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Aimess Service GmbH Burg Mit 3D-Technik ins Material schauen

Noch sind die Aimess- Produkte in ihrer Vielfalt nicht so in der
Maschinenbausparte bekannt, wie es sich die Gründer der Burger Firma,
Hendrik Richter und David Nabs, wünschen. Das könnte sich ab diesem Jahr
schrittweise ändern mit dem neuesten Produkt, dem 3D-Infrarot-Scanner.

Von Bernd Körner 23.04.2015, 01:22

Burg l Es handelt sich um ein ausgeklügeltes Messgerät und -system, das unter anderem exakt die Stelle angibt, wo die rund 200 Teile einer Autokarosserie montiert und zusammengeschweißt werden müssen oder ob sie doch um Zehntel Millimeter von der Konstruktionsvorgabe abweichen.

Es hatte fünf Jahre Entwicklung gedauert und es mussten gut vier Millionen Euro in den R3Dscan, wie das Gerät in Kurzbezeichnung genannt wird, investiert werden, bevor in diesem Jahr das Geschäftsführerduo Richter und Nabs sowie Forschungsleiter Dr. Ernst Wiedenmann sagen konnten: "Wir gehen an das Verkaufen."

Über 200 Anfragen gibt es, zwar noch keinen unterschriebenen Vertrag, aber hoffnungsvolle Offerten. Zu den Interessierten gehören sämtliche großen Autobauer, Unternehmen der Flugzeugindustrie und aus dem Ausland, wie von einem südkoreanischen Handyhersteller. Auch aus den USA wurde sich in Burg gemeldet.

Aimess gehört zu den jungen Unternehmen Sachsen-Anhalts, die im Land so einen guten Ruf haben, dass den Burgern unter anderem der IQ-Innovationspreis 2013 sowie der Bestform Award 2013 verliehen wurden. Zudem wurden an die GmbH vier Patente vergeben. Das weiß auch Landes-Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), der die Burger Messgerätespezialisten als innovatives unternehmerisches Vorbild Sachsen-Anhalts kannte, aber noch nie selbst besucht hatte. Die ausstehende Visite hatte er sich fest vorgenommen und nun absolviert. Der Minister: "Es hat mich gefreut, ihr neuestes Produkt genau kennen gelernt zu haben und ich wünsche ihnen natürlich weiterhin viel Erfolg."

Was aber ist nun der R3Dscan? "In der Tat nicht leicht, dem Laien zu erklären", geben Nabs und Wiedenmann zu. "Wichtig ist zu wissen, dass es sich praktisch um ein Komplettsystem aus Hard- und Software, bestehend aus Infrarot-Projektor, Infrarot-Detektor und einer Auswerteinheit für die gesammelten Daten, handelt", versucht der Forschungsleiter eine Aufklärung. Mit dem 3D-Verfahren könne man dem Produzenten eine verlässliche Basis zur Qualitätssicherung in die Hand geben. Da so ausgeklügelt noch nicht auf dem Markt, kann man das System auch revolutionär nennen, meint David Nabs, übrigens ein geborener Burger. Sein Kompagnon Hendrik Richter ist Thüringer.

Dr. Ernst Wiedenmann erklärt zusätzlich Sinn und vor allem Zweck des Scanners an einem verständlichen Beispiel aus der Autoindustrie: "Stellen Sie sich eine Pkw-Stoßstange vor, an deren beiden Enden jeweils ein Scheinwerfer montiert werden soll. Mit dem 3D-Verfahren kann äußerst genau festgestellt werden, ob beide Scheinwerfer auch hundertprozentig ihren vorgesehenen Platz haben und ob die Materialien der drei Bauteile die geforderte Qualität haben, auch das Glas, also ob Haarrisse, nicht sichtbare Brüche und Lunker vorhanden sind. Oder die einzelnen Teile in hoher Güte verklebt oder verschweißt sind. Man kann es als Hineinschauen in die verschiedenen Materialien verstehen."

Der kistengroße Infrarot-Scanner wird in Burg zusammengebaut. Alle Teile kommen von Zulieferern, was gut läuft, schätzt David Nabs ein. Was ihm aber große Sorgen macht: für die sehr spezielle Arbeit geeignete Mitarbeiter zu bekommen. "Man muss wissen, dass unser Arbeitsfeld ein Mix aus Maschinenbau und Vermessungstechnik ist. So ein sicherlich neuer Wissenschaftszweig wird nicht an Unis und Hochschulen gelehrt. Die Anwärter, die sich bei uns melden, sind entweder streng vom Wissensgebiet getrennt Maschinenbauingenieur oder Vermessungsingenieur. Unsere Aimess GmbH muss bei Eignung 30 000 Euro für den neuen Mitarbeiter investieren, um ihn auf das unbekannte Arbeitsgebiet vorzubereiten. Im Normalfall dauert es ein halbes Jahr, ehe er in den regulären Entwicklungs- und Produktionsprozess einsteigen kann", legt Geschäftsführer Nabs dar.

Sein und seines Partners Wunsch wäre es deshalb, wenn sich eine wissenschaftliche Bildungsstätte diesem Mix als Studienrichtung annehmen würde. Vielleicht gibt es eine Zündung in die Richtung in den nächsten Wochen bei der weltweit größten Messe zur Qualitätssicherung, die in Stuttgart stattfindet. Die Burger werden mit dabei sein.