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Handgemenge mit schweren Folgen im Wald / Rentner mehrfach operiert Verfahren gegen Wildbeobachter eingestellt

19.12.2011, 04:29

Burg (rof) l Als "passiver Jäger" beobachtet er das Wild am eigenen Jagdstand in einem kleinen Waldstück bei Möckern. Jeden Tag klettert der 76-Jährige über sechs Leitersprossen in seine Jagdhütte und zählt Wildschweine oder Rehe. Um die Tiere anzulocken, legt er auf mehreren Plätzen mitgebrachte Weizen- und Maiskörner aus und deckt sie mit Wurzelholz ab. Wie auch am Nachmittag des 18. Oktober 2010, der für den Senior mit einer Strafanzeige endete.

Gegen 14.30 Uhr hatte er nach dem Abstellen seines Drahtesels zwei Frauen beobachtet, die über die ausgelegten Körner stapften, Wurzelholz aufnahmen und in einen Korb legten. "Holz liegen lassen, das ist Diebstahl und jagdrechtliches Eigentum!", wettert er. Laut Anklage schnappt sich der Senior nach heftigem Wortwechsel und gegenseitigen Rangeleien ein Wurzelholz aus dem Korb, schlägt es gegen den Kopf der 39-Jährigen und reißt ihr ein Haarbüschel aus. Mit einer Beule am Kopf fährt die Geschädigte zur Polizei, die den Rentner auf dem Foto ihres Handys erkennt.

Der Angeklagte räumte die ihm vorgeworfene Körperverletzung beim Burger Amtsgericht nur zum Teil ein. Danach hatte er die Frauen zunächst darauf aufmerksam gemacht, dass im Waldstück drei Verbotsschilder darauf hinweisen, dass unbefugte Personen und Fahrzeuge hier nichts zu suchen haben. "Halt die Klappe, du besoffener Penner!", wäre ihre Reaktion gewesen. Die Frauen hätten nach dem Aufnehmen der Wurzeln die Körner zerstreut. Auftragsgemäß habe er sich das Kennzeichen des Mercedes notiert. Nach gegenseitigem Handgemenge hätte ihm eine Frau den Plastikkorb auf den Kopf geschlagen und er ihr ein Wurzelholz gegen den Schädel. "Haare habe ich ihr nicht ausgerissen", beteuerte der Rentner. Nach Aussagen der Zeugin war sie mit einer Freundin und deren Kind in den Wald gefahren, um Naturmaterialien für Adventsgestecke zu sammeln und hatte weder die ausgelegten Körner noch Verbotsschilder gesehen.

Drei Tage später, am 21. Oktober 2010, folgte die Retourkutsche mit schwerwiegenden Folgen für den Wildbeobachter. Der Ehemann der 39-Jährigen war um die Mittagszeit am Hochstand aufgetaucht. Während seine Frau im Wagen wartete, stürmte der vermummte Mann, mit einem Rundholz bewaffnet, in die Hütte, drosch damit wild auf den 76-Jährigen ein und verschwand. Schwer verletzt, unter anderem mit Brüchen beider Unterarme und Schädelprellungen, setzte der Senior einen Notruf ab. Er musste mehrfach operiert werden und leidet noch heute an den Folgen der Verletzungen.

Das Verfahren gegen den rabiaten Ehemann wegen gefährlicher Körperverletzung hat die Staatsanwaltschaft inzwischen eingestellt! (?) Auch das Verfahren gegen den Rentner endete mit Einstellung, "weil die ihm zugefügten Verletzungen durch den Ehemann als Folgen der Tat so schwer waren, dass von Strafe abgesehen werden kann".