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Kreisbrandmeister Metscher nach dem schweren Unfall auf der Autobahn bei Theeßen "Nach 6 Stunden hatten wir den Mann ausm Lkw"

Solche brutalen Einsätze gehen auch bei Feuerwehrleuten an die Substanz:
Der Autobahnunfall vom Dienstag bei Theeßen kostete zwei Menschen das
Leben. Es dauerte sechs Stunden, bis die Einsatzkräfte den verbrannten
Lkw-Fahrer aus dem Fahrzeug geborgen hatten.

Von Falk Heidel 10.07.2014, 03:22

Theeßen/Burg l "Der Unfallort sah dramatisch aus", sagte Theeßens Wehrleiterin Petra Hädicke. Sie gehörte am Dienstag zu den gut 50 Feuerwehrleuten, die sich um den verwüsteten Unfallort kümmern mussten, nach einer schrecklichen Lkw-Kollision.

Für zwei Männer kam nach einen Crash am Dienstag gegen 11.40 Uhr jede Hilfe zu spät, als ein mit Papierrollen beladener Laster in eine Baustelle raste. Der Unfall-Laster fuhr zwischen den Anschlussstellen Theeßen und Ziesar in Richtung Berlin zunächst in eine Kehrmaschine. Danach rammte der Sattelzug eine Asphaltfräsmaschine. Beide Baustellen-Fahrzeuge kippten um. Der Laster ging in Flammen auf. Der 25 Jahre alte Fahrer verbrannte. Der Fahrer (34) der Fräsmaschine starb ebenfalls am Unfallort. Der Kehrmaschinen-Fahrer (32) wurde mit schwersten Verletzungen per Hubschrauber in ein Krankenhaus nach Brandenburg gebracht. Die A2 in Richtung Berlin wurde voll gesperrt. Die Aufräumungsarbeiten dauerten bis in die Nacht.

"Beobachter vermuten, dass der Fahrer des Unfall-Lkw abgelenkt war, eventuell hat er telefoniert", sagte Kreisbrandmeister Walter Metscher gestern zur Volksstimme.

Inmitten der Trümmer war es für seine Leute die größte Schwierigkeit, den verbrannten Lkw-Fahrer aus dem Führerhaus zu bergen. Metscher: "Die ganze Aktion hat etwa sechs Stunden gedauert." Zunächst haben die Einsatzkräften den brennenden Lkw gelöscht. Danach mussten die heißen Blechteile ebenfalls mit Löschwasser gekühlt werden: "Erst dann konnten wir in das Führerhaus, um die Leiche mit einer Rettungsschere herauszuholen."

Das sind die Momente, die an den Wehrleuten nicht spurlos vorbeigehen. "Ich habe die beiden Gruppenführer angewiesen, für diese Aufgabe Leute auszuwählen, die einer solchen psychischen Belastung gewachsen sind", erklärt der Kreisbrandmeister. Noch vor Ort haben die Führungskräfte anschließend eine Auswertung gemacht. Metscher sagt: "Im Moment des Einsatzes entwickeln die Rettungskräfte eine Art Tunnelblick. Das große Nachdenken, die Emotionen, kommen erst später auf. Aber die Leute wissen, dass sie sich bei Problemen jederzeit an mich wenden können."

Stichwort Probleme: Die gab es beim Löschwasser. Etwa 30000 Liter kamen mit sieben Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr zum Unfallort. Die Fahrzeuge mussten das etwa acht Kilometer entfernte Schopsdorfer Gewerbegebiet ansteuern. Dabei gab es sehr viel näher einen Hydranten für die Wasserentnahme - etwa 1,5 Kilometer entfernt auf dem Rastplatz Wüstenforst: Allerdings hatte der kein Wasser.

Wehrleiterin Petra Hädicke hat gestern ihre Einsatzstatistik geschrieben: "Auf solche Alarmierungen können wir gern verzichten." Mittags war die Theeßener Wehr zunächst mit zwei Leuten ausgerückt. "Die anderen Kameraden müssen arbeiten", erklärt Hädicke. Später kamen drei weitere hinzu. Außer den Theeßenern waren die Wehren aus Schopsdorf, Tucheim, Möckern, Küsel, Ziesar und Wenzlow im Autobahn-Unfalleinsatz. Petra Hädicke: "Einige Feuerwehrleute waren siebeneinhalb Stunden im Einsatz."