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Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag XI-A / Ehrung der Toten Wladimir Kukin: "Das Vermächtnis derer, die ihr Leben gelassen haben, umsetzen"

Von Bettina Schütze 07.05.2012, 05:26

Bei strömendem Regen fand am Sonnabend die 6. Gedenkfeier des Fördervereins "Gedenkstätte Kriegsgefangenenlager und Sammlung Truppenübungsplatz Altengrabow" anlässlich der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag XI-A statt. Es wurde der Toten aus dem Lager gedacht.

Dörnitz/Altengrabow l Zur 6. Gedenkfeier zur Ehrung der Kriegstoten und der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag XI-A konnte Christel Kitschke, Vorsitzende des Fördervereins "Gedenkstätte Kriegsgefangenenlager und Sammlung Truppenübungsplatz Altengrabow" zahlreiche Gäste begrüßen. Neben Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) waren unter anderem Wladimir Kukin von der russischen Botschaft, Agata Skarpetowska von der polnischen Botschaft, Eduard Ptuchin (Freiwillige Kriegsgräberfürsorge Berlin), Polizeioberrat Dietmar Schellbach (Leiter Polizeirevier Jerichower Land) und Möckerns Stadtbürgermeister Frank von Holly gekommen.

"Wir wollen uns heute gemeinsam erinnern", machte Christel Kitschke deutlich. Bis vor wenigen Jahren sei in der Region und darüber hinaus nicht bekannt gewesen, dass es in Altengrabow ein Kriegsgefangenenlager gab. Dabei war Stalag XI-A eines der größten Stammlager Mitteldeutschlands.

Die ersten russischen Kriegsgefangenen, die 1941 in Altengrabow eintrafen, kamen aus dem Stalag XI-C Bergen-Belsen. Im November 1941 bricht im Stalag eine Fleckfieberepidemie aus. Das Lager wird unter Quarantäne gestellt. Viele russische Gefangene sterben. 1944/45 verschlechtert sich die Lagersituation zunehmend. Unter den unsagbar schlechten Lagerbedingungen starben viele Lagerinsassen. Am 4. Mai 1945 übernahmen die Truppen der 1. Ukrainischen Front unmittelbar von den Amerikanern das Lager. "Mit der Gründung des Fördervereins im Jahr 2006 soll nun durch unsere Arbeit die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag XI-A aufgearbeitet werden, damit dieser unrühmliche Teil deutscher Geschichte nicht in Vergessenheit gerät", so Christel Kitschke.

Kultusminister Stephan Dorgerloh wies darauf hin, dass "mit der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers die Jahre des Leidens und der Todesangst für die Gefangenen endete". Besonders die sowjetischen Gefangenen seien Schikanen ausgesetzt gewesen. Die Erinnerungen an dieses Lager, so Dorgerloh weiter, stehen nicht besonders im Mittelpunkt, "weil niemand etwas über den Umgang mit den Häftlingen wissen wollte".

Der Kultusminister dankte im Namen der Landesregierung dem Förderverein für sein ehrenamtliches Engagement. "Das ist alles andere als selbstverständlich."

Bisher wurde die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers nicht systematisch erforscht. "Aber wir wollen wissen, wieviele Häftlinge hier aus welchen Nationen waren und wo die Toten begraben wurden." Deshalb werde mit großem Interesse das Forschungsvorhaben an der Uni Magdeburg verfolgt. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit seien die Grundlage für eine mögliche Aufnahme des Fördervereins in die Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der Arbeitsgruppe, die sich mit dieser Sache befasst, bald Ergebnisse vorlegen können", so Dorgerloh.

Zeichen der Versöhnung

"Wir verstehen die Einladung zu dieser Gedenkfeier als sichtbares Zeichen der Versöhnung und des gegenseitigen Respekts zwischen unseren Völkern, als Ausdruck der hohen gesamteuropäischen Erinnerungskultur, die speziell hier in Deutschland deutlich zur Geltung kommt. Wir wissen diese würdige Geste hoch zu schätzen", brachte Wladimir Kukin, Leiter des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit in der Botschaft der russischen Förderation in Berlin, zum Ausdruck.

Schon 67 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bleibe die Erinnerung an diesen Krieg in den Herzen lebendig. Für die Befreiung Europas von der Nazi-Herrschaft musste die Sowjetunion den höchsten Blutzoll entrichten.

"Das Kriegsgefangenenlager Altengrabow war ein Bestandteil des grauenhaften Menschenvernichtungssystems", so Wladimir Kukin. Sechs Jahre mussten vergehen, bis man den lang ersehnten Sieg feiern konnte. Wladimir Kukin: "Doch das war nicht der Sieg eines Volkes über das andere oder einer Kriegskoalition über die andere. Das war der Sieg des Humanismus über die Ideologie des Hasses und der Zerstörung. Er war, ist und bleibt ein Werk und ein Verdienst von all denjenigen, die sich gegen die menschenverachtende Ideologie sträubten."

Abschließend gab Wladimir Kukin allen mit auf den Weg: "Die Gräber des Zweiten Weltkrieges sind überzeugende Mahnung für uns, Frieden zu halten und jedem Anzeichen von Krieg und Gewalt entgegenzustreten. Nie wieder Krieg."