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Der Buttersäureanschlag von Hüttermühle vom 11. Oktober 2013 / Ermittlungen vor dem Abschluss "Alles ist möglich"

Von Andreas Mangiras 07.10.2014, 03:18

Still ist es geworden um das in Hüttermühle stehende Hotel, das fast auf den Tag genau vor einem Jahr auf ungewöhnliche Weise in die Schlagzeilen geriet. In der Nacht vor seiner Wiedereröffnung fiel es einem Buttersäureanschlag zum Opfer. Getan hat sich dennoch einiges. Die Ermittler wollen in dieser Woche ihre Ergebnisse der Staatsanwaltschaft in Stendal übergeben.

Hüttermühle l "Wir werden die Vorermittlungen abschließen", erklärte Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch auf Volksstimme-Nachfrage. Im Polizeirevier Jerichower Land laufen seit einem Jahr die Fäden zusammen, um die Vorfälle um einen Buttersäureanschlag auf ein vor der Wiedereröffnung stehendes Hotel in Hüttermühle bei Genthin aufzuklären, Schuldige und mögliche Hinterleute dingfest zu machen.

Rückblick: Es ist der 11. Oktober 2013. Geplant ist an diesem Tag in Hüttermühle die Wiedereröffnung eines Hotels, das wiederholt in die Schlagzeilen geraten war - wegen eines Brandes und wegen Fördermittelbetruges. In der Nacht vor der Eröffnung passiert im Hotel, dessen Betreiber ein Pole ist, erneut Unvorstellbares.

Unbekannte dringen in der Nacht ins Hotel ein. Sie fluten fast alle Räume und verteilen überall übel riechende Buttersäure. Dem ätzend-ekligen Gestank ist schwer beizukommen. Es wird lange vorhalten. Wer ungeschützt das Gebäude betritt, für den besteht Gesundheits- und Lebensgefahr. Es wird deshalb noch lange eine Beschilderung außen vor dem Haus warnen.

Die Täter haben das gewollt: Hoher und langanhaltender Schaden. An den Wänden prangen rechte Symbole und Parolen. Ein Hinweis oder eine Ablenkung?

Die Polizei wird in alle Richtungen fahnden. War es ein Racheanschlag? Steckt Ausländerfeindlichkeit dahinter? Gibt es beim Pächter oder dem Besitzer des Hotels etwas? Die Ermittlungen sind mühselig. Sie ziehen sich hin.

Die Versicherung des Hotelbetreibers erhöht im Laufe des Jahres die Belohnung für Hinweise. Aus 50 000 werden 100 000 Euro. "Eine Belohnung in dieser Höhe ist ein Ausnahmefall", heißt es bei der Versicherung.

Die Ermittler haben sich im Fall der erhöhten Belohnung mit der Versicherung abgestimmt. Was die Polizei wissen will: Wer hat verdächtige Personen rund um den 11. Oktober auf dem Gelände des Hotels gesehen? Wem sind Fahrzeuge in der Nähe des Objektes aufgefallen?

Ungewöhnlich ist: Die Versicherung hat die Anzeige mit der Belohnung auch in einer polnischen Zeitung veröffentlicht. "Es haben zu dieser Zeit dort viele polnische Gastarbeiter gearbeitet", heißt es zur Begründung. Auch der Betreiber des geplanten Hotels ist Pole.

Das Haus hat eine lange Vorgeschichte, auch krimineller Machenschaften: Nach einer Brandstiftung im Jahr 2001 wurde das Ferienhotel mit Fördermitteln wieder aufgebaut. Der damalige Bauherr Uwe S. wurde wegen Subventionsbetruges verurteilt. Er agierte mit Scheinrechnungen. Uwe S. besaß dazu Autohäuser im Kreis. Sie wurden angezündet. Er erhielt eine siebeneinhalbjährige Gesamtstrafe. Die Strafe wurde verkürzt. Uwe S. ist bereits wieder frei.

Der Schaden nach dem Anschlag vom 11. Oktober 2013 geht in die Millionen. Die Versicherung hat noch keine Entschädigung gezahlt. "Die ist nicht fällig, so lange es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt", hatte der Hotelversicherer seinerzeit mitgeteilt.

In dieser Woche wollen die Polizeiermittler aus dem Jerichower Land ihre Erkenntnisse an die Staatsanwaltschaft Stendal übergeben. Ist der Fall etwa aufgeklärt? "Unsere Ermittlungsergebnisse zu bewerten, obliegt der Staatsanwaltschaft", hält sich Polizeisprecher Kriebitzsch bedeckt. "Sie kann Anklage erheben, sie kann das Verfahren auch einstellen. Sie kann uns den Fall auch zurückgeben und weitere Ermittlungen einfordern. Alles ist möglich."