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Drogenkriminalität Hasch auf der Burger Schaukel

Der Spielplatz in der Burger Gorkistraße hat schon bessere Zeiten erlebt. Alkohol und Drogen sind dort ein Thema. Die Polizei ist informiert.

Von Andreas Mangiras 28.07.2015, 15:33

Burg l Lena, Melina und Debbie machen sich Sorgen. Die Schülerinnen des Roland-Gymnasiums wollen nicht hinnehmen, dass der eigentlich großzügig angelegte Spielplatz an der Gorkisstraße so heruntergekommen ist. Müll, kaputte Spielgeräte, Hundekot: Das lässt Kinder wegbleiben. "Die grundlose Beschädigungslust der Jugendlichen nimmt immer mehr zu", ärgern sich die Mädchen.

Sie haben das Problem im Rahmen des Volksstimme-Projektes "Schüler machen Zeitung" - kurz SchmaZ - aufgegriffen und thematisiert. Am meisten besorgt die Schülerinnen, die derzeit ihre Sommerferien genießen, bevor es ab Ende August in der 9. Klasse für sie weitergeht, dass es Jugendliche gibt, die sich mit Alkohol und Zigaretten auf dem Spielplatz treffen. Auch Drogen sollen im Spiel sein.

Als sie Jugendliche darauf ansprechen, so schildern es die Gymnasiastinnen, hätten diese recht aggressiv reagiert - verbal. "Sie sehen dies locker und antworten ausschließlich mit ,Is` mir doch egal", berichten die Schülerinnen aus eigener Erfahrung.

Kann das sein? Drogen auf einem Spielplatz in Burg?

Fünf Kontrollen

"Ja", bestätigt Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch auf Volksstimme-Nachfrage. "Auch wenn uns das in dieser Form, wie es die Schülerinnen schildern, nicht so bekannt ist." Dennoch: Im vorigen Jahr hat die Polizei auf dem Spielplatz Gorkistraße fünfmal bei Kontrollen Betäubungsmittel bei Jugendlichen gefunden. Auch in diesem Jahr gab es bereits einen derartigen Vorfall.

Gleichzeitig stellt Kriebitzsch klar. "Der Spielplatz Gorkistraße ist kein Drogenumschlagplatz. Hier gibt es nach unseren Erkenntnissen keine erhöhte Belastung." Zugleich versichert er: "Unsere Regionalbereichsbeamten sind auf der Straße und haben das im Auge, auch unsere Kripo."

Größere Schwerpunkte zum Thema Rauschgift in der Kreisstadt sind für die Polizei andere Örtlichkeiten in Burg, etwa der Goethepark oder der Flickschupark. "Es ist uns klar, dass dort, wo junge Leute sind, so etwas auch auftaucht. Schulen, auch die Berufsschule oder Spielplätze sind da nicht ausgeschlossen", räumt Kriebitzsch ein.

Wie kommt die Polizei dahinter, bei wem und wo Rauschgift im Spiel ist? In seltenen Fällen gibt es Hinweise. Da stößt die Polizei dann schon mal auf eine kleine Cannabisplantage im Schrank eines jungen Burgers.

Das meiste fällt auf bei Alltagskontrollen, wenn Beamte ihren Streifendienst tun und ihnen jemand auffällt,der "zugedröhnt" erscheint. Auch bei Verkehrskontrollen fällt derartiges immer wieder auf, etwa wenn ein Fahrer auffällig reagiert oder er aus Unachtsamkeit drogentypische Utensilien offen im Auto liegen hat ...

Mehr Delikte

Die Polizei hat den Kontrolldruck bei Rauschgifthandel und -konsum drastisch erhöht. Zwischen 2011 und 2014 hat sich im Jerichower Land die Anzahl der bekannt gewordenen Drogendelikte knapp verdoppelt: von 138 auf 253. Die Aufklärungsrate liegt bei etwa 97 Prozent. Diese hohe Quote erklärt sich damit, dass sich die Vorfälle aus eben jenen Kontrollen ergaben. "Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt", sagt Thomas Kriebitzsch.

Die Polizei macht ihre Einschätzung für die Kreisstadt und das Jerichower Land auch daran fest, was sie in Burg und im Kreis findet. Marihuana und Haschisch stehen da an erster Stelle. Dann folgen Amphetamine und das gefährliche Chrystal Meth. Harte Drogen wie Cocain oder Heroin stehen weit hinten an.

"Dennoch ist uns klar, wer sich Drogen beschaffen will, bekommt sie auch hier", stellt Kriebitzsch klar. Neugierde und Anlocken erzeugen einen Markt. "Wir wissen, es ist viel auf dem Markt", so der Polizeisprecher.

Die Zunahme von Rauschgiftkonsum hat aus seiner Sicht auch damit zu tun, dass die Preise aktuell niedrig sind. Kleinste Verbrauchseinheiten Marihuana und Hasch gebe es bereits für 5 bis 7 Euro, Chrystal Meth ab 10 Euro aufwärts. Für Cocain müsse man 50, 80, gar 100 Euro und mehr zahlen.

Kriebitzsch macht zugleich deutlich, dass das Jerichower Land und die Stadt Burg, die Statistik weist die Kreisstadt nicht einzeln aus, kein Zentrum des Drogenhandels und -konsums ist. "Es gibt keinen offenen Drogenhandel und keine offene Drogenszene wie in Hamburg, Berlin oder Frankfurt. Selbst mit Magdeburg ist Burg nicht zu vergleichen. Von all dem sind wir ganz weit entfernt. Das muss ich ganz klar sagen."

Aufmerksamkeit ist jedoch weiter nötig. "Wir lassen in unserem Kontrolldruck auch in diesem Jahr nicht nach", stellt der Polizeisprecher klar.

Und die Schülerinnen Lena, Melina und Debbie? Sie appellieren an Behörden, Öffentlichkeit und die Bewohner. "Es ist im Interesse eines jeden, dass dieser Spielplatz eine bessere Zukunft erlangt und dass die Kinder aus Burg und der Umgebung wieder fröhlichere Tage auf diesem einst wunderschönen Rückzugsort erleben dürfen", fordern sie.