf Bäume und fordern Schlachtstopp Aktivisten blockieren Wiesenhof-Zufahrten

Für gut elf Stunden haben Tierrechtsaktivisten am Montag drei Zufahrten
zum Wiesenhof-Schlachthof in Möckern blockiert. Sie wollten so den
Weiterbetrieb des Unternehmens verhindern. Am Nachmittag löste die
Polizei die nicht angemeldete Demonstration auf.

Von Stephen Zechendorf 20.05.2014, 03:20

Möckern l Die überwiegend aus Süddeutschland stammenden jungen Leute kamen in den frühen Morgenstunden. Sie spannten Transparente über die Straße vor dem Schlachthof am Pabsdorfer Weg, sie kletterten auf Bäume und ketteten sechs ihrer Mitstreiter sogar auf der Straße an Tonnen, welche sie zuvor mit Beton und Metall verfüllt hatten. Ihr Ziel: den Weiterbetrieb des Unternehmens zu verhindern und gegen die "ausbeuterische Produktion der Konzerne" zu demonstrieren. Die Aktion war eingebettet in eine Reihe von Aktionen: Auch im niedersächsischen Wietze wurde ein Schlachtbetrieb blockiert.

Bereitschaftspolizei und SEK als Verstärkung

Die Polizei aus Burg rückte frühzeitig an, hielt sich jedoch lange zurück. Man wolle deeskalierend und vermittelnd wirken, sagte Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch. Auch mit der Geschäftsleitung des belagerten Betriebes war man in ständigem Kontakt. Die Burger Beamten erhielten Verstärkung von der Bereitschaftspolizei aus Magdeburg sowie einem Sondereinsatzkommando.

Wenngleich die Demonstranten sich friedlich verhielten, wird nun geprüft, ob und welche Verfahren gegen die Aktivisten einzuleiten sind. In Frage kämen Nötigung und ein Verstoß gegen das Versammlungsverbot, denn die offenbar gut vorbereitete Protestaktion war nicht angemeldet. Als zuständige Versammlungsbehörde sprach der Landkreis um 13.36 Uhr die Auflösung der Versammlung aus. Dem kamen die Aktivisten nicht nach, so dass die Polizeibeamten zunächst die Betroffenen von der Straße trugen und deren Identitäten feststellten. "Anschließend wurde eines der Betonfässer mit entsprechender Technik durch die Polizei geöffnet. Die weiteren vier in den zwei anderen Betonfässern feststeckenden Versammlungsteilnehmer öffneten danach freiwillig ihre selbstauferlegten Fesseln im Inneren der Fässer", heißt es in einer Pressemitteilung von Polizei und Landkreis.

Den 38 Teilnehmern der Versammlung wurde ein Platzverweis für die Stadt Möckern ausgesprochen. Dem kamen nicht alle Aktivisten nach. Ein Teilnehmer der Blockade, der den Tag über auf Bäumen ausgeharrt hatte, versuchte sogar, noch höher in den Baumwipfel zu flüchten. Um den Mann vom Baum zu bewegen, wurde die Freiwillige Feuerwehr Möckern mit ihrer Drehleiter alarmiert, letztlich waren es aber Polizisten eines Sondereinsatzkommandos, die den Mann zum Abstieg bewegten.

Was die Aktivisten letztlich mit ihrer Aktion erreicht haben, ist offen. Der Betrieb des Schlachthofes konnte offenbar trotz der Blockade aufrechterhalten werden. Das Unternehmen Wiesenhof, das der PHW-Gruppe angehört, ließ über einen Pressesprecher mitteilen: "Zu widerrechtlichen Aktionen äußern wir uns prinzipiell nicht." Auch bei vielen Möckeranern, die das Geschehen verfolgten, kam die Aktion der Tierschützer nicht gut an. Emotional geführte Dialoge gab es etwa, als zum Schichtwechsel die Belegschaft des Schlachthofes an den Demonstranten vorbeilief.

Laut Polizei wurde ein Ermittlungsverfahren wegen der Sachbeschädigung eines Zaunes und wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. Die Kosten für den gesamten Einsatz sollen den Demonstranten in Rechnung gestellt werden.

Das Aktionsbündnis ist laut einer Presseerklärung ein Zusammenschluss aus verschiedenen Gruppen, Einzelpersonen und Aktivisten. "Konkret will das Bündnis Hühnermastanlagen und somit Zulieferbetriebe für Wiesenhof-Schlachtfabriken verhindern und auf diesem Wege gegen das Ausbeuten und Töten von Tieren, gegen regionale sowie globale Umweltverschmutzung und menschlichen Unterdrückung vorgehen", heißt es auf der Internetseite der Aktivisten.