1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. 65-Jähriger soll 100000 Euro Steuern hinterzogen haben

Mammutprozess am Amtsgericht Stendal mit 50 Zeugen 65-Jähriger soll 100000 Euro Steuern hinterzogen haben

Von Wolfgang Biermann 09.02.2015, 01:29

Stendal l Ein 65 Jahre alter Mann aus dem Jerichower Land muss sich derzeit vor dem Amtsgericht in Stendal in einem Mammutprozess wegen Steuerhinterziehung von mehr als 100000 Euro verantworten.

Die Staatsanwaltschaft Stendal wirft dem nach eigenen Angaben Facharbeiter mit Abitur, Steuerfachgehilfen und Diplom-Ökonom Steuerhinterziehung in 97 Fällen vor. Er soll im Zeitraum vom 1. Mai 2005 bis zum 29. Juli 2011 teils als Selbständiger oder als sogenannter Gehilfe eines Steuerberaters sowie für Lohnsteuerhilfevereine gehandelt und wahrheitswidrige Steuererklärungen für Einzelpersonen und Familien aus dem Jerichower Land und andernorts eingereicht haben. Die Finanzämter Genthin, Magdeburg, Haldensleben und Quedlinburg haben demnach auf Grundlage dieser falschen Angaben die Steuer nicht richtig festsetzen können.

Im Wesentlichen geht es um unrichtig deklarierte Werbungskosten "abhängig Beschäftigter", also von Arbeitnehmern. Die Spanne der dabei laut Anklage entstandenen Steuerausfälle reicht von vier bis 3340 Euro. Insgesamt 103675 Euro sollen nach Auskunft der Staatsanwaltschaft dem Fiskus entgangen sein. In einer geringen Anzahl der Fälle soll die Steuerhinterziehung im Versuch steckengeblieben sein.

Oberstaatsanwältin Verena Borstell brauchte beim Prozessauftakt geschlagene eineinhalb Stunden, um die komplette Anklage zu verlesen. "Ich habe mich bemüht, aber kein Mensch ist fehlerfrei, Fehler können passieren", äußerte sich der Angeklagte in einer von ihm verlesenen Stellungnahme zu den Tatvorwürfen. Darin wies er jede Schuld von sich. Die Fehlerquote der Finanzämter sei ungleich höher. Wie der Angeklagte in seiner Erklärung weiter vorbrachte, soll auch gegen seine Ehefrau ermittelt worden sein. Nach seinen Angaben ist deren Verfahren aber inzwischen eingestellt worden. Details zu den Vorwürfen sollen nun Punkt für Punkt geklärt werden.

Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richterin Petra Ludwig hat bislang 20 Verhandlungstage angesetzt. 50 Zeugen sollen gehört werden, darunter sind einige gesondert verfolgte Angeklagte. Mit an der Seite der Staatsanwaltschaft sitzt im Prozess ein Vertreter der Finanzbehörde aus Magdeburg. Am 29. Juni wird nach der- zeitigem Stand das Urteil erwartet.