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Burger Oberkirche Heimatforscher entdecken zweite Sonnenuhr wieder

Von Bernd Körner 13.09.2011, 04:34

Dass die Burger Oberkirche eine zweite Sonnenuhr hat, ist nicht gänzlich neu. Ihre Restexistenz wurde aber über Jahre vergessen. Jetzt soll sie als Besonderheit des Sakralbaus wieder in Erinnerung gebracht werden.

Burg. Vor rund 25 Jahren wurde Heimatgeschichtler Heinz Jericho auf die eingemeißelten Überbleibsel der Sonnenuhr aufmerksam. Vorher schien keiner Ahnung von ihr gehabt zu haben. "Das war auf einem Brigadeausflug meiner Truppe des damaligen Burger Maschinenbaus. Wir wollten uns nicht nur locker treffen, um einige Gläser Bier zu genießen, sondern legten Wert darauf, solche Abende mit Heimathistorie zu verbinden. Also schauten wir uns eines Tages das alte Gemäuer der Oberkirche genauer an. Dabei wurde ich aufmerksam, dass es nicht nur an der Westseite des Baus eine Sonnenuhr gibt, sondern es auch an der Ostseite einst eine gegeben haben muss", erzählte er der Volksstimme. Das Entdecken war nicht einfach und fast als Leistung zu betrachten. In rund zehn Meter Höhe zeichnet sich schwach auf einem glatten Stein das Halbrund einer Sonnenuhr ab.

Daten gingen in den Jahren verloren

Tage später wurde der Glücksfall von der örtlichen Gesellschaft für Denkmalpflege des DDR-Kulturbundes in Augenschein genommen und in luftiger Höhe protokolliert. "Diese Daten hatten sich im Verlauf der Zeit verloren. Nur sehr wenige Heimathistoriker wussten um den Bestand der östlichen Sonnenuhr", schildert Klaus Möbius, damals aktiv im Kulturbund.

Jetzt aber soll die ver- blichene Sonnenuhr wieder entdeckt werden. Auslöser ist der Geschichtskreis der Volkshochschule. Er hat derzeit 16 Teilnehmer, auf die elf verschiedene Veranstaltungen warten, auch Exkursionen durch das Jerichower Land, wie zum Schloss Zerben oder nach Möckern. Für den 28. September ist ein Vortrag von Klaus-Joachim Kuhs geplant mit dem Titel "Die Geschichte der Zeitmessung". Kuhs, der in Wust wohnt, Uhrmacher von Beruf ist und sehr lange sich mit Sonnenuhren beschäftigt, soll nicht nur zu Wort kommen. Marlies Flügge, Mitglied des Beirates des Geschichtskreises: "Wir wollen praxisnah vorgehen und als Auftakt uns die Sonnenuhren der Oberkirche ansehen und von Herrn Kuhs erklären lassen. Wir hatten kürzlich erfahren, dass es eine zweite Uhr an der Oberkirche geben soll, zumindest Rückstände. Davon unterrichteten wir Herrn Kuhs, der davon sichtlich begeistert war."

Der Dozent hat bisher zwei Broschüren herausgebracht, die sich mit den Sonnenuhren der Altmark, des Elbe-Havel-Winkels und des Jerichower Landes beschäftigen. "Wenn die Reste der Sonnenuhr genau ausgemessen und protokolliert sind, was ich gern machen würde, soll das Ergebnis im internationalen Sonnenuhrkatalog Österreich-Schweiz-Deutschland veröffentlicht werden. Selbstredend ist in dem Werk die Burger Oberkirche längst vermerkt. Bis heute aber nur mit einer Sonnenuhr", sagt Klaus-Joachim Kuhs. Die "neue" Burger Sonnenuhr gibt ihm jetzt schon Rätsel auf. "Normalerweise wurden Sonnenuhren nie an der Ostseite eines Gebäudes angebracht, da dort durch den Sonnenverlauf nur für wenige Stunden die Tageszeit abzulesen ist", bringt ihn der Standort ins Grübeln. Vermutlich wurde der östliche Schattenwerfer Ende des 16. Jahrhunderts angebracht. Warum, bleibt vorerst im Dunkeln und wird sicherlich nicht leicht zu klären sein.

Ein Foto ist nur vom Hubsteiger aus möglich

Geklärt wird aber über Klaus Möbius, ob der Burger Bauhof zu begeistern ist, eine Hubbühne zur Verfügung zu stellen. "Nur so kann der historische Zeitzeuge aus unmittelbarer Nähe fotografiert, exakt vermessen und begutachtet werden", meint Klaus Möbius und lud sogleich Karl-Joachim Kuhs zu der "Höhenexpedition" ein. "Ich komme sehr gern", lautete die spontane Antwort des Experten aus Wust.