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Neuer Inklusionsbeirat soll in die Stadtplanung einbezogen werden Burg ist auf einem barrierefreien Weg

Von Franziska Ellrich 13.04.2012, 05:17

Hohe Bordsteinkanten, fehlende Behindertenparkplätze, Treppen ohne Handläufe - das alles soll bald der Vergangenheit angehören. Burg will nun Stück für Stück, besser Meter für Meter, barrierefrei werden.

Burg l Taktile Wegführung, Noppenplatten und Taststreifen: Begriffe, mit denen jeder Mensch, der in seiner Bewegung oder Wahrnehmung eingeschränkt ist, etwas anfangen kann. "An manche Probleme muss man immer wieder erinnert werden", sagt Mario Schmidt. Der Burger Baufachbereichsleiter sieht wie alle anderen Unbetroffenen die Stadtplanung eher aus einer pragmatischen Perspektive. "Aber dafür sind wir ja da", so Kathrin Haase. Sie und die anderen Mitglieder des Allgemeinen Behindertenverbandes haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Institutionen auf die Bedeutung "schwellenloser und stufenfreier Möglichkeiten für behinderte und natürlich auch ältere Menschen" aufmerksam zu machen.

Das Vorstandsmitglied: "Wir sind auf einem guten Weg." Ein wichtiger Schritt war dabei die Aufstellung eines Inklusionsbeirates. Regelmäßig sollen nun Vertreter der Stadt mit Vertretern sozialer Einrichtungen wie Diakonie und Behindertenverband, zusammenkommen, um Missstände aufzuzeigen. Wichtig für Mario Schmidt: Auch ein Vertreter aus dem Baufachbereich wird anwesend sein. "Manchmal ist es wirklich schwierig, einen Kompromiss zu finden. Während sich Rollstuhlfahrer ganz für eine ebene Fläche zwischen abgesenktem Bordstein und Straße aussprechen, ist für Sehbehinderte der Absatz wichtig, um zu erkennen, wo die Fahrbahn beginnt", sagt der Bereichsleiter.

"Sich in die Lage der Betroffenen versetzen!"

Kathrin Haase, Behindertenverband

Kathrin Haase lobt die neue Einstellung der Verantwortlichen bei der Stadtsanierung: "Die Straßenübergänge in der Schulstraße sind sehr gut gelungen." Weiße Leitstreifen mit Rillen zeigen den Übergang an einem nahezu völlig abgesenkten Bordstein an. Auch der Mehrgenerationenspielplatz an der Ecke Deichstraße ist für Menschen im Rollstuhl oder Rollator ohne Probleme zu befahren. Edeltraud Kaufmann ist auf ihren Rollator angewiesen und wünscht sich schon lange, dass sie sich in der Burger Innenstadt freier bewegen kann. "Solche ebenen Straßenübergänge erleichtern mir das Leben sehr." "Selbst für uns Radfahrer ist das die sichere Variante", pflichtet ihr Gerhard Garz bei.

Auch die Übergänge am neuen Kreisel in der Franzosenstraße wurden mit Hilfe der richtungsweisenden Leitsteine und Rillenplatten gekennzeichnet. Mario Schmidt: "Alles, was wir neu sanieren, soll die Anforderungen der Barrierefreiheit erfüllen."

"Barrierefreies Bauen ist einen Herausforderung."

Mario Schmidt, Baufachbereichsleiter

Doch es gibt noch genügend Schwachstellen in der Kreisstadt. Vor dem Netto-Supermarkt im City Center fehlen Behindertenparkplätze ganz, für die Stufe außen vor dem Bürger-Büro gibt es keinen Handlauf und die Hauptpost ist nur über mindestens eine Treppenstufe zu erreichen. Am Beispiel der oft viel zu hoch angebrachten Fahrpläne an Bushaltestellen erklärt Kathrin Haase, wie wichtig es ist "sich in behinderte Menschen hineinzuversetzen". "Das kann kein Rollstuhlfahrer lesen, weil die Zettel viel zu hoch hängen!"

Der 40-Jährigen würden noch mehr Negativbeispiele einfallen, wie Blumenkübel, die sich farblich nicht von der Straße abheben und damit nicht für Sehbehinderte erkennbar sind. Oder Gaststätten, die an ihrem Aufzug ein Schild hängen haben: "Bei Benutzung bitte oben fragen." Wie soll ein Rollstuhlfahrer zum Fragen die Treppe hoch kommen? Doch lieber bleibt die gelernte Informatikkauffrau bei den positiven Entwicklungen hängen: "Unter Bürgermeister Jörg Rehbaum hat sich die öffentliche Wahrnehmung für die Belange der eingeschränkten Menschen sehr positiv verändert."

Die Verlegung der Stadtratssitzungen in die Stadthalle, um einen barrierefreien Zugang zu verschaffen, sei nur ein Beispiel der neuen Aufmerksamkeit. "Wir wissen den Demografiewandel und die Bedürfnisse nicht nur behinderter, sondern auch älterer Menschen zu werten", sagt Fachbereichsleiter Mario Schmidt mit Blick auf eine barrierefreie Stadtplanung.