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Erster Bürgerstammtisch der Bürgerinitiative / SPD und CDU signalisieren Unterstützung Fahrstühle für "Völkerfreundschaft"

Von Manuela Langner 25.03.2015, 02:18

Die Bürgerinitiative Fahrstühle für die Völkerfreundschaft lud in der vergangenen Woche zu ihrem ersten Bürgerstammtisch ein. Ihr Ziel ist nach wie vor eine einvernehmliche Lösung mit der Wohnungsgesellschaft. SPD und CDU signalisieren Unterstützung.

Gommern l Zur Stadtratssitzung im Februar hatte Helmut Müller als ihr Sprecher die Bürgerinitiative (BI) Fahrstühle für die Völkerfreundschaft (umgangssprachlicher Name der Wohnblöcke in der Max-Planck-Straße in Gommern) vorgestellt. Die Zeit bis zum ersten Bürgerstammtisch im März hatten die Mitglieder für eine Unterschriftensammlung genutzt. 129 Mieter gaben ihren Namen und ihre Signatur dafür, dass die Aufgänge 34 bis 64 in der Max-Planck-Straße mit Fahrstühlen ausgestattet werden können.

Die Bewohner der Aufgänge 60 bis 64 erhalten schon in diesem Frühjahr Aufzüge. Von der Wohnungsgenossenschaft Glückauf wird momentan jedoch auch der Aufgang 58 saniert. Hier reicht der Grund und Boden der Genossenschaft für Fahrstuhlschacht und vorgeschriebener Abstandsfläche nicht aus. Alle Versuche, die notwendige Fläche von der Wohnungsgesellschaft zu kaufen oder sich die Nutzung zu sichern, sind bislang gescheitert. Ein Grund, weshalb die Wohnungsgesellschaft die Fläche nicht veräußern will, wurde nicht genannt. "Eine Fläche, die für nichts anderes genutzt werden kann", setzte Helmut Müller hinzu.

Insgesamt handele es sich um rund 1000 Quadratmeter, informierte Sylvia Camin, Vorstandsvorsitzende der Wohnungsgenossenschaft Glückauf, die für den Bürgerstammtisch die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Darüber hinaus, betonte Helmut Müller zu Veranstaltungsbeginn, habe die BI aber "nicht direkt etwas mit der Genossenschaft zu tun".

Er erläuterte den rund 50 Anwesenden die seit Anfang 2014 unternommenen Schritte, um die Wohnungsgesellschaft von einer Bereitstellung der benötigten Fläche zu überzeugen und verwies auf die Altersstruktur in der Völkerfreundschaft. "Über die Hälfte der Mieter sind über 60 Jahre alt." Barrierefrei in ihre Wohnungen zu kommen, werde immer wichtiger. Zudem gebe es lediglich sechs leerstehende Wohnungen in dem Komplex. Alle im vierten Obergeschoss.

"Das Ziel unserer Bürgerinitiative ist die einvernehmliche Schaffung der Voraussetzungen für den Fahrstuhlbau", setzte Helmut Müller hinzu. "Wir wollen nicht die Fronten verhärten, werden aber alle Möglichkeiten einer Bürgerinitiative ausschöpfen."

Während Bürgermeister Jens Hünerbein, Stadtratsvorsitzende Margrit Peters und Frank Krehan (FWGLG) sich für den Bürgerstammtisches aufgrund eines anderen, nicht verschiebbaren Termins in der Stadt hatten entschuldigen lassen, setzte sich Walter Schmidt, Vorsitzender der SPD/Grüne-Fraktion im Gommeraner Stadtrat, nachdrücklich für das Anliegen der Bürgerinitiative ein. "Mir sind keinerlei Gründe bekannt, warum es das nicht geben sollte." Kämen keine stichhaltigen Gründe auf den Tisch, sollte zugunsten der Bürgerinitiative entschieden werden.

Walter Schmidt stellte den Antrag der SPD/Grüne-Fraktion für die nächste Stadtratssitzung vor (siehe Infokasten). Seit den Stadtratswahlen im vorigen Sommer ist der Wahlitzer Mitglied im Aufsichtsrat der Wohnungsgesellschaft. Von der Fahrstuhl-Thematik habe er jedoch erst auf der Stadtratssitzung im Februar erfahren, als sich die Bürgerinitiative vorstellte.

Neben der SPD/Grüne ist auch die CDU-Fraktion aktiv geworden. Deren Vorsitzender Matthias Fickel ist wie Walter Schmidt erst mit der jüngsten Wahl Mitglied im Aufsichtsrat geworden. Er informierte, dass er zur jüngsten Sitzung des Aufsichtsrates gebeten habe, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. An der Sitzung teilnehmen konnten jedoch weder er noch Walter Schmidt. Weil Matthias Fickel unterschiedliche Auskünfte erhalten hat, wer wie verantwortlich sei, beraumte er für nächste Woche ein Treffen der Fraktionsvorsitzenden an. "Das soll der Entscheidungsfindung dienen."

Auch Fickel signalisierte Unterstützung für die BI. "Wir können dem, was die Genossenschaft anstrebt, nicht im Wege stehen." Zwischen Wohnungsgesellschaft und Wohnungsgenossenschaft müsse es einen "fairen Wettbewerb" geben.

"Es geht nicht um den Wettbewerb, sondern es geht um die Bürger von Gommern", sagte Sylvia Camin.

Der stellvertretende Stadtratsvorsitzende Udo Voigt (FWGLG) hatte Anfang März an der Aufsichtsratssitzung der Wohnungsgesellschaft teilgenommen. Über den Inhalt einer nichtöffentlichen Sitzung sei er zu Stillschweigen verpflichtet, informierte er.

Die betroffenen Mieter, die der Versammlung sehr aufmerksam folgten, verstanden nicht, wie die Kaufanfrage der Wohnungsgenossenschaft ohne Begründung abgelehnt werden könne.

Das Fehlen dieser Begründung ließ am Versammlungsabend breiten Raum für Interpration: Die Wohnungsgesellschaft wolle die besser gestellte Wohnungsgenossenschaft an Investitionen hindern, zu der sie selbst nicht in der Lage sei, wurde geschlussfolgert.

Sicherlich gebe es wirtschaftliche Unterschiede, bestätigte Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) auf Nachfrage der Volksstimme. Näher ins Detail gehen, wollte er jedoch nicht. Er legte dar, dass Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung die Interessen der städtischen Gesellschaft im Blick haben müssen. Aus Sicht der Stadt Gommern bestehe jedoch auch das Interesse an altersgerechtem Wohnraum, weshalb das Anliegen der Wohnungsgenossenschaft zu unterstützen sei. Allerdings liege es nicht in der Macht des Bürgermeisters, der Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft Anweisungen zu geben.

Am 8. April organisiert die BI eine Busfahrt nach Schönebeck zur Besichtigung eines sanierten Blocks mit Fahrstühlen, wie das in Gommern vorgesehen ist. Die Fahrtkosten übernimmt Glückauf.