1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Internet auf dem Lande: 2,6 Millionen Euro fließen kreisweit in elf Ausbau-Projekte

Genthin und Möckern verzichteten bisher auf Förderanträge von Landesgeldern Internet auf dem Lande: 2,6 Millionen Euro fließen kreisweit in elf Ausbau-Projekte

Von Falk Heidel, Stephen Zechendorf und Steffen Reichel 06.06.2012, 03:18

In der Großstadt ganz normal, sind schnelle Internetverbindungen auf dem Lande noch immer nicht selbstverständlich. Dennoch sind ins Jerichower Land bisher 2,6 Millionen Euro in den Netzausbau geflossen. Keine Fördermittel beantragt haben Genthin und Möckern.

Burg/Möckern/Jerichow l In zwei Minuten werden einer Studie zufolge in Deutschland über 664 000 Musiktitel aus dem Internet illegal heruntergeladen. Aber nicht in den Dörfern des Jerichower Landes. In vielen kleinen Orten können sich die Computer-Nutzer nach einem Klick getrost einen Kaffee kochen oder eine Zigarette rauchen gehen.

Doch mit dem Schneckentempo auf der Datenautobahn soll bald Schluss sein. Eine Information aus der Magdeburger Staatskanzlei besagt, dass 320 000 Einwohner Sachsen-Anhalts vom aktuellen Ausbau des hiesigen Breitbandnetzes profitieren. Referent Theo Struhkamp erklärt: "Auch im Jerichower Land wurden große Fortschritte gemacht." Immer mehr Leute freuen sich über Anschlüsse mit Geschwindigkeiten von bis zu 16 000 Kilo-Bit pro Sekunde. Insgesamt elf mit Landesgeldern geförderte Ausbauprojekte gibt es in den Einheitsgemeinden Möser, Burg, Elbe-Parey, Gommern, Biederitz und Jerichow. Keine Förderanträge gestellt haben bisher Genthin und Möckern. Bis Ende 2012 soll die sogenannte Grundversorgung (Downloadraten von mindestens zwei Mega-Bit pro Sekunde) landesweit nahezu flächendeckend erreicht sein.

Staatsminister Rainer Robra und Landwirtschaftsminister Hermann-Onko Aeikens nennen den Breitbandausbau im Jerichower Land eine "Erfolgsgeschichte". Niemand habe vor drei Jahren absehen können, welch enorme Bedeutung das Thema "Schnelles Internet" gerade im ländlichen Raum hat.

Dem stimmt Jerichows Bürgermeister Harald Bothe im Wesentlichen zu: "Wir haben die Förderanträge sehr zeitig gestellt und verfügen daher in unserer Einheitsgemeinde über ein fast flächendeckendes Netz." Alle zwölf Orte der Stadt Jerichow gelten als erschlossen. Funklöcher gibt es lediglich in den Ortsteilen Blockdamm und Altbellin. Bothe: "In Karow gibt es zudem noch Verzögerungen wegen eines Verstärkers, der auf dem Gollwitzer Berg installiert werden soll."

Mehr als 10 000 Haushalte im Jerichower Land profitieren von den bisherigen beziehungsweise künftigen Beitbandnetzausbauten. 2,6 Millionen Euro fließen in diese Projekte, die Gemeinden müssen einen 12,5-prozentigen Eigenanteil zusteuern.

Robra und Aikens kündigten an, dass die Breitbandversorgung auch nach der Herstellung der Grundversorgung fortgesetzt werde. Bis zum Jahr 2020 soll jeder Haushalt über einen schnellen Breitbandanschluss von mindestens 50 Mega-Bit pro Sekunde verfügen.

Aktuell bereitet die Stadt Genthin das Förderverfahren für die unterversorgten Ortsteile Mützel, Gladau, Paplitz, Fienerode und Dretzel vor. Warum das erst jetzt passiert, erklärt Bürgermeister Wolfgang Bernicke so: "Vor der sogenannten Breitbandinitiative hatten wir eigene Anstrengungen entwickelt. Dazu gehörte der Netzausbau in Tucheim durch die Telekom. Die Einbeziehung von Paplitz war allerdings nicht möglich." Mützel ist über das Ortsnetz Genthin einbezogen, allerdings entspricht die Übertragungsrate nicht mehr den Erwartungen. In Parchen haben die Bewohner seinerzeit selbst Initiativen entwickelt und sich für die Internetversorgung per Funk entschieden.

Bernicke: "Mit der Entwicklung der LTE-Technologie haben wir für Gladau, Paplitz und Fienerode Kontakt zu den Anbietern Vodafone und Telekom hergestellt, da in Bensdorf, Ziesar und Wusterwitz Antennenanlagen errichtet wurden, die auch unser Einzugsgebiet versorgen sollten. Zwischenzeitlich gibt es auch für diese Ortsteile Lösungen."

Bis Ende des Jahres sollen auch alle Burger Ortschaften schnelles Internet haben. Dort hatte es erhebliche Verzögerungen gegeben. Ursprünglich sollten bereits im Herbst 2011 alle Orte per Kabel ans schnelle Internet angeschlossen sein. Aber nur Reesen und Detershagen konnten realisiert werden, weil die von der Stadt Burg beauftragte Firma MDDSL in den anderen Orten die Kabelverzweiger der Telekom nicht mit nutzen kann. Eine vertragliche Klärung zwischen MDDSL und Telekom kam nicht zu Stande. Das hat zur Folge, dass durch MDDSL ein Parallelnetz gezogen werden muss. In Niegripp wurden die Bauarbeiten jetzt fortgesetzt.

Die Stadt Möckern hatte aus Kostengründen die Breitbandförderung abgelehnt. Zu hoch wäre der zu stemmende Eigenanteil für Deutschlands viertgrößte Flächengemeinde gewesen. "DSL fu¨r alle ist nicht finanzierbar," hatte Möckerns Stadtchef Frank von Holly die Entscheidung gegen eine flächige Ausnutzung der aktuellen Förderprojekte des Landes fu¨r den ländlichen Raum bereits vor zwei Jahren begründet. Zudem wurde befürchtet, dass man in eine Technik investiert, die dann, wenn sie endlich steht, schon wieder veraltet sein könnte. Statt der Zuhilfenahme von Förderung des Landes und den damit verbundenen Eigenanteilen setzte man daher früh auf die privaten Anbieter von Richtfunk-DSL-Netzen, die sich von mehreren Seiten auf die Einheitsgemeinde zubewegten. Tatsächlich ist inzwischen der größte Teil der Einheitsgemeinde per Funk an die weite Welt des Internets in DSL-Geschwindigkeit angeschlossen.