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70 000 Euro kostet die Umrüstung der Vorführtechnik von Filmrollen auf Festplatten Eine Frage der Förderung: Wann werden Kinos im Kreis digitalisiert?

Von Falk Heidel 12.12.2011, 05:30

Burg/Genthin l Es ist die Welt der Mythen, der Träume und der Helden - die Kinobranche befindet sich (mal wieder) in einer Phase des Umbruchs. Die Zeit der schwarzen, dicken, runden Filmrollen als Datenträger geht zu Ende. Digitalisierung ist angesagt. Die großen Lichtspieltheater in den Metropolen dieses Landes haben sich längst von der veralteten Filmtechnik verabschiedet.

Doch für die beiden kleinen Kinos des Jerichower Landes in Burg und Genthin ist diese Umrüstung finanziell drei Nummern zu groß. Jedoch werden sie mittelfristig um diese Investition nicht herumkommen, sagen Experten, weil auch die Filmverleiher entsprechenden Druck ausüben. Irgendwann werden die neuen Filme nur noch in digitalen Kopien ausgeliefert.

"Natürlich streben wir die schnellstmögliche Digitalisierung unserer Vorführtechnik an", sagte Weitblick-Mitglied Wolfgang Michel kürzlich bei der Gala zur hundertjährigen Geschichte des Burg-Theaters, das von der Weitblick-Vereinigung betrieben wird.

Zu hoher Eigenanteil

Etwas zurückhaltender beurteilt Lars Hoffmann die Problematik. Zur Volksstimme sagte der Betreiber des Genthiner Union-Kinos: "Wie die anderen kleineren Häuser beschäftigen auch wir uns mit der Digitalisierung."

Mut macht den beiden Betreibern im Landkreis der Landtags-Abgeordnete Matthias Graner. Er sitzt für die SPD im Magdeburger Finanzausschuss. Dort wurde er jüngst mit den Fördermöglichkeiten konfrontiert: "Im Landeshaushalt sind jeweils 200 000 Euro für die Jahre 2012 und 2013 zur Förderung der Umstellung der Filmtheater in Sachsen-Anhalt auf digitale Kinotechnik eingestellt. Mit diesen Geldern sollen vor allem kleinere Kinos unterstützt werden, die die teure Umstellung auf die neue Projektionstechnik nicht aus eigenen Kräften leisten können. Damit ist die notwenige Voraussetzung erfüllt, zusätzlich auch die Förderung des Bundes und der Filmförderanstalt in Anspruch zu nehmen."

Ganz so einfach, wie es klingt, ist es aber nicht. Graner: "Um in den Genuss der Förderung zu kommen, müssten über die Dauer von drei Kalenderjahren mindestens 6 000 Kinobesucher pro Jahr nachgewiesen werden. Immerhin: Vor einigen Wochen war noch von mehr als 8 000 Besuchern die Rede.

Die 6 000 Jahresbesucher gelten pro Kinosaal. Das Burg-Theater hat dies im ersten Kinojahr mit 8 500 zahlenden Gästen geschafft. Dem mit drei Sälen ausgestattete Genthiner Union-Kino gelingt dies einer Schätzung zufolge maximal für zwei Leinwände.

Ganz wichtig: Die Drei-D-Technologie ist nicht Bestandteil der Förderung von Bund, Land und Trägern der Filmbranche. Es geht nur um die Vorführtechnik, wo statt der Filmrollen dann Festplatten als Datenträger verwendet werden. Branchenkennern zufolge spüren die Konsumenten den Wechsel an der Filmqualität kaum.

Derzeit kostet die neue Technik rund 70 000 Euro pro Leinwand. Je nach Fördermodalitäten bleibt ein Eigenanteil je Kinosaal von 20 000 bis 30 000 Euro. Das ist zuviel für die ländliche Filmbranche, meint unter anderem die Arbeitsgemeinschaft Kino. Der bundesweit agierende Verein nennt sich auch "Gilde deutscher Filmkunsttheater". Angesichts der Zurückhaltung der Filmverleiher im Hinblick auf die Beteiligung an den Kosten der Digitalisierung ruft die Gilde ihre Mitglieder und unabhängige Kinobetreiber zu einem Umrüstungsstopp auf.

Hintergrund: Einige der großen Verleihfirmen verzögern die Auszahlung des mit Bund und Ländern vereinbarten Förderzuschusses in Höhe von bis zu 13 000 Euro pro Leinwand.

Derzeit sind rund 300 Kinobetreiber mit 500 Leinwänden Mitglied in der Kino-Gilde mit Sitz in Berlin.