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Kreismuseum Genthin Der Kanzler räumt das Feld

Nach fünf Monaten endet die Ausstellung "Bismarck-Orte und Erinnerungen" des Genthiner Kreismuseums.

Von Natalie Häuser 29.07.2015, 18:42

Genthin l Vorsichtig hebt Heimatforscher Günter Heine aus Wust eine seiner Leihgaben, eine steinerne Hochwassermarke, an, um sie in grauen Fließ eingewickelt wieder mit in sein Privatarchiv zu nehmen. Seit März war das 170 Jahre alte Stück Teil der Ausstellung "Bismarck-Orte und Erinnerungen - Denkmäler in Sachsen-Anhalt in Text und Bild", die nun für zukünftige Ausstellungen Platz macht.

Idee für neue Schau

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre halten der Heimatforscher und Kreismuseumsleiterin Antonia Beran Kontakt und unterstützen sich bei Recherche und Ausstellungsgestaltungen. "Wollen wir im nächsten Jahr mal eine Ziegelausstellung machen?" schlägt Beran noch während des Abbaus vor. Und der 72-Jährige ist nicht abgeneigt, seine gestempelten Ziegel für das Genthiner Kreismuseum zur Verfügung zu stellen.

Ein halbes Jahr intensive Beschäftigung mit dem einstigen Reichskanzler Otto von Bismarck offenbarten viele Facetten seiner Persönlichkeit. "Besonders erstaunlich fand ich, dass sich die Person Otto von Bismarck nicht auf seinen alten Adel berief, sondern seinen eigenen Stand erarbeitet hat", sagt die Museumsleiterin, die der Wandel des "Großprotz mit Lotterleben" zum späteren Jerichower Deichhauptmann überraschte.

Privates Archiv mit Schätzen

Heimatforscher Heine, der bei seinen Ausstellungsstücken sehr viel Wert auf die exakte Angabe der Quellen legt und sich in dieser Hinsicht sogar selbst als "pingelig" bezeichnet, ist zufrieden mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Kreismuseum Jerichower Land. "Ich denke, wir haben etwas Gutes gemacht." Seine persönliche Bismarckforschung ist abgeschlossen, obwohl in seinem heimischen Privatarchiv unterm Spitzdach neben insgesamt 25 laufende Metern an Akten noch weitere historische Stücke Platz hätten. Dort herrscht jedoch, nicht nur wegen des schmalen Einstiegs durch die Luke, Zutritt nur ausnahmsweise.

Ausdrücklich willkommen waren hingegen in den vergangenen fünf Ausstellungsmonaten die Besucher im Kreismuseum. "Ich bin mit der Besucherresonanz sehr zufrieden und habe eine ganze Menge Gruppen durch die Räume geführt", resümiert Beran, die auch Schüler und Erwachsene aus dem nahen Brandenburg und Rathenow begrüßen konnte. Bei den Dokumentationen über Bismarcktürme und -steine, letztere erforschte das Ehepaar Heine auf vielen gemeinsamen Reisen in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus, könnte sich die Museumsleiterin vorstellen, sie auf eine Wanderausstellung zu schicken. Für die Sonderausstellung, die im Kern Bismarcks Verwurzelung mit dem damaligen Landkreis Jerichow II zeigte, hatte Heine die Geschichten zu den einzelnen Bismarckdenkmälern dokumentiert.

Lob der Besucher

Obwohl er vierzig Jahre lang als Mathe-Lehrer unterrichtete, begeisterte er sich früh für Geschichte, die er auch gern gelehrt hätte, ihm aber schulinterne Umstände nicht möglich machten. Seit den 1970er Jahren sammelt er Zeitungsmaterial aller Art aus den heutigen Ortsteilen Wust, Sydow, Melkow und Briest der Gemeinde Wust-Fischbeck im Landkreis Stendal. Die Besucher lobten die Idee der Ausstellung des Genthiner Kreismuseums anlässlich des 200. Geburtstages Bismarcks. Norbert Fillig aus Bernburg schrieb ins Gästebuch: "Die spontane Idee, Genthin einschließlich Museum zu besuchen, hat sich mehr als gelohnt. Da komme ich gerne als Wiederholungstäter wieder."

Leihgaben und Recherchematerial von Heine und der befreundeten Autorin Sieglinde Seeler plus museumseigene Stücke boten ein rundes Bild des in Schönhausen (Altmark) geborenen Gutsbesitzersohnes.