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Heimatforscher Henning Krüger erhält den Blumenstrauß des Monats September Immer Kalbes Vergangenheit auf der Spur

Von Gesine Biermann 14.09.2013, 03:11

Seit mehr als 30 Jahren ist Henning Krüger auf der Suche nach der Vergangenheit. Nicht nur nach seiner eigenen, auch nach der einer ganzen Stadt. Was er findet, stellt der Kalbenser der Öffentlichkeit zur Verfügung - auf seiner Internetseite und in vielen spannenden Vorträgen.

Kalbe l "Die Vergangenheit ist immer gegenwärtig." Der Ausspruch des französischen Dramatikers Maurice Maeterlinck könnte auch von Henning Krüger stammen. Mit der Suche nach dem, was einst passierte, verbringt der Kalbenser nämlich einen Großteil seiner freien Zeit.

Knapp 30 ist er, als er im Nachlass seines Vaters Martin Krüger auf alte Unterlagen stößt. Ein Wehrpass seines Großvaters, Urkunden, Dokumente, all das fasziniert ihn. Und so beginnt er mit der Ahnenforschung in alten Kirchenbüchern, stellt aber plötzlich fest, dass es nicht "die nackten Fakten" sind, die ihn interessieren. "Ich wollte einfach mehr erfahren über die Lebensumstände in der damaligen Zeit", sagt Krüger. Und genau da ist er schon mittendrin in der Heimatgeschichte seiner Geburtsstadt. Und mittlerweile gibt es wohl kaum einen Kalbenser, der so viel über Kalbes Vergangenheit berichten kann wie er. "Henning Krüger kann da sicher weiterhelfen", sagt selbst Bürgermeister Karsten Ruth, wenn jemand im Kalbenser Rathaus Näheres über die Historie der kleinen Mildestadt wissen will.

Krüger hat mittlerweile so viele Fakten über Kalbe gesammelt, dass sie eigentlich ein Buch füllen würden. Und den Gedanken habe er natürlich auch gehabt, versichert er. Vieles hat er auch schon aufgeschrieben und zusammengestellt. "Aber es kommen ja immer wieder Ergänzungen dazu und gedruckt ist gedruckt", sagt er schmunzelnd, dann seien Zusätze schwierig.

Zum Glück kann der gelernte Bankkaufmann aber "ein bisschen programmieren". So entsteht in vielen Monaten die Internetseite www.kalbe-milde.de. Und alles was Krüger findet - bei seinen Ausflügen ins Staatsarchiv nach Potsdam, bei der Internetrecherche, in Gesprächen mit anderen Geschichtsinteressenten oder in zahllosen Büchern - stellt er damit kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung. "Jeder kann hier herunterladen, was er möchte", sagt er, "und unter Angabe der Quelle natürlich auch weiterverwenden."

Dass Krüger auch noch historische Postkarten sammelt, versteht sich eigentlich fast von selbst. Ein Nebenprodukt, und zwar ein ganz bezauberndes, ist schließlich auch der historische Kalender, den er seit Jahren für Kalbe herausbringt und dessen kleiner Gewinn dem Heimatverein zugute kommt. Dort - und im Altmärkischen Verein für Vaterländische Geschichte - arbeitet Krüger übrigens auch noch mit.

"Ich kenne meinen Mann gar nicht anders."

Uta Krüger

Dass er außer seiner Fähigkeit für die akribische Suche nach Fakten aus der Vergangenheit noch ganz andere Talente hat, beweist der 62-Jährige seit geraumer Zeit, in dem er Geschichten erzählt. Mit Vorträgen über den Goliath ("Die Geschichte einer Wiese"), die Kalbenser Braukunst oder Handel und Gewerbe fesselt er regelmäßig zahllose Zuhörer. Ein Vortrag über den Dreißigjährigen Krieg ist sein aktuelles Projekt. Sein Traum für das Kalbenser Wachhaus ist zudem ein Modell der Kalbenser Burg, wie sie zu ihren blühenden Zeiten ausgesehen haben könnte. Ein geschichtsinteressierter Modellbauer, der sich mit Krüger für dieses Projekt zusammentun "und ruhig auch mal ein bisschen über die Historie diskutieren will", würde derzeit ganz sicher offene Türen bei ihm einrennen.

Weil Henning Krüger sein Wissen und die Früchte seiner jahrelangen Arbeit auf vielerlei Arten allen Bürgern zur Verfügung stellt, bekommt er den Blumenstrauß des Monats - eine Aktion der Volksstimme und der Sparkasse Altmark West, in der ehrenamtliches Engagement gewürdigt wird.

Den gibt Krüger allerdings gleich an seine Frau Uta weiter. Erstens ist ihm das Ganze offensichtlich ein bisschen peinlich und zweitens hat sie ihn verdient. Schließlich muss sie ihren Mann sogar im Urlaub mit einem dicken Wälzer Fachliteratur und so manche Nacht mit seinem Computer teilen.

"Ich kenne meinen Mann ja nicht anders", sagt Uta Krüger augenzwinkernd, während sie den Strauß ins Wasser stellt.

Und außerdem scheint er, trotz seines zeitaufwändigen Hobbys, ein echter Familienmensch zu sein. Seine Frau, zwei Söhne und vier Enkel stehen bei ihm nämlich "an erster Stelle." Wenn er Zeit hat, fährt er zudem gern mal Motorrad. Er hat eine AWO - "eine alte"! Klar, was sonst?