1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. "Fülle in die Hülle": Kalbe als Künstlerstadt

Bürgerschaftliches Engagement für ein einmaliges Projekt in Deutschland "Fülle in die Hülle": Kalbe als Künstlerstadt

Von Conny Kaiser 02.02.2013, 01:19

Kalbe soll mit bürgerschaftlichem Engagement zur Künstlerstadt entwickelt werden. Die Idee stammt von Corinna Köbele, die dazu ein umfangreiches Konzept erarbeitet hat. Dieses stellte sie am Donnerstagabend dem Hauptausschuss vor.

Kalbe l Es ist ein Projekt, das es so noch nicht in Deutschland gibt. "Und ich gebe zu, es ist eine ziemlich steile Idee", sagte diejenige, die es entwickelt hat. Es handelt sich um Wahl-Kalbenserin Corinna Köbele, die seit mittlerweile 17 Jahren in der Altstadt, im sogenannten Pottkuchen, zu Hause ist und diesen kulturell beleben will.

"Hatte ein sehr gutes Gespräch im Ministerium"

Initiatorin Corinna Köbele

Es gibt bereits umfangreiche Pläne. Köbele hat Verbindungen zu potenziellen Geldgebern, zur Stiftung "Zukunft Altmark", aber auch zum Land aufgenommen. "Dort hatte ich in dieser Woche ein sehr gutes Gespräch im Kultusministerium", berichtete sie dem Hauptausschuss. Dessen Mitgliedern stellte die 50-Jährige, die eine psychotherapeutische Praxis betreibt, in ihrer Freizeit aber auf verschiedenen Ebenen künstlerisch tätig ist, ein umfassendes Konzept vor. Denn natürlich, so Corinna Köbele, könne die Idee nicht ohne die Stadt Kalbe umgesetzt werden.

Aber wie kam sie überhaupt darauf? "Alles hat im vergangenen Jahr mit einer Postkarte von Freunden begonnen", erzählte Köbele. Die hätten ihr aus der Künstlerstadt Gmünd in Österreich geschrieben. Von der Größe her sei die mit Kalbe vergleichbar. Auch dort gebe es einen mittelalterlichen Stadtkern. Und Gmünd sei einst, genau wie Kalbe heute, von starker Abwanderung und hohem Leerstand betroffen gewesen. Doch diese Entwicklung sei längst gestoppt, wie sie selbst bei einem Besuch im September festgestellt habe, sagte Köbele. "Ich war wirklich sehr erstaunt, was die da in den vergangenen Jahren geschafft haben", so die Kalbenserin. "Allein im Stadtkern gibt es 15 Kulturstätten." Und die würden von der Hausgalerie bis zur Künstlerwerkstatt reichen.

Sie habe mit den Initiatoren der Künstlerstadt Gmünd sprechen können, habe dort Veranstaltungen besucht und sei mit der Idee zurückgekehrt, dass sich dies vielleicht auch in Kalbe realisieren ließe. "Dabei habe ich mich gefragt, welches Alleinstellungsmerkmal wir haben, und bin auf die Brücken gekommen. Die hat keiner. Außerdem gilt die Brücke ja als Metapher - zwischen Alt und Neu, und zwischen den Menschen", so Corinna Köbele.

Natürlich ließe sich die Idee nur mit einem Trägerverein umsetzen. Und der solle demnächst gegründet werden. Es gehe darum, Kulturschaffende der Region zu vernetzen und Hochschulen einzubinden. So sei schon 2013 ein Sommercampus geplant. "Die Mittel dafür sind sicher", sagte Köbele, die dafür mit Geldgebern gesprochen hat. Doch es seien weitere Förderanträge nötig, zumal 2014 das alte Kalbenser Gericht in der Altstadt, das schon lange leer stehe, umgebaut und mit Kultur belebt werden solle. "Das", sagte die Initiatorin, "wird Geld kosten, aber es braucht die Zustimmung der Stadt". Immerhin gehört ihr das Gebäude, das sich laut Bürgermeister Karsten Ruth wegen des fehlenden Umlandes schlecht vermarkten läßt. Für den Sommercampus ließe es sich vielleicht schon nutzen, genau wie andere leer stehende Objekte in der Stadt, hofft Köbele. Denn Kunststudenten käme es nicht auf anspruchsvolle Unterbringung an, wohl aber darauf, dass ihre Projekte zu sehen seien. Zudem könnten die Gebäude von ihrer Kreativität profitieren - nach dem Motto "Fülle in die Hülle".

Corinna Köbele hat viele tolle Ideen ins Konzept integriert. Und sie stieß damit im Hauptausschuss auf sehr fruchtbaren Boden. Kalbe wäre die erste Künstlerstadt Deutschlands. In Gmünd beträgt die Wertschöpfung dank des Projektes 3,2 Millionen Euro und es gibt 125000 Besucher - pro Jahr.