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Agrargenossenschaft plant zwei neue Ställe mit je 7600 Plätzen / Bürger fürchten Einschränkung der Lebensqualität Widerstand gegen Erweiterung der Schweinemast

Von Conny Kaiser 20.02.2014, 01:22

In Kakerbeck regt sich Widerstand gegen die Erweiterung der Schweineproduktion. Deshalb wurde das Thema auf die Tagesordnung der jüngsten Ortschaftsratssitzung gesetzt. Sowohl Investoren als auch besorgte Bürger erhielten dort Rederecht. Das Interesse daran war riesig.

Kakerbeck l Auf dem Gelände der Kakerbecker Agrargenossenschaft sollen künftig 19200 Schweine gemästet werden. Das Vorhaben befindet sich noch in einer sehr frühen Planungsphase, "in der wir immer noch überlegen, ob das Gebiet überhaupt dafür geeignet ist", wie Aufsichtsratsmitglied Erik Guttulsröd sagte. Dennoch soll die Bevölkerung konkret informiert werden, indem der Entwurf des frühzeitigen Bebauungsplanes demnächst öffentlich im Dorfgemeinschaftshaus ausgelegt und dann auch vom zuständigen Planer erläutert wird. Der Ortschaftsrat wird einen entsprechenden Antrag bei der Stadt Kalbe einreichen. Dies wurde bei seiner Sitzung am Dienstagabend festgelegt.

Die Versammlung im Dorfgemeinschaftshaus wurde von rund 60 Zuhörern verfolgt. Die vorhandenen Sitz- und Stehplätze reichten kaum aus. Denn in Kakerbeck gibt es Befürchtungen, die Massentierhaltung an der Wustrewer Straße könnte sich in Zukunft negativ auf die Lebensqualität der Menschen auswirken.

So ein Interesse, sagte Ortschaftsratsmitglied Steffen Lötge, hätte sich das Gremium in der Vergangenheit häufiger mal gewünscht. Lötge reagierte damit auf den an diesem Abend immer wiederkehrenden Vorwurf, die Bevölkerung sei nicht rechtzeitig über die Pläne zur Erweiterung der örtlichen Schweinemastanlage informiert worden. Dies jedoch ist nicht der Fall. Schon 2011 hat die Agargenossenschaft Kakerbeck Medienberichten zufolge öffentlich verlauten lassen, dass sie die Reaktivierung ihrer stillgelegten Schweineproduktion plant. Dort können inzwischen wieder rund 4000 Tiere gemästet werden. Künftig sollen es jedoch 15200 mehr sein. Die Genossenschaft plant auf ihrem Gelände den Bau von zwei neuen Ställen für je 7600 Tiere. Und sie habe, so Vorstandsvorsitzende Petra Reisener, das Vorhaben bereits vor rund einem Jahr an den Ortschafts- und dann auch an den Stadtrat herangetragen. Dieser hatte daraufhin im Mai 2013 die Aufstellung eines frühzeitigen Bebauungsplanes "Landwirtschaft und regenerative Energien" in Kakerbeck beschlossen.

Inzwischen sind die Träger öffentlicher Belange beteiligt. "Der BUND ist aber nicht informiert worden. Wenn das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, dann können wir da aber noch flugs etwas schreiben", machte Landesgeschäftsführer Oliver Wendenkampf deutlich. Seine Detailkenntnisse zum Thema waren bei vielen Fragen sehr aufschlussreich. Denn er war, genau wie Martin Schulz, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, als Vertreter derjenigen benannt worden, die sich um die Lebensqualität in Kakerbeck sorgen. Sowohl sie als auch die Agrargenossenschaft durften je sechs Redner stellen. Und diese Entscheidung von Ortsbürgermeister Ulf Kamith erwies sich insofern als richtig, als dass die Diskussion dadurch nicht ausuferte.

Allerdings soll es nach der Auslegung des Bebauungsplan-Entwurfes noch einmal eine Einwohnerversammlung geben, bei der dann jeder seine Meinung äußern darf. Das wurde bei der Sitzung am Dienstag ebenfalls festgelegt.

Planentwurf ist zu überarbeiten

Wie gestern aus dem Kalbenser Bauamt zu erfahren war, müsse der Entwurf zum Bebauungsplan aber ohnehin erst noch einmal überarbeitet werden, da dort noch eine Photovoltaikanlage enthalten sei. Das dafür vorgesehene Gelände sei aber nach aktuellem Rechtsstand gar nicht dafür geeignet, hieß es.

Das Verfahren wird sich also noch eine ganze Weile hinziehen. Die Agrargenossenschaft will es jedoch laut Petra Reisener absolut transparent gestalten, indem sie es zum Beispiel über einen eigenen Internetauftritt beleuchtet. In der Schweineproduktion sollen, so sie denn tatsächlich erweitert wird, zehn bis zwölf neue Arbeitsplätze entstehen. Reisener sicherte den Einbau sogenannter Abluftwäscher zu. "Denn wir wollen nicht", sagte sie, "dass die Kakerbecker im Gestank versinken."