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Volksstimme-Serie zur Stadtentwicklung Burg-West: Gegensätze mit Potenzial

Von Steffen Reichel 07.07.2011, 06:27

Wie wird sich die Stadt Burg angesichts des fortschreitenden Einwohnerrückgangs und eines dadurch notwendigen weiteren Stadtumbaus in den nächsten Jahren entwickeln? In einer Serie stellt die Volksstimme Burger Stadtteile mit ihren Potenzialen und Problemen vor. Grundlage ist das jetzt vorliegende neue Stadtentwicklungskonzept. Außerdem haben wir mit Akteuren vor Ort gesprochen. Heute: Burg-West.

Burg. Die August-Bebel-Straße, die "Hauptstraße" in Burg-West, hieß früher einmal Kaiser-Wilhelm-Straße. Der Name weist in die Zeit, in der der damals neue Stadtteil außerhalb der alten Burger Stadtmauern mit den ersten Mehrfamilienhäusern bebaut wurde - heute spricht man von Altbauten. Weitere Bautätigkeit schloss sich in den 1920er und 1930er Jahren an - "Siedlungshäuser" mit kleinen, aber gemütlichen Wohnungen. In den 1970er und 1980er Jahren entstanden dann auch in Burg-West die typischen DDR-Plattenbauten. Zum Kanon der rund 2000 Wohnungen in West, in denen knapp 3000 Menschen leben und die zu 60 Prozent in Besitz der beiden großen Vermieter, Wobau und Genossenschaft, sind, gehören schließlich noch einige in Einfamilienhäusern.

Das Stadtentwicklungskonzept nennt Burg-West den neben der Innenstadt einzigen gewachsenen Stadtteil der Ihlestadt mit "städtischem Gepräge". Dieses städtische Gepräge verleihen einmal die mehrgeschossigen Häuser. Aber zwischen Am Ring und Bahnhofstraße, Westring und Gartenstraße gibt es auch städtische Infrastruktur. Sonnhild Noack, Fachbereichsleiterin für Stadtentwicklung im Burger Rathaus, nennt als Beispiele mehrere Einkaufsmärkte, die Einsteinschule, die Stadthalle, die Sporthalle Mitte, die Musikschule und das Arbeitsamt. Burg-West gehört neben der Innenstadt und Burg-Süd zu den Stadtumbaugebieten in Burg, wo Hauseigentümer Fördermittel für Aufwertungs-, aber auch Abrissmaßnahmen erhalten können. Die Notwendigkeit solcher Maßnahmen ist in Burg-West augenscheinlich, mit Ausnahme des südlichen Bereichs, wo die Häuser saniert und gut vermietet sind. "Burg-West lebt in gewisser Weise von seinen Gegensätzen. Wir haben in einigen Bereichen große Probleme, der Stadtteil hat aber auch ein riesiges Potenzial", beschreibt die Stadtplanerin die Situation.

In der August-Bebel-Straße habe die Aufwertung Priorität, "weil wir sie als geschlossenen Straßenzug erhalten wollen", erläutert Noack. An anderen Stellen soll die Abrissbirne zuschlagen: So will die Wohnungsbaugesellschaft Plattenbauten an der Gartenstraße wegreißen. Die Wohnungsbaugenossenschaft plant einen Teilrückbau an der Ecke August-Bebel-Straße/Wilhelm-Külz-Straße.

Auffälliger als in den Plattenbauten ist der Leerstand aber in einigen Gründerzeithäusern rund um die August-Bebel-Straße. Hier gibt es unter anderem in der Friedenstraße und in der Martin-Luther-Straße Altbauten, die eigentlich nur noch abgerissen werden können. Als Nachnutzung schlägt das Stadtentwicklungskonzept sowohl neue Stadthäuser als auch gärtnerische Nutzungen vor, auch für die Brachen ehemalige Poliklinik, Eckgrundstück Bahnhofstraße/Westring ("Magdeburger Hof") und Eckgrundstück August-Bebel-Straße/Friedensstraße.

Mehr als 200 der über 400 leer stehenden Wohnungen in Burg-West befinden sich in Altbauten. Da dieses Problem mit den vorgeschlagenen Abrissmaßnahmen allein nicht zu lösen ist und auch Abrisse nicht wenig Geld kosten, bietet die Wobau unter anderem in der Friedenstraße Altbauten zum Verkauf an, in der Hoffnung Investoren für die Objekte zu finden, deren Sanierung für die Wobau unwirtschaftlich ist. Interessenten werden sowohl bei der Wobau als auch im Amt für Stadtentwicklung beraten. Sonnhild Noack setzt aber auch auf den Verkauf von Grundstücken für den Eigenheim-Neubau, um Burg-West aufzuwerten. Günstige Parzellen gibt es unter anderem in der Gustav-Stollberg-Straße.