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Naturschutzbund hat Bedenken Müssen 500 Bäume für die Laga fallen?

Burg ist in drei Jahren Gastgeber der Landesgartenschau. Derzeit laufen die Vorbereitungen auf diese riesigen Show um Pflanzen und Gartenarchitektur. Aber passiert dies auch im Einklang mit der Natur? Der Nabu hat da seine Bedenken.

Von Falk Heidel 04.06.2015, 03:21

Burg l Naturschutzbund-Geschäftsführerin Annette Leipelt sagt: "Es ist nicht nötig, dass der Landkreis jeweils den Status ,geschützter Park` für die Anlagen Goethepark und Flickschupark aufheben will." Ihrer Meinung nach "drängt sich der Gedanke auf, dass mit dieser Aufhebung das Ziel verfolgt werden soll, massive Baumfällmaßnahmen im Rahmen der Gartenschau umzusetzen."

Tatsächlich sind beide Areale noch mit dem Prädikat "geschützter Park" versehen. Noch!

Hinter dem Aktenzeichen 73-sl-2015-70052 steht eine Verordnung des Landkreises "zur formellen Aufhebung des Schutzstatus` für beide Parkanlagen". Darin wird die untere Naturschutzbehörde (gehört zum Landkreis) ermächtigt, diesen Status aufzuheben.

Seit DDR-Zeiten geschützt

Ihre Prädikate "geschützte Anlagen" haben beide Parks in DDR-Zeiten über eine Verordnung des damaligen Bezirkes Magdeburg erhalten. Die ist jedoch laut Landkreis-Umweltamt heute nicht mehr auffindbar. In der aktuellen Begründung stützt sich die Kreisverwaltung auf einen Beschluss aus dem Jahr 1988, der beide Parkanlagen als geschützt aufführt.

Bleibt jetzt die Frage, warum soll dieser Status aufgehoben werden? Der Nabu vermutet, dass dadurch der Weg für massive Baumfällungen freigemacht werden soll. Geschäftsführerin Leipelt: "Wir sehen für diesen Schritt keine Notwendigkeit. Vielmehr sollte die Naturschutzbehörde dies zum Anlass nehmen, um beide Parks in die Kategorie "Geschützter Landschaftsbestandteil" zu überführen.

Auf Volksstimme-Nachfrage begründet der Landkreis die Aufhebung mit der "rechtlichen Situation" der beiden Parkanlagen. Sprecher Henry Liebe erklärt: "Es liegen dem Landkreis nach Recherche keine Unterlagen zur Ausweisung als geschützte Parks vor." Einfacher formuliert: Für eine "rechtlich sichere Handhabe" hat der Landkreis die Entscheidung getroffen, den naturschutzrechtlichen Schutzstatus der Parkanlagen aufzuheben."

Jedoch unterliegen die beiden Parkanlagen nach wie vor dem Denkmalschutz. Henry Liebe: "Die geplanten Baumfällarbeiten sind laut Denkmalschutz begründet und gemäß Naturschutzgesetz auch nicht als Eingriff zu werten. Die Maßnahmen werden durch die untere Naturschutzbehörde geprüft."

Anders sieht es Annette Leipelt vom Nabu: "Beide Parkanlagen sind nach wie vor schutzwürdig. Der ausgeprägte ältere Baumbestand in den Parks hat den Naturschutzwert in den vergangenen knapp 30 Jahren noch deutlich erhöht. Die Flora ist für den Artenschutz im Siedlungsbereich überaus bedeutsam."

Der regionale Burger Nabu-Verband hatte im März die Fällung von 500 Bäumen in beiden Parks kritisiert. Vorsitzender Klaus-Dieter Krüger sagte seinerzeit zur Volksstimme: "Es gibt keinen Grund, so viele Bäume zu fällen. Dies würde ein enormer Verlust für die Tierwelt bedeuten. Das gesamte Konzept gehört auf den Prüfstand."

Er bemängelte, dass der Naturschutzbund bei den Planungen nicht einbezogen wurde. Laga-Fördervereinsvorsitzender Dr. Udo Vogt sagt: "Alle Ausschuss-Sitzungen zur Gartenschau sind öffentlich. Die Termine werden öffentlich bekanntgemacht. Bisher war noch kein Vertreter des Nabu dabei."

Beschlossen wurde in einem dieser Ausschüsse vor zehn Wochen ein sogenanntes Fällkonzept für beide Parks. Demnach sollen im Goethepark 418 Bäume gerodet werden, im Flickschupark 82.

Gestern sagte Udo Vogt auf Volksstimme-Nachfrage: "Viele Exemplare sind nicht dicker als ein Besenstiel. Entfernt wird zudem Wildwuchs, der in solche Parks nicht hingehört. Und natürlich auch kranke beziehungsweise altersschwache Bäume." Vogt verteidigt das Lagakonzept: "Sämtliche Planungen lagen öffentlich aus. Zudem arbeiten wir mit der Naturschutzbehörde zusammen, alle Umweltauflagen werden erfüllt."

Baumgutachter beauftragt

Im Rahmen der Planung hat die Stadt ein Baumgutachter beauftragt, den Baumbestand zu untersuchen. 1100 Bäume sollen dabei erfasst, kontrolliert und gekennzeichnet worden sein. Vogt: "Jeder Baum wurde begutachtet, dabei wurden verschiedene Kriterien abgearbeitet wie Pilzbefall, Stabilität der Äste und Zustand der Baumrinde."

Allerdings wurde in einer Laga-Ausschuss-Sitzung bemängelt, dass es nur eine visuelle Kontrolle gegeben habe, jedoch keine eingehende Prüfung der Bäume. Im Sitzungsprotokoll heißt es: "Die Teilnehmer der Baumschau seien sich einig, dass besagte Bäume mit intensiver Pflege erhaltenswert wären und eine vorzeitige Fällung dadurch verhindert werden könnte."

Eine andere Frage drängt sich auf: Sind die Bäume tatsächlich nur so dick wie Besenstiele? Fast 250 Stück der Fällkandidaten haben einen Stammdurchmesser von mehr als 20 Zentimetern, sind also dicker als ein Fußball. Die ältesten Exemplare haben ein Meter dicke Stämme und sind 60 Meter hoch. Hinzu kommen 170 Koniferen und sieben Obstbäume. Lediglich 77 Stück sind im Durchmesser kleiner als 20 Zentimeter.

Umgestaltungen kosten Millionen

Die Umgestaltung des Goetheparks zur Laga ist ein ehrgeiziges Millionenprojekt. Verlegt werden auf den Wegen Naturstein-Quader aus Granit. Pausieren dürfen die Gartenschau-Besucher auf Sitzbänken aus Natursteinblöcken. Für 80000 Euro wird als Außenanlage ein Pavillon entstehen. Für insgesamt sechs Millionen Euro sollen Park und Ehrenanlagen auf den modernsten Stand gebracht werden.

Rampen, Treppen und Tribünen sollen hingegen im Flickschupark entstehen. Hinzu kommen wasserbauliche Anlagen am großen Teich mit Sitzstufen am Ufer. Eine Kostenschätzung liegt bei 2,7 Millionen Euro.

Die Baumfällarbeiten in beiden Parks sollen noch dieses Jahr abgeschlossen sein. Die eigentlichen Bauarbeiten werden laut Gartenschau-Förderverein im kommenden Jahr beginnen.