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Einmal den Papst treffen

Von Andreas Mangiras 18.07.2015, 13:52

Burg/Genthin/Zerbst l "Weder mit einem katholischen noch mit einem kommunistischen Elternhaus würde ich heute hier sitzen", sagt Ute Mertens, Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Elbe-Fläming. Katholiken tun sich schwer mit Frauen in hohen Kirchenämtern, meint sie damit. Und Kommunisten tun sich mit Kirche schwer.

"Dabei bin ich zur Kirche nicht gekommen, weil mein Vater selbst Pfarrer war. Ich habe ihm gern geholfen", scheint sich die Mittvierzigerin ein wenig selbst zu wundern. "Ausschlag gab mein Schulleiter in Teterow. Er erkannte, dass das mein Weg wäre, obwohl er selbst das SED-Zeichen am Revers trug. Er riet mir zum Abitur und zum Theologiestudium."

Statt Physiotherapie also die Kanzel. "Ich wollte mit Menschen arbeiten, ich wollte das Evangelium verkünden", erinnert sie sich. Wichtige Impulse bekam sie in der Jungen Gemeinde der Marcus-Gemeinde in Magdeburg. Das war in den 80er Jahren und führte sie im Wendeherbst 1989 jeden Montag auf den Domplatz zur Demonstration.

Gegen Schrumpfen angehen

Seit Mai 2009 ist Ute Mertens Supterintendentin des Kirchenkreis Elbe-Fläming. Er erstreckt sich über das Jerichower Land, Teile von Zerbst in Anhalt-Bitterfeld, ostelbische Teile von Magdeburg und dem Salzlandkreis sowie bis ins brandenburgische Havelland und Potsdam-Mittelmark. Etwa 22 600 Glieder zählte der Kirchenkreis damals. Heute sind es noch gut 15 400. Kirche schrumpft. Jedes Jahr um die vier Prozent. "Kirche auch als Betrieb führen", ist eine ihrer Aufgaben, denen sie sich als Superintendentin stellen muss. "Wir tun das engagiert, gemeinsam, im Team."

Im Mittelpunkt sieht Ute Mertens den Menschen. Das treibt sie an? "Ja, wir sind alle Geschöpfe Gottes, vor ihm sind wir alle gleich. Ich stehe sehr gern auf der Kanzel, der Glaube und die Bibel geben mir Kraft, das möchte ich gern weitergeben. Das gilt auch für die Seelsorge, also Menschen zu begleiten in guten wie in schlechten Zeiten."

Es gibt aus ihrer Sicht genug zu tun in der Gesellschaft. Wachsende Armut, die Flüchtlingsströme aus dem Süden, rechtsextreme Tendenzen. "Wir sollten Flüchtlinge herzlich willkommen heißen", findet die Kirchenfrau. Eine andere Frage sei, wer bleiben darf und wer nicht. "Das zu entscheiden ist Aufgabe des Staates. Aber wir müssen uns um die Menschen kümmern, egal welchen Glaubens sie sind. Niemand verlässt seine Heimat ohne Not. Und begibt sich auf einen gefährlichen Weg."

Mertens erfährt dabei Ängste, aber auch, dass es "nicht mehr schlimm ist, Fremdenfeindliches zu sagen". Das sorgt sie. Sie sieht eine aufkeimende rechtsextreme Gefahr im Land. Dem müsse sich die Gesellschaft offen stellen. Auch Kirche. "Begegnung kann die Fremdheit nehmen. Das baut Ängste ab, ist sie sich sicher. "Wir können niemanden dazu zwingen, aber wir wollen Angebote schaffen zur Begegnung."

Apropos Begegnung! Wen würde sie selbst einmal treffen wollen? Mertens: "Den Papst, das fände ich ganz spannend."