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24 Stunden für die süße Sache im Einsatz / Landwirte der Region können von einer Rekordkampagne ausgehen Die Lademaus: Rüben pflastern ihren Weg

Von Stephen Zechendorf 21.11.2014, 02:09

Sie ist groß, gelb und schnappt sich jede Zuckerrübe, die sie erwischen kann. Und sie ist unermüdlich. 24 Stunden am Tag sammelt die "Lademaus" die auch im Jerichower Land zu langen Mieten aufgetürmten Rüben von den Feldern und verteilt sie auf Lkw.

Möckern l Kurz vor 23 Uhr am Ortsausgang Wallwitz: Im Minutentakt rollen Lkw über einen Feldweg. Sie stehen Schlange vor einem rundumbeleuchteten Stahlmonstrum, das an einen zu klein geratenen Braunkohlebagger erinnert. So gelb wie das Ding ist, so klingt es auch. Es quietscht. Und es hupt: Immer dann, wenn ein Lkw beladen istund der nächste unter dem Transportband am Ausleger stoppen soll.Keine sechs Minuten dauert es, dann sind wieder rund 26 Tonnen der wertvollen Erntefrucht aufgeladen worden und ab geht die Fahrt zur eine Stunde entfernten Zuckerfabrik in Klein Wanzleben.

Mit 0,08 km/h übern Acker

Das Gerät, das derzeit in der Region seinen Dienst tut, hört auf den Namen "Lademaus". Warum es ausgerechnet auf diesen Namen getauft wurde, weiß auch Maschinenführer René Markwirth nicht. Der 27-Jährige sitzt für das Unternehmen HaGe-Logsitik mit Filialsitz in Haldensleben im Führerhäuschen. HaGe ist ein Unternehmen der Logistikgruppe Kiel. Die Firma sammelt derzeit im Auftrag von "Nordzucker" überall im Land die Rüben ein. Derzeit im Jerichower Land und in der Altmark ackern je eine "Lademaus" und bis zu 20 Lkw im Zweischichtsystem 24 Stunden am Tag.

Über einen so genannten Aufnahmetisch auf Bodenniveau werden die Rüben mit nach innen und außen laufenden Walzen aufgenommen und dabei auch gleich gereinigt. Über rüttelnde Laufbänder gelangen die Rüben zum "Überlader", der die Früchte in den Lkw purzeln lässt.

Mit sage und schreibe null komma null acht Stundenkilometern arbeitet sich die Lademaus voran. Zentimeter um Zentimeter frisst sich das Gerät durch die mehrere hundert Meter lange Zuckerrüben-Miete, deren Ende in der Dunkelheit verschwindet. Maschinenführer Markwirth knipst einen Außenfluter an: "Morgen früh sind wir fertig", schätzt er ab und legt den Schalter über seinem Kopf wieder um. Es wird etwas dunkler, bleibt aber laut. Wer Zucker haben will, muss mit diesen Nebenwirkungen der Ernte wohl leben.

Beste Bedingungen

Seit Mitte September läuft die diesjährige Rübenkampagne. Alle rechnen mit einer Rekordernte. Landwirt Volker Oelze von der Agrarwirtschaft Möckern kann das bestätigen. Auf den bewirtschafteten Flächen liegt der durchschnittliche Ertrag normalerweise bei 500 Doppelzentnern pro Hektar. Diesesmal sind es 735 Doppelzentner.

Auf wieviel Hektar die landwirtschaftlichen Betriebe Zuckerrüben anbauen, ergibt sich aus den Verhandlungen mit der "Nordzucker" als Abnehmer der Rüben. Der Konzern mit Hauptsitz in Braunschweig ist Europas zweitgrößter Zuckerhersteller und produziert darüber hinaus Bioethanol sowie Futtermittel aus Zuckerrüben.

Dr. Michael Gauß, Geschäftsführer der Region Zentraleuropa bei "Nordzucker", geht von einer Kampagnenlänge von rund 130 Tagen aus: "Die hervorragenden Aussaatbedingungen im März legten den frühen Grundstein für eine nahezu optimale Vegetationsphase der Rüben. Unter hervorragenden Bedingungen konnten sie in allen nord- und ostdeutschen Rübenanbaugebieten gedeihen."

High-Tech im Führerhaus

Inzwischen ist die "Lademaus" weitergezogen. Mit eingefahrenen Auslegern und auf einmal vergleichsweise rasend schnell rollt sie mit Tempo 25 von Wallwitz zum "Franzosenweg" zwischen Möckern und Dalchau. Die Tagschicht hat Detlef Blume (56) übernommen. Auf den Monitoren kann er überwachen, ob das Gerät seine Arbeit ordentlich macht und keine Rüben liegenbleiben. Eine Kamera ist auf den zweiten Ausleger gerichtet. Der hier angebrachte Tank dient als Gegengewicht für den Überlader. Vom Steuerplatz aus druckt Blume kleine Zettel mit Bar-Code aus und reicht sie an die Lkw-Fahrer, die eigens dafür die Lademaus erklimmen. Ab dem Moment des Aufladens ist die Rübenmenge erfasst, per GPS werden alle Daten in die "Nordzucker"-Zentrale gesendet. Von dort wird auch koordiniert, wann die Lademaus wo zum Einsatz kommt. Die Rübenkampagne ist längst zur durchorganisierten Logistik-Leistung geworden.