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Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig verlegt die kleinen Denkmale zum dritten Mal in Burg Eine Familie - sieben Stolpersteine

Von Falk Heidel 09.03.2015, 02:24

Sieben Stolpersteine aus Messing erinnern seit Sonnabend auf dem Gehweg der Burger Brückenstraße an die Familie Neumann, die von den Nazis fast komplett ausgelöscht wurde.

Burg l Grausam: Drei Wintermonate verbrachte Chaim Neumann Anfang 1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen. Er gehörte zu den 200000 Menschen, die hier am Stadtrand von Oranienburg bei Berlin von den Nationalsozialisten inhaftiert wurden.

Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um. Andere wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen. Der 18. Februar 1940 ist der letzte Tag im Leben des Burger Kaufmanns Chaim Neumann. "Wir wissen nicht, wie er umgekommen ist", sagte Pfarrer Joachim Gremmes am Sonnabend bei der feierlichen Verlegung von sieben Stolpersteinen an der Brückenstraße. Hier wohnte die Familie, bis sie Ende der 30er Jahre abgeschoben beziehungsweise deportiert wurde.

Diese Steine sind sieben Familienmitgliedern gewidmet, nur einer hat die Nazizeit überlebt: Chaims Sohn Bezalel Neumann hatte ein Modegeschäft an der Zerbster Straße. Er floh mit seiner Frau Pepi und den drei Kindern über England und Italien nach Palästina. Er starb 1962 in Haifa. Die meisten anderen Familienmitglieder wurden 1938 im Rahmen der sogenannten Polenaktion nach Bentschen deportiert und später in Nadvorna ermordet.

Der Bildhauer Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem Wohnort kleine Gedenktafeln aus Messing einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 600 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas. Demnig sagt: "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist." Auf allen seinen Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.

Bürgermeister Jörg Rehbaum sagt: "Wir müssen die Erinnerung an die Millionen Schicksale dieser Menschen wach halten, das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig."

Burg ist derzeit der einzige Stolpersteine-Ort im Landkreis. Weitere Exemplare liegen seit 2013 im Breiten Weg und der Franzosenstraße. Pfarrer Joachim Gremmes: "Diese Aktion wird kommendes Jahr fortgesetzt. So lehren wir unsere Kinder, wachsam zu sein."