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Heiko Gieraths restauriert seit 25 Jahren in Gerwisch Möbel und findet dabei so manch einen Schatz Geheimnisse in versteckten Schubladen

17.01.2015, 02:09

Holz ist sein Metier. Möbelrestaurator Heiko Gieraths bringt alte Möbelstücke wieder auf Hochglanz. Dabei finden sich Geheimfächer mit längst vergessenen Erinnerungen der vergangenen Jahrhunderte.

Gerwisch l Acht Schubladen hat der Sekretär aus Mahagoniholz auf den ersten Blick. Doch Heiko Gieraths weiß, dass sich in seinem Inneren noch mehr versteckt. Das Möbelstück von 1850, das der "Diplomrestaurator für Kulturgut und Holz", aufgearbeitet hat, birgt noch Überraschungen. Die Mittelkonsole lässt sich herausziehen, dahinter verstecken sich noch zwei weitere Schubladen. "Genutzt wurde das früher für Testamente, Schmuck oder Geld", erklärt der 54-Jährige. In einem kleinen Kästchen bewahrt er alle Fundstücke aus verschiedenen Möbelstücken auf. Darunter 10 Pfennig von 1900 oder 500 Mark von 1923. Auch französische Franc und Orden längst vergangener Militärhochwürden sind in den versteckten Schubladen zum Vorschein gekommen. "Eine schöne Erinnerung daran, was die alten Möbel alles schon erlebt haben." Wenn jemand ein Möbelstück zum Restaurieren abgibt, bleiben die Fundstücke natürlich nicht in Heiko Gieraths kleiner Kiste. Nicht jeder kennt jedoch die Geheimfächer der eigenen Möbelstücke, weiß der Möbelliebhaber.

Der Geselle bewies sein Können bei den Verstecken

Sekretäre, so wie der Sekretär von 1850, sind die Gesellenstücke der Tischler gewesen. "So ein Geheimfach einzuarbeiten gehörte schon zur Prüfung", erklärt Gieraths. Natürlich gibt es auch Stücke ohne Geheimfach, doch den Wunsch, die einzelnen Möbelstücke genauer anzusehen, bekommt jeder Besucher von Heiko Gieraths Antiquariat erfüllt. Insgesamt 80 bis 100 restaurierte Möbelstücke zeigt Heiko Gieraths in seiner Ausstellung. Weitere 200 bis 300 Möbel warten im Lager auf die Hände von Restaurator Gieraths oder seiner beiden Kollegen .

Dabei funktioniert das restaurieren der Möbel nur in Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern. Für alte Schranktüren mit Glaseinsatz muss noch ein Glaser ran, für Stühle mit Flechtwerk braucht es einen Korbmacher und bei den verschnörkelten Holzschnitzereien etlicher Möbelstücke ist ein Holzbildhauer gefragt. "Manche Zünfte sind schon sehr selten geworden", erklärt Gieraths. Der Restaurator passt mit seinem Handwerk und seinem Geschäft seit 25 Jahren in eine Nische. "Die Leute, die sich eine Antiquität kaufen, suchen auch eine Geldanlage." Von Wert sind die Möbel, wenn sie Gieraths aufgearbeitet hat. Für den Sekretär aus Mahagoniholz mit Geheimschubladen müssen Liebhaber gut 2000 Euro aufbringen.

Historische Möbel sind gefragt

Die Nachfrage nach historischen Möbelstücken sei in der Zeit seit der Wende gestiegen. Nach und nach hat Gieraths seine Werkstatt in Gerwisch mit alten Furnieren und Einzelteilen aufgefüllt. 2009 hat er seine Werkstatt um ein altes Hortgebäude erweitert. Mehr Platz für Omas und Uromas Schätze. Sein ältestes Stück stammt von 1750. Die Kommode aus Barockzeiten wartet noch auf einen Käufer. Um seinen Kunden noch etwas anderes als andere Händler bieten zu können, fährt er jedes Jahr nach England - zum "Möbelshoppen". Auf riesigen Flohmärkten wird er fündig und bringt nach Deutschland, was es hier kaum gibt: Kleine Couchtische und Anrichten, Tafelsilber oder englisches Porzellan.

Englische Kronjuwelen oder andere Geheimnisse des Empires hat er in den Möbelstücken noch nicht gefunden. "Für mich sind die alten Holzmöbel alle Schätze", sagt Gieraths.