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Reinhard Klinger aus Rottenau bei Loburg züchtet Kropftauben auf internationalem Spitzenniveau Deutscher Meister und Europa-Champion

Von Falk Heidel 04.11.2014, 02:09

Europa-Champion, zwölffacher Deutscher Meister und mehrfacher Bundessieger: Reinhard Klinger aus Rottenau bei Loburg hat einen riesigen Trophäen-Keller mit goldenen Pokalen, Wimpeln, Tellern und Siegerschleifen. Klinger ist Taubenzüchter.

Rottenau/Möckern l Norwichkröpfer sind die Könige der Kropftauben! Dieser Satz steht in Form eines großen Bildes an der Wand zum Taubenstall auf dem Hof von Reinhard Klinger.

Taubenstall? Der Begriff trifft es nicht ganz: Es handelt sich eher um eine Kleintieranlage aus vielen Teilbereichen mit allen Details, die aus ganz normalen Kropftaubeneiern spätere Norwichkröpfer-Siegertauben machen. "Du musst mit den Tieren reden", sagt Klinger als er vor einem Voliere steht und die Geräusche der Tauben nachahmt.

Seine gut 70 Norwichkröpfer sind für Reinhard Klinger nicht nur ein Hobby - die Zucht ist längst zum Lebensmittelpunkt geworden. Klinger sagt: "Rassetauben sind immer ein Spiegelbild ihres Züchters. Wenn es bei ihm charakterlich nicht stimmt, wird er auch keine erfolgreiche Zucht haben."

Kropftauben unterscheiden sich von anderen Haustauben durch eine aufrechte Körperhaltung und ihren großen Kropf, den sie mit Luft füllen können. Woher die Tiere kommen, weiß man nicht so genau. Ihre Zucht in Europa hat eine mehr als 500-jährige Tradition. Es gibt mehr als 50 Kropftaubenrassen. Eine davon sind die Norwichkröpfer. In Klingers Volieren finden sich drei Farbvarianten: schwarzgeherzt, blaugeherzt und braunfahlgeherzt. Rotgeherzte Tiere hat er nicht mehr im Stall.

Großkröpferrassen werden unterteilt in kurzbeinige, hochbeinige und mittelhochbeinige. Klingers Norwichkröpfer gehören zu den mittelhochbeinigen. Fachleute beschreiben die Tiere als elegante, schlanke, sehr fleißig und ausdauernd blasende Kropftauben. Sie gelten als äußerst lebhaft und zutraulich. Das gilt wohl auch für Reinhard Klinger. Er ist bekannt dafür, dass er akribisch an seinem Erfolg arbeitet: "Meine Stärke ist mein Ehrgeiz", sagt der 66-jährige Ruheständler.

Zu den großen Ausstellungen in Leipzig, Nürnberg, Ulm oder Dortmund fährt er nur, wenn er sich Siegchancen ausrechnet. Von solchen Ehren zeugen die Trophäen im Keller. Dazu zählt auch die höchste Auszeichnung für einen Rassegeflügelzüchter - der Siegerring. Diese einmalige Ehre ging bei der großen Schau in Dortmund 2009 gleich doppelt nach Rottenau, ein Ring in Gold und einer in Bronze. Klinger sagt: "Ja, ich gebe zu, da bin ich schon ein wenig stolz drauf." Zu den seltenen Ehrungen für Klingers Zucht gehört auch ein Jahrtausend-Band aus dem Jahr 2000 in Nürnberg oder der Titel "Meister der Sachsen-Anhalter Rassegeflügelzucht".

Seine Leidenschaft für diese Vögel hat er von seinem Vater Oskar übernommen: "Er hatte Kropftauben, brachte sie aber nie zu Ausstellungen." Das änderte sich 1972, als aus dem durchschnittlichen Rosianer Fußballer Reinhard Klinger ein ambitionierter Taubenzüchter wurde. Jedoch ist es ihm nicht gelungen, sein Hobby an die nächste Generation weiterzugeben.

Im April schlüpfen in der Brutmaschine die ersten 20 Küken: "Daraus entwickeln sich meist die hochwertigsten Exemplare", sagt der Fachmann. Im Mai und Juni folgen zwei weitere Bruten. Danach werden die Vögel für die Ausstellungssaison ab Oktober vorbereitet. Ein Trick: Klinger lässt einen Luftballon durch die Voliere fliegen: "Damit gewöhnen sie sich an viele ruckartige Bewegungen der Menschen bei Ausstellungen." Hin und wieder simuliert er den Ausstellungsalltag auch daheim für die Tauben, indem er sie eine gewisse Zeit in solchen Käfigen unterbringt.

In seiner Tauben-Herberge hat Klinger jede Menge Ausstattungsformen gezimmert: Nistkästen, Durchgänge, Sitzstangen - alles Marke Eigenbau. Der gelernte Maurer ist auch im Tischler- und Zimmererhandwerk unterwegs. Und: Überall ist es blitzblank.

Doch Klinger ist nicht nur Züchter, sondern auch Funktionär - in seinem Verein, im Kreisverband und im Verein Deutscher Tauben. Hier ist er Obmann der Gruppe Ost im Sonderverein der Züchter des Norwichkröpfers, so die offizielle Bezeichnung. Seine Gruppe hat Mitglieder aus Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei und Kroatien.

Seine Ausstellungssaison ist schon durchgeplant. Nächste Woche findet die 79. Kreisverbandsschau in Möckern statt. Die Porzellan-Trophäen dafür hat Klinger im Vogtland bestellt. Sein Loburger Verein war zuletzt zweimal Kreismeister. Im Rassegeflügel-Kreisverband ist Klinger der Zuchtwart für Tauben. Zu den Höhepunkten für die Rottenauer Kropftauben gehört die nationale Rassegeflügelschau in Leipzig am 7. Dezember. Mitte Dezember (13./14.) folgt die Ausstellung der Loburger Züchter in der Vereinsgaststätte "Zum Goldenen Gockel". Sehr wahrscheinlich, dass Klingers Trophäen-Kabinett dann wieder Zuwachs bekommt.