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Volksstimme im Gespräch mit Fahrradtouristen am Elberadweg bei Schartau "Gibt es hier Sehenswürdigkeiten?"

Von Alexander Wachutka 18.07.2011, 04:37

Tausende Fahrradtouristen nutzen in jedem Jahr den Elberadweg, durchqueren so das Jerichower Land und unternehmen oftmals auch Abstecher in am Fluss gelegene Orte. Die Volksstimme kam mit einigen Radlern bei Burg ins Gespräch.

Schartau. Leicht außer Atem, aber mit einem glücklichen Lachen im Gesicht steigen Steffen Mrowetz und Hubert Bachmann von ihren Rädern. Sie haben die Elbfähre zwischen Rogätz und Schartau erreicht. Seit dem Vormittag sind die zwei Hobby-Radler nun schon unterwegs, als sie nachmittags ans Ost-Ufer der Elbe übersetzen wollen. Steffen Mrowetz, der kleinere der beiden Dresdner, wischt sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn, atmet tief durch und sagt: "Ich liebe es, mit dem Rad zu reisen. Wenn man mit dem Auto oder im Zug unterwegs ist, rast man an den Sehenswürdigkeiten vorbei. Aber auf meinem Sattel habe ich Zeit, die wunderschöne Elblandschaft zu genießen."

So sehen es auch die 155 000 Radtouristen, die jedes Jahr den 1220 Kilometer langen Elberadweg befahren - und die Strecke, die von der tschechischen Spindlermühle bis an die Elbmündung Cuxhaven führt, zur beliebtesten in ganz Deutschland küren.

Auf einer Länge von etwa 55 Kilometern führt die Strecke auch durchs Jerichower Land. Davon profitiert auch Fährmeister Peter Gertmann, der gerade von seiner Brücke hinabsteigt. Er bleibt kurz auf den Treppenstufen stehen, hält Ausschau nach weiteren Radtouristen. "Zu Spitzenzeiten wollen hier täglich Hunderte über die Elbe", weiß er aus Erfahrung.

Nur an diesem Tag spielt das Wetter nicht so richtig mit. Zumindest lassen sich einige Radler anscheinend von einer Tour abschrecken. Aber nicht Albert Kiemel. Der Heidelberger stützt sich ein paar Meter weiter auf seinem Fahrrad ab. Er hat eine dunkle Sonnenbrille auf, das Basecap verkehrt herum, trägt Fahrradhandschuhe und Radlerhose - die Haut ist rötlich braun. Er hat in den letzten zehn Tagen viel Sonne abbekommen. Seine Route führte den Ulmer von Heidelberg über das Taunusgebirge und entlang der Weser. Von Lüneburg aus folgt er nun dem Lauf der Elbe, bis er über Bayreuth zurück nach Baden-Württemberg fährt. "Besonders schön ist der Abschnitt bei Tangermünde. Nur ist leider die Beschilderung an manchen Stellen so alt, dass die Schrift verblasst", meint Kiemel.

Hinter ihm erreicht gerade das Ehepaar Monika und Michael Lenz die Fähre Rogätz. Ihre Route führt von Hamburg nach Magdeburg. "Gibt es hier Sehenswürdigkeiten in der Nähe, die wir uns anschauen sollten?", fragen die Münchner den Fährmeister, während sie jeweils 1,50 Euro für die Überfahrt bezahlen. "An der ¿Straße der Romanik\' liegen zahlreiche. In Burg ist zum Beispiel die Oberkirche Unser Lieben Frauen einen Abstecher wert", weiß der Ortskundige. Dann schlendert Peter Gertmann gemütlich zurück auf seine Brücke. Während er die Abfahrt vorbereitet, lässt Monika Lenz ihrem Frust freien Lauf. "Der letzte Teil unserer Strecke war mir zu eintönig, da lag nicht ein Café auf dem Weg. Man sollte sich also genügend Trinken mitnehmen."

Plötzlich ist eine Fahrradklingel in weiter Entfernung zu hören. "Na jetzt aber schnell", denkt Michael Lenz laut, während die Touristen gebannt verfolgen, ob es ihr Radfahr-Kollege noch rechtzeitig an Bord schafft. Der Kapitän meint es gut mit ihm - nur Sekunden, nachdem Lothar Breitner aus Mühlberg/Elbe die Fähre erreicht, legt diese ab. Er stellt sein Mountainbike an die Reling und nimmt den Helm ab. "Das war knapp", sagt er erschöpft und atmet tief durch. Ob ihn die Eintönigkeit der Landschaft auch gestört hat, will Frau Lenz wissen. "Überhaupt nicht", erwidert der Neue. "Ganz im Gegenteil. Ich bin schon den Inn und die Saale entlanggefahren. Die Elbe ist sehr weitläufig - das gefällt mir. Genau wie die Preise in den Ortschaften entlang der Strecke. Die sind viel günstiger als an der Saale."

Dann wird es für einige Momente still. Alle lauschen dem sanften Brummen des Schiffsmotors, kramen in ihren Taschen oder tragen eine neue Schicht Sonnencreme auf. Nach knapp drei Minuten legt die Fähre am Ost-Ufer der Elbe an. Jetzt heißt es "Aufsatteln"! Wo die beiden Dresdner Steffen Mrowetz und Hubert Bachmann heute übernachten - sie wissen es noch nicht. Das entscheiden sie spontan. Angst während ihres Trips von Hamburg nach Dresden, auf der Straße schlafen zu müssen brauchen sie nicht zu haben. Allein in Sachsen-Anhalt gibt es 196 Pensionen mit dem Siegel "Radfreundlich am Elberadweg". Bisher haben sie nur gute Erfahrungen mit ihren Unterkünften gemacht. "Gestern haben wir Österreicher und Holländer kennengelernt und interessante Gespräche geführt. Es ist toll, wie beliebt der Elberadweg in ganz Europa ist", berichtet Steffen Mrowetz mit einem glücklichen Lachen im Gesicht. Dann treten sie in ihre Pedalen und verschwinden einige Zeit später am Horizont.