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Millioneninvestition Was Fledermaus-Bunker mit Kanal verbindet

Der Kanalausbau im Jerichower Land soll 2016 abgeschlossen sein. Im
Gegenzug zu den Bauarbeiten gibt es sogenannte Ausgleichsmaßnahmen. Es
werden an anderen Stellen Bäume gepflanzt und Flächen von Beton befreit.
Entstanden ist auch ein Fledermaus-Bunker.

Von Falk Heidel 25.11.2014, 02:08

Burg/Genthin/Zerben l Auf 56 Kilometern fließt der Elbe-Havel-Kanal durch das Jerichower Land zwischen Hohenwarthe und Kader Schleuse. In den vergangenen Jahren zeigte sich das Uferareal nicht in paradiesischer Idylle - sondern ist geprägt von Baumfällungen und riesigen Baumaschinen. Der Wasserspiegel wird von 35 auf 55 Meter verbreitert.

Millionen von Erdreich-Kubikmetern sind in den vergangenen Monaten bewegt worden. Allein zwischen Niegripp und Zerben sind es 240000 Kubikmeter Baggergut. Intensiv gebaut wurde im Sommer zwischen Parey und Güsen. Riesige Mengen Erde mussten die Baufirmen für die Erweiterung der Bundeswasserstraße bewegen. Ein großer Teil des Transports der Erdmengen wird über Schiffe abgewickelt.

235 Hektar werden als Ersatz aufgeforstet

Im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen wurde und wird untersdessen intensiv gearbeitet. Ein Beispiel sind Aufforstungen. "Neupflanzungen von Bäumen gibt es unter anderem auf den Ablagerungsflächen bei Seedorf, Ihleburg oder Parey", erklärte Sieglinde Bischoff vom Umweltamt des Landkreises: "235 Hektar werden als Ersatz für den Kanalausbau aufgeforstet", sagte die Fachbereichsleiterin auf Volksstimme-Anfrage. Dies bestätigte gestern Forstdirektor Rainer Aumann: "Ein Teil dieser Maßnahmen wird vom Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt ausgeführt. In diesen Wochen ist Pflanzzeit." Zum Vergleich: Als Ersatz für den Bau des Wasserstraßenkreuzes sind 257 Hektar bepflanzt worden.

Jedoch sind die Kanalausbau-Ausgleichsprojekte sehr viel umfassender. Bischoff zufolge gehört dazu auch das Anlegen einer Streuobstwiese sowie Umforstungen im Genthiner Stadtwald. In Parchau ist ein alter Elbarm wieder an die Elbe angebunden worden. "Das alles wertet unser Landschaftsbild enorm auf", sagte Bischoff im Umweltausschuss des Kreistages.

Ein anderes Beispiel sind sogenannte Flächenentsiegelungen. Bedeutet: Grundstücke aus Stein und Beton werden der Natur zurückgegeben. Passiert ist dies auf einem 21 Hektar großen Areal bei Detershagen. Das Gebiet war ein Schießplatz zu Kaisers Zeiten. Später haben es die Sowjets als Tanklager genutzt. Bischoff: "Hier sind diverse Gebäude, Tanks, Straßen und Lagerstätten abgerissen worden. Beseitigt wurden dabei 85000 Tonnen Bauschutt." Das Gebiet soll im kommenden Jahr aufgeforstet werden. Abgerissen worden sind zudem auch Stallanlagen auf der "Insel" im Genthiner Stadtteil Altenplathow.

Naturschutzgebiet soll für die Zukunft "flott" gemacht werden

Ein weiteres ehrgeiziges Projekt steht auf der Projekte-Liste. Hinter dem Begriff Wiedervernässung Burger Holz verbergen sich Maßnahmen zur Wasserrückhaltung. Konkret: Stauanlagen und Rohrdurchlässe werden in den Grabensystemen errichtet beziehungsweise saniert. Damit soll laut Bischoff dieses 1000 Hektar große Naturschutzgebiet für die Zukunft flott gemacht werden: "Es handelt sich um ein geschlossenes Waldgebiet als Auenwaldrest, hier leben geschützte Arten wie Schwarzstorch und Kranich."

Zu diesen Maßnahmen gehört auch der Bau eines Fledermaus-Bunkers aus Beton in der Nähe des Kanals zwischen Güsen und Niegripp. Unweit dieses Neubaus musste eine alte Fledermaus-Behausung den Bauarbeiten weichen. Der neue Bunker steht auf einer 180 Quadratmeter großen Fläche. Er enthält Bischoff zufolge mehrere Kammern mit unterschiedlichen Raumtemperaturen.

Für sämtliche Ausgleichsmaßnahmen ist das Wasserstraßen-Neubauamt zuständig, auch für die Finanzierung. Diese Bundesbehörde fungiert auch als Bauherrin des Kanalausbaus. Sieglinde Bischoff: "Man kann allen Beteiligten nur sehr dankbar sein für das Engagement. Die Zusammenarbeit funktioniert auf sehr hohem Niveau."

Vor dem Kanalausbau gab es den Bau der Doppelsparschleuse Hohenwarthe an der Verknüpfung zum Mittellandkanal. Beginn war im September 1998. Im April 2003 war sie fertig. Kostenpunkt: 90 Millionen Euro. Sämtliche Baumaßnahmen sind Teile des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit 17, das neben dem Bau des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg unter anderem den Ausbau des Mittellandkanals, des Elbe-Havel-Kanals und der Havelwasserstraße umfasst.

Der Elbe-Havel-Kanal wird derzeit von etwa 30 Frachtschiffen täglich befahren. Ziel des Kanalausbaus ist laut den Behörden die uneingeschränkte Befahrung mit bis zu 110 Meter langen Großmotorschiffen und bis zu 185 Meter langen Schubverbänden.