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  7. Ligeti an der alten Orgel geht allerbestens

Der schwedische Konzertorganist Bengt Tribukait setzt an der Loburger Kahrling-Orgel moderne Spielkunst fort Ligeti an der alten Orgel geht allerbestens

Von Stephen Zechendorf 27.08.2014, 03:17

Die Loburger Kahrling-Orgel - immerhin über 300 Jahre alt - entdeckt auf ihre alten Tage ihre Tauglichkeit zu moderner Musik. Der schwedische Organist Bengt Tribukait entlockte der Loburger "Königin der Musikinstrumente" gar avantgardistische Klänge des Komponisten György Ligeti.

Loburg l Lange Zeit dominierten bei den Loburger Orgelsommern die klassischen und altbekannten Orgelklänge altehrwürdiger Komponisten. Doch mehr und mehr erklingen auch moderne Stücke an dem Instrument. Bereits bei den vorangegangenen Konzerten mit den Organisten Thomas Lennartz (Dresden) und Dr. Tim Rishton (Norwegen) hatten die ausführenden Musiker in der Loburger St.-Laurentius-Kirche dem historischen Instrument im Rahmen des diesjährigen Orgelsommers ausgesprochen moderne Töne entlockt. Und das wollte am zurückliegenden Sonntag der gastierende Bengt Tribukait natürlich irgendwie noch toppen.

Und so trauten sich der Stockholmer Konzertorganist und der Loburger Altkantor Roland Theuring, an das Ende des Sonntagskonzert eine gewagte Zugabe zu stellen. Erklingen sollten die "Harmonien" von György Sándor Ligeti.

Dass dieses Zusatzangebot nicht ganz ohne Erklärungen stattfinden dürfte, wusste auch der Organisator der Loburger Orgelsommer, Roland Theuring. Und so verriet er den leider zu wenigen Zuhörern des Tages, dass György Sándor Ligeti - ein österreichischer Komponist rumänisch-ungarisch-jüdischer Herkunft- als einer der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts und ein Erneuerer der Neuen Musik bezeichnet wird. Statt auf einzelne Töne setzte Ligeti auf Klangwelten.

Und eben diese ließen sich auf der Loburger Orgel hervorragend erzeugen. Dazu bediente sich der Organist Tribukait der Hilfe von Theuring. Denn in dem Stück von Ligeti gilt es - mitten während des Spieles - die Manuale der Orgel immer wieder zu ziehen und zu schließen. Mehr noch: das Stück beginnt mit dem Anstellen des Blasebalges, der doch die Töne erst erzeugt, und endet mit dem Ausschalten der Orgel. Letzteres sorgt über etliche Sekunden hinaus für ein geisterhaft klingendes Wehklagen, bis das imposante Instrument vollends verklingt.

Schwergängige Manuale kommen Ligeti entgegen

"Die schwergängigen Manuale erlauben ein gutes Spiel dieses Stückes", lobte Bengt Tribukait die Eignung des altehrwürdigen Loburger Instrumentes für die avantgardistische Musik von György Ligeti. "Wo wären wir heute, wenn es nicht immer Musiker gegeben hätte, die in ihrer Zeit neue musikalische Impulse gesetzt haben?", fragte Altkantor Theuring.

Mit diesem sehr beeindruckenden Experiment endete am Sonntag ein Konzert, das ansonsten von eher klassischen Stücken geprägt war. Zu Gehör kamen unter anderem Werke von Buxtehude, Schumann und Bach, aber auch Giovanni de Macque, der in seiner Wirkenszeit (gest. 1614) ebenfalls als Vorreiter und Erneuerer der damaligen Musik gegolten hat.