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Freisprechung der Kreishandwerkerschaft und Ehrungen für Meisterjubilare Wie aus Lehrlingen Handwerksgesellen werden

Von Falk Heidel 02.10.2014, 03:09

Die Freisprechung ist eine 700 Jahre alte Tradition. Sie macht aus dem Lehrling einen Gesellen. Die Kreishandwerkerschaft verknüpfte diese Auszeichnung durch mehrere Innungen.

Burg/Genthin l Renata Lipets (20) ist seit vorgestern ein Bäckergeselle. Die junge Frau aus Genthin hat ihr Handwerk bei Bäckermeister Ulrich Rode in Jerichow gelernt. Sie sagt: "Das ist mein Traumberuf. Ich wollte nie etwas anderes werden, habe zuvor daheim schon viel Zeit mit Backen verbracht."

Am Dienstag gehörte sie zu den jungen Menschen, die in der Burger Gaststätte "Zum Zapfenstreich" von Kreishandwerksmeister Konrad Zahn freigesprochen wurden. Zahn sagte in seiner Ansprache: "Der Gesellenbrief ist die Fahrerlaubnis für das Berufsleben." Blumen bekamen Renata Lipets und die anderen Junggesellen von Handwerkerschafts-Geschäftsführerin Diane Sommer. Die Zeugnisse überreichte Obermeister Lothar Sprung auch an die zweite Bäckergesellin Franziska Gruß. Sie wurde in Sprungs Möckeraner Unternehmen ausgebildet und jetzt auch übernommen. Auch Renate Lipets bleibt ihrem Betrieb erhalten. Gestern begann ihre Schicht frühmorgens um 3 Uhr. Meister Rode sagt über seine neue Gesellin: "Sie ist universell talentiert, handwerklich geschickt und jederzeit bereit etwas dazu zu lernen. Ich traue ihr zu, dass sie eines Tages die Meisterschule besucht." Brav gibt die junge Frau die verbalen Blumen an den Meister zurück: "Er war und ist ein guter Lehrer. Ich gehe jeden Tag gern zur Arbeit." Als wichtigste Voraussetzung für einen guten Abschluss nennt Rode "die Liebe zum Beruf".

Selbige gehört für Malermeister Zahn unbedingt dazu. Er überreichte die Zeugnisse an zwei Gesellen seiner Innung: Benjamin Dreyer (hat bei ihm in Gommern gelernt) und Kevin Pecerskij (Meister Lars Seidel aus Biederitz). Zu den Zeugnissen gab es noch eine Zahnsche Lebensweisheit: "Eine gute Berufsausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit."

Das dürfte auf die drei Kfz-Gesellen Jotham Zimmermann (Blumenhagel), Jens Dilling (Opitz) und Robert Mentel (Röttig) zutreffen. Alle drei haben laut Diane Sommer wegen guter Leistungen früher ausgelernt. Ein extra Präsent gab es für Robert Mentel aus Magdeburg - auf seinem Zeugnis steht die Note "sehr gut".

Interessant: Modisch wollten sich die Altmeister nichts von den jungen Gesellen vormachen lassen. Konrad Zahn trug zu seinem dunklen Anzug blaue Sneeker mit weißen Schnürsenkeln an den Füßen. Obermeister Lothar Sprung glänzte mit einer farbenfrohen Krawatte, die an moderne, abstrakte Kunst erinnert. Die kombinierte er stilsicher mit braunen Lederschuhen.

Rüdiger Schmidt von der Magdeburger Handwerkskammer hatte für die jungen Leute einen Tipp parat: "Wir wäre es mit einer Wanderschaft durch Europa?" Bei der Kammer gäbe es entsprechende Angebote. Schmidt sagte zudem: "Das Handwerk ist überall, morgens unter der Dusche und später beim Biss in das knusprige Frühstücksbrötchen..." Seiner Ansicht nach haben junge Leute derzeit beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt: "Gut ausgebildete Fachkräfte werden überall gesucht." Er empfiehlt aber auch den Blick auf eine Meisterausbildung: "Innerhalb der Kammer zählen wir pro Jahr 220 abgeschlossene Meisterprüfungen."

Für Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum ist "das deutsche Handwerk nach wie vor international anerkannt". Mit den Gesellenbriefen hätte die jungen Leute ein gutes Rüstzeug für die Zukunft: "Jetzt können Sie auch Verantwortung übernehmen." In seiner Stadt zählt Rehbaum 1400 Unternehmen: "300 davon gehören zum Handwerk."

Dazu zählt auch die Kfz-Werkstatt von Klaus Kirchhoff. Er ist im Rahmen der Freisprechung zum 30-jährigen Meisterjubiläum ausgezeichnet worden. Diane Sommer: "Wir wollen solche Anlässe nutzen, um den verdienten Meistern unsere Anerkennung auszusprechen." Unter anderem meinte Michael Röttig: "Das ist eine sehr schöne Geste." Als Dienstältester unter den Meistern bekam der Parchener Bäcker Theodor Hagemann eine Urkunde zum 40-jährigen Meisterjubiläum.

Renate Lipets sah dieser Prozedur geduldig zu. Bis sie eine solche Urkunde bekommt, darf sie noch viele Brötchen backen.