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Ingrid Gäde liest in der Stadtbibliothek Gommern aus ihrem Buch "Warten auf das Paradies" "Ein Lehrer ohne Sprache"

Von Manuela Langner 28.04.2015, 03:20

Intensive anderthalb Stunden erlebten die Besucher der Lesung Ingrid Gädes aus ihrem Buch "Warten auf das Paradies".

Gommern l Tröstende Worte wie "Wird schon werden" will sie ihrer Tochter sagen, aber kein Ton kommt ihr über die Lippen. "Und du kannst wirklich nicht mehr sprechen?", fragt das Mädchen. Die Mutter fragt sich, warum ich? Warum die Sprache? "Ein Lehrer ohne Sprache ist wie ein Geiger ohne Hände."

Aus ihrem Buch "Warten auf das Paradies" las Ingrid Gäde zum Tag des Buches in der Gommeraner Stadtbibliothek. Einfühlsam und ungeschönt schilderte Ingrid Gäde in ihrer ersten Passage, wie sie krank geworden ist. Sie nutzte die "klare und schörkellose Sprache", von der Thurid Winkler in ihren einführenden Worten gesprochen hatte. Die beiden Frauen kennen sich schon lange, erst von Weiterbildungen als Lehrerinnen, dann über den Burger Autorenkreis. Zu den Treffen fahren sie gemeinsam, unterwegs bleibt also viel Zeit zum Gedankenaustausch.

Ingrid Gäde begann vor 40 Jahren zu schreiben, als sie erkrankte. "Schreiben war für mich Therapie. Ich habe nicht geschrieben, um es zu veröffentlichen", erklärte die Möckeranerin. Dass "Warten auf das Paradies" doch erschienen ist, daran habe Dorothea Iser einen großen Anteil. "Ohne ihre Hilfe hätte ich nicht die Kraft gehabt, das Buch zu veröffentlichen."

Ingrid Gäde las vor, wie sie nach Kriegsende erstmals ihren Vater kennenlernte und weshalb sie von der Psychotherapie in die Psychiatrie verlegt wurde. Das Gommeraner Publikum war das erste, dem sie ihre Geschichte "Der Ring" vortrug. "Vorgelesen von der Autorin ist immer etwas anderes", sprach Thurid Winkler den Zuhörern aus dem Herzen.

Als Ingrid Gädes Lesestimme verklungen war, entwickelte sich nur schleppend eine Diskussion. Dafür seien die Geschichten zu tief gegangen, sagten die Zuhörer. Für Ingrid Gäde ist es das schönste, wenn sie ihr Publikum erreicht.

Für die bewegende Lesung bedankten sich die Zuhörer mit einem herzlichen Beifall. Rolf Winkler überreichte Ingrid Gäde eine Mappe mit sehr gelungenen Fotos von ihrer Buchpremiere in Möckern.