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Gerwischs Feuerwehrlegende begeht ihren 90. Geburtstag / Chef der "Silberpfeile" pflegt Kameradschaft Bitte an Günter Beckmann: Werde 100 Jahre alt!

Von Thomas Rauwald 14.12.2011, 05:26

In Gerwisch hat am Montag Günter Beckmann seinen 90. Geburtstag gefeiert. Viele Kameraden, Freunde, Weggefährten und Gerwischer Bürger kamen, um dem Feuerwehr-Urgestein ihre Aufwartung zu machen.

Gerwisch. l Alle Vorbereitungen für den offiziellen Empfang im Schulungsraum des Gerwischer Feuerwehrgerätehauses sind getroffen. Auf einem Stuhl sitzt Günter Beckmann, die 90-jährige Feuerwehrlegende, bescheiden an die Wand gerückt. Akkurat gekleidet - Lederweste, elegantes Sakko, Hose, gestreifte Krawatte, glatt gebügeltes Hemd. Die ersten Gäste erscheinen, gratulieren dem Jubilar, wünschen ihm Gesundheit, überreichen Blumen und kleine Präsente und viele bedanken sich bei ihm, für das, was er, der gewiefte Feuerwehrmann, ihnen beigebracht hat.

Auf diesen Tag, sagt Günter Beckmann, habe er hingearbeitet. Bei seinem 80. Geburtstag habe ihm die Karla, also die Gerwischer Bürgermeisterin Karla Michalski, aufgetragen, 100 Jahre zu werden. "Das muss ich dann doch einhalten", lacht der drahtige Mann. Keiner der Gäste hegt auch nur die Spur eines Zweifels, dass er diesen Auftrag erfüllen wird. Gesund sieht er aus und Freude zeichnet sein Gesicht, Freude über jeden Gast, der kommt, ihm zu gratulieren.

Er habe gut geschlafen in der Nacht zu seinem Ehrentag, berichtet Günter Beckmann. Abends hingelegt und morgens in aller Frühe aufgewacht. Da standen schon die ersten familiären Gratulanten an seinem Bett. Dass er noch so gesund ist, kann Günter Beckmann kaum fassen und wertet es als Gnade und Glücksumstand zugleich. Als er 1921 geboren wird, grassieren in Deutschland Wohnungsnot und Inflation. Hitlers Regime schickt ihn bis nach Sibirien. Kriegsgefangenschaft. Heimkehr ins zerstörte Deutschland, zurück nach Gerwisch.

Als Günter Beckmann im November 1948 die schöne Hildegard Brand heiratet und im Bauerngehöft Breiter Weg 51 ansässig wird, hatte die Familie Brand zusehen müssen, wie ihre gefüllte Scheune am 22. September 1948 ein Raub der Flammen wird. Damals waren es Freunde, die in der Not der Familie beistanden. Zur Hochzeitsfeier der jungen Brautleute steuern sie besondere Geschenke wie ein Ferkel oder einen Sack Weizen bei. Für Günter Beckmann war es eine Selbstverständlichkeit, Mitglied der Feuerwehr zu werden. Das liegt nun schon über 60 Jahre zurück. Und Günter Beckmann ist immer noch dabei.

Am Rande sei bemerkt, dass Beckmanns Schwiegervater zu den Gründungsvätern der Gerwischer Feuerwehr gehörte. Sie ist vor 100 Jahren gebildet worden. Die Gerwischer hatten das Jubiläum Anfang September eine Woche lang gefeiert. Mit von der Partie war auch immer Günter Beckmann, oft zusammen mit den "Silberpfeilen", einer besonderen Ehrenabteilung, die er am 8. Oktober 1991 aus der Taufe gehoben hatte.

Im Jahre 1986 wurde Günter Beckmann Wirkungsbereichsleiter im Wirkungsbereich Biederitz/Gerwisch. Von dieser Funktion ist er 1991 aus Altersgründen abberufen worden. Damit war für ihn die Arbeit in der Freiwilligen Feuerwehr aber nicht beendet. Unter anderem brachte er den jungen Kameraden mit Humor und Können das Kochen mit der Feldküche bei. Mit den "Silberpfeilen" wird die Kameradschaft gepflegt.

Durch Günter Beckmann ist in Gerwisch eine Feuerwehrdynastie begründet worden. Natürlich war auch seine Frau Hildegard Mitglied der Wehr. Sohn Wolfgang Beckmann leitet seit 1992 die Gerwischer Wehr. Auch Kinder und Enkel fühlen sich dem aktiven Brandschutz verpflichtet.

"Wenn es in Gerwisch Alarm gab", so Günter Beckmann lachend, "dann stand bei uns das Haus leer."

Gerwischs Ortsbürgermeisterin, selbst einst Wehrleiterin, verbindet ihre herzlichen Glückwünsche mit einer kleinen Ansprache: "Ich wünsche dir weiterhin Lebensmut und verliere nie deine Lebensfreude. Wir haben dir herzlich zu danken für deine Treue, die nie ein leeres Wort war, sondern Inhalt hatte und ein Ziel. Wir danken dir für deine unermüdliche Arbeit für das Gemeinwohl des Dorfes Gerwisch und seiner Menschen. Das hast du in hervorragender Weise in deinem ganzen Leben gemacht. Dein Leben ist mehr als das von vielen anderen. Darum habe ich erneut eine Bitte. Werde 100 Jahre alt."