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Karl-Heinz Tempelhof stellt den dritten Band seiner "ostelbischen Familiensaga" in Burg vor Familiengeschichte vermittelt ein breites Spektrum an Heimatgeschichte

Von Bernd Körner 11.05.2015, 01:26

Burg l Küssow und Krüssau, Burgkitz und Burg? Was haben diese Ortsnamen gemeinsam? Vieles, wenn nicht sogar alles. Sie stehen für jeweils eine Kommune im Jerichower Land, eben für Krüssau und Burg. Die Synonymenpaare werden den Lesern bestens bekannt sein, die sich von dem Burger Karl-Heinz Tempelhof die beiden Auftaktteile seiner ostelbischen Familiensaga zugelegt hatten. Seit letzter Woche können sie Teil drei mit dem Titel "Zweifeln und Auferstehen" kaufen. Waren sie zu der öffentlichen Lesung in den Saal der Sparkasse Jerichower Land in Burg gegangen, sogar mit handschriftlicher Widmung des 80-jährigen Autors. Vorausgesetzt, sie hatten Geduld, sich in die lange Schlange der Wartenden einzureihen.

Der Saal war nämlich fast bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Auffallend, dass in der weiten Überzahl sich Zuhörer mittleren bis gehobenen Alters eingefunden hatten. Sie waren entweder Freunde oder Wegbegleiter von Prof. Dr. Karl-Heinz Tempelhof gewesen oder sie können in der aufgezeichneten Familiengeschichte nachfühlen und sich zurückbesinnen, wie sie in der Region Burg die Periode nach dem Krieg bis in die 1950er Jahre selbst erlebt haben.

Es soll an dieser Stelle nicht nachgezeichnet werden, was den Inhalt der drei Bücher "Ende und Anfang", "Neubeginn" und aktuell "Zweifeln und Auferstehen" ausmacht. Nur soviel: Es geht darum, von der Stunde Null nach 1945 an Hand des Schicksals der alleinerziehenden Mutter Paula Neuenhof mit Sohn und Tochter den heutigen Lesern in Erinnerung zu rufen, wie schwer, mühsam aber auch mitunter erheiternd die Jahre bis zu Gründung der DDR und bis Ende der fünfziger Jahre waren. Das Karl-Heinz Tempelhof seine eigene Familie als Vorbild nahm, verschweigt er nicht: "Es ist eine autobiografische Romanreihe."

Wie der Autor selbst verbringt Hauptperson Heinz die Nachkriegsjahre mit Mutter und Schwester in Krüssau-Küssow, bewältigt seinen lange gesuchten Berufswunsch mit einem Studium in Dresden zum Fertigungsingenieur, aber kehrt immer wieder nach Burg-Burkitz zu seiner Mutter zurück. Eine Reihe der geschilderten Episoden sind aus dem Grund der Realität sehr nahe verbrieft.

Wer Lust bekommen haben sollte, diesen wendungsreichen Lebensweg folgen zu wollen, sollte sich das neue Buch leisten, aber auch die beiden bereits erschienen Werke, so weit sie beim Verlag noch vorrätig sind. Abgeschlossen ist der Zyklus noch nicht. Prof. Dr. Tempelhof sitzt für den abschließenden Teil, also für das vierte Buch, schon einige Zeit über dem Manuskript. Es wird sich mit den achtziger und neunziger Jahren beschäftigen, gleichfalls aus der Sicht seiner Familie, er aber dann als hoch anerkannter Professor an der Guericke-Uni Magdeburg.

"Der Erscheinungstag sollte nicht wieder erst in sieben Jahren passieren, wie die Spanne zwischen dem zweiten und dritten Band", meinte der Oscherslebener Verleger Dr. Harry Ziethen scherzhaft. Er hatte eine kleine Laudatio vor Beginn der Lesung gehalten. Karl-Heinz Tempelhof sicherte ihm als Antwort auf den Hinweis eine weitaus kürzere Zeitspanne bis zur Fertigstellung des vierten Bandes zu.

Ziethen schilderte zudem einiges aus der Zusammenarbeit, zum Beispiel wie das 1000-Seiten-Manuskript des Autors letztendlich zur Buchfassung von über 300 Seiten "zusammengedampft" wurde. Der Verleger hatte sich nach eigener Aussage aber nicht über die Dickleibigkeit der Erstfassung gewundert: "Herr Tempelhof hat ein fantastisches Gedächtnis und unzählige Unterlagen, Schriften und Bücher, auf die er für seine Familiensaga zugreifen konnte."

Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum hatte sich gleichfalls den Lesungstermin nicht nehmen lassen. Er meinte in Anerkennung der literarischen Leistung von Karl-Heinz Tempelhof: "Es ist wichtig, dass mit Ihrer Familiengeschichte so detailliert und spannend der Fokus auf die jüngste Geschichte unserer Heimat gerichtet wird. Ich wünsche mir, dass die Bücher auch von der jungen Generation gelesen werden und so Bestandteil an unseren Schulen zur hautnahen Vermittlung der Heimatgeschichte werden. Konkreter und nacherlebarer ist unsere örtliche Geschichte den Schülern kaum nahe zu bringen."