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Nicht der Landkreis, sondern der BBC betreibt die Burger Gymnasium-Sporthalle - mit Defizit Merkwürdige Sporthallen-Finanzen

Von Falk Heidel 12.12.2014, 02:06

Seit Jahren gibt es einen Streit zwischen Burger BC und Landkreis wegen der Finanzierung der Sporthalle im Flickschupark. Der Verein beklagt ein massives Defizit. Mit Amtsantritt von Landrat Burchhardt kommt Bewegung in die Sache.

Burg l Seit sieben Jahren steht auf dem Areal des Burger Flickschuparks eine moderne Zwei-Felder-Sporthalle. Damaliger Bauherr und jetziger Eigentümer ist der Burger Ballspielclub (BBC). Diese ungewöhnliche Konstellation ist zustande gekommen, weil der Verein angeblich bessere Fördermittel-Konditionen bekommen hat, als sie der Landkreis bekommen würde. Allerdings gibt es auch Beobachter, die dies bezweifeln. Üblicherweise baut der Landkreis solche Sporthallen - vor allem wenn sie mehrheitlich von einer Schule genutzt werden: In diesem Fall von den knapp 800 Schülern des Roland-Gymnasiums.

Detlef Zimmer (54) vom BBC-Vorstand sagt: "Ich war damals wie heute gegen eine solche Vereinbarung. Ich bin der Meinung, dass sich ein kleiner gemeinnütziger Verein um den Sport und vor allem seine Sportler kümmern sollte."

Noch bevor die Sporthalle eingeweiht wurde, gab es einen Vertrag zwischen Landkreis und BBC, den der damalige Landrat Lothar Finzelberg sowie auf Seiten des Vereins Otto Ferchland, Roland Fiedler und Wolfgang Wernecke unterzeichneten. Finzelbergs Unterschrift ist auf den 31. März datiert, das BBC-Trio unterschrieb erst drei Tage später.

Gekostet hat die Halle 2,1 Millionen Euro. Den größten Anteil finanzierte das Land über Fördergelder. Der Verein musste für den Eigenanteil einen Kredit aufnehmen - über 350000 Euro. Das Gebäude steht auf einem Erbbaupachtgelände. Das Nutzungsverhältnis der Halle liegt bei 80 (Gymnasium) zu 20 (Verein) Prozent. Entsprechend ist auch die Finanzierung der laufenden Kosten geregelt. Beispielsweise gehen vier Fünftel der Kosten für den Hallenwart zu Lasten des Landkreises. Den Rest trägt der BBC. Von Anfang an zahlt der Landkreis eine jährliche Pauschale in Höhe von 50000 Euro an den BBC: "Mit diesem Zuschuss sind alle Kosten abgegolten, die zur Finanzierung der Einrichtung, zum Betrieb und Erhalt der Sporthalle entstehen, insbesondere Personalkosten." So der originale Wortlaut. Geregelt ist dies und noch viel mehr im Vertrag, der seinerzeit bis ins Jahr 2033 festgeschrieben wurde. Doch schon nach wenigen Jahren wurde klar: Der Verein kann die Finanzierung nicht stemmen. Unter anderem sind die Kosten für Strom, Wasser und Heizung teilweise um 80 Prozent gestiegen - nicht geändert haben sich die Zuschüsse vom Landkreis.

"Seit drei Jahren haben wir mit Landkreis, Landesverwaltungsamt und Ministerium über diese Situation gesprochen - doch es kümmerte anscheinend niemanden", sagt Detlef Zimmer vom Vereinsvorstand. Mit dem Begriff "Situation" meint er die Verluste: "Da ist finanziell eine gewaltige Schieflage entstanden."

Doch die Zeit des Schweigens ist vorüber. Mit dem Wechsel von Finzelberg zu Burchhardt an der Spitze des Landratsamtes vor vier Monaten kam Bewegung in die Sache: "Wir sind froh, dass jetzt wieder eine vernünftige und sachliche Gesprächsbasis zustande gekommen ist", sagt Detlef Zimmer.

Laut BBC-Schatzmeister Eckart Grundmann (47) gibt es seit 2013 ein gravierendes Defizit bei der Hallenfinanzierung für den Verein. Grundmann sagt: "Wir haben deshalb ein operatives Minus in diesen Geschäftsjahren." Die Existenz des Vereins sei damit jedoch akut nicht gefährdet.

Bedroht wäre sie nur dann, wenn sich nichts ändern würde. Immerhin sind Verein und Landkreis bereits einen Schritt aufeinander zu gegangen. Der Landkreis zahlt für die Jahre 2013 und 2014 jeweils 17000 Euro nach.

Ab nächstem Jahr soll der Vertrag angepasst werden. Ebenfalls mit einem Aufschlag von 17000 Euro. Diese Änderungen waren kürzlich Thema im Kreistag, wo sich eine heftige Debatte entbrannte.

Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum: "Mit nur 50000 Euro Zuschuss sind Sporthalle und Personal nicht zu halten." Und: "Der Landkreis muss den Vertrag für den Verein auskömmlich gestalten." Rehbaum sagte in Richtung seines SPD-Parteifreunds Steffen Burchhardt: "Gut, dass der Landrat dieses Thema aufgreift, das ist ein großer Qualitätssprung zur Zeit seines Vorgängers."

Ähnlich formulierte es Markus Kurze (CDU): "Die Kosten sind seit 2007 besorgniserregend gestiegen, dies muss natürlich vertraglich berücksichtigt werden." Wolfgang Bernicke (Die Linke) meint: "Der Vertrag sollte so gestaltet werden, dass der Verein zum sparsamen Umgang mit dem Geld animiert wird."

Ein handfester Streit entwickelte sich zwischen Kurze und Burchhardt. Hintergrund ist eine Fünf-Prozent-Klausel im Vertrag. Diese Klausel besagt, dass zwischen Landkreis und Verein nur dann eine Jahresrechnung erfolgen muss, wenn die Betriebskosten um mehr als fünf Prozent von der Pauschale abweichen. Jetzt steht fest: Es soll jedes Jahr abgerechnet werden.

Burchhardt sagte: "Die Vereinbarung sieht vor, dass wir auf Veränderungen jederzeit reagieren können. Wir bleiben mit dem Verein im Dialog."

Für die Berechnung der Kosten hat der Landkreis eine vergleichbare Konstellation in Gommern zugrunde gelegt. Hier nutzen 750 Schüler aus Gymnasium und Sekundarschule die Sporthalle.

"Erstmal können wir mit der Vereinbarung leben", sagt Detlef Zimmer. Er meint zudem: "Der Landkreis hat eine gewisse Fürsorgepflicht gegenüber einem Verein mit ehrenamtlichen Mitgliedern."