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Finanzausschuss fordert Begriffsdeklination und einen Katalog für das Ortsbudget "Was sind eigentlich Brauchtumsmittel?"

Von Gesine Biermann 07.03.2014, 02:25

Gehört die Anschaffung von Tischtennisschlägern zur Brauchtumspflege? Solche und ähnliche Fragen beschäftigten am Mittwoch den Finanzausschuss. Gefordert wird nun eine Definition des Wortes Brauchtumsmittel.

Gardelegen l Der Haushalt in seiner ganzen Brisanz lag vor ihnen. Eine Position beschäftigte die Stadträte im Finanzausschuss am Mittwoch indes besonders: Es ging um die Brauchtumsmittel - Beträge, die die Stadt den Ortsteilen - gekoppelt an die Einwohnerzahl - für Traditionspflege zur Verfügung stellt. Nach 4,50 Euro im vergangenen Jahr weist der aktuelle Haushalt nur noch 3 Euro aus. "Wir haben uns gewagt, die Brauchtumsmittel zu senken", erklärte Bürgermeister Konrad Fuchs zu Beginn der Sitzung. Das Geld sei zweifelsohne wichtig, "wir haben aber festgestellt, dass die Mittel 2013 zum Teil gar nicht abgerufen worden sind". Möglicherweise müsse sich die Politik mal damit auseinandersetzen, was eigentlich Brauchtum sei. "Wir wollten ein Zeichen setzen."

Mit ihren Anträgen, die Pauschale wieder auf 4,50 Euro anzuheben, hatten schließlich CDU- und Gemischte Fraktion ihr Zeichen dagegen gesetzt. Auch er, so Ausschusschef Jens Bombach, selbst Mitglied der CDU-Fraktion, sehe indes Klärungsbedarf in der Frage, was überhaupt Brauchtum sei. "Tischtennisschläger - offenbar von einem Ortsteil abgerechnet - sind es nicht."

Brauchtum gegoogelt

Er habe das Wort Brauchtum "mal gegoogelt", verriet Thomas Genz (Gemischte Fraktion). Das Ergebnis der Recherche: Brauchtum sei "die Gesamtheit der Bräuche, die im Laufe der Jahre entstanden sind". Um wieviele Jahre es sich handele, sei nicht festgelegt. "Vielleicht", so Genz, "sollten wir dem Kind einfach einen anderen Namen geben." Seinen Vorschlag, Verfügungsmittel, lehnte Kämmerer Maik Machalz hingegen ab. Der sei belegt: "Wir haben da aber natürlich Gestaltungsspielraum."

Ortsbürgermeister Harald Rolletschek aus Potzehne gefällt der Name Brauchtumsmittel offensichtlich ebenfalls nicht: "Wir geben das Geld fürs Kinderfest im Bad aus. Den Brauch gibt es erst seit ein paar Jahren und nicht schon seit dem 18. Jahrhundert." Er plädierte für die Beibehaltung von 4,50 Euro. Unisono Amtskollegin Astrid Läsecke aus Zichtau: "Jugendraum, Senioren, Waldbad, Feuerwehr" - es gebe viele zu bedenken. "Und wir gehen bewusst damit um."

Der Beweis dafür findet sich übrigens im Haushalt wieder. Denn Zichtau ist - neben Breitenfeld und Jävenitz - eines von drei Dörfern, die 2013 offensichtlich jeden Cent abforderten. In manch anderem Ortsteil wurde das Budget deutlich unterbeansprucht. Laut Liste wurde ein Betrag von rund 13600 Euro nicht abgefordert.

Spitzenreiter ist Peckfitz mit einem Rest von 2886 Euro. Allerdings habe man "selbstverständlich die jährlichen Mittel abgefordert", widerspricht Ortsbürgermeister Heinz Schulze gestern am Volksstimme-Telefon. Das Konto weise ein Plus auf, weil darauf auch das Geld eines privaten Sponsoren gebucht werde.

Ähnlich argumentiert Gustav Wienecke. "Wannefeld", so der Ortschef, "spart, weil wir alle zwei Jahre feiern wollen." Und auch in Wannefeld seien Spendengelder eingegangen.

"Jeder Ortsteil hat die Möglichkeit, Spenden zu sammeln", bestätigt Kämmerer Maik Machalz gestern auf Nachfrage. Dieses Geld werde dann dem selben Konto gutgeschrieben, wie die Brauchtumsmittel. Es müsse aber auch dafür ausgegeben werden. Allerdings dürfe nicht verbrauchtes Geld auch im kommenden Jahr noch abgerufen werden.

Katalog gefordert

Der Berger Ortschaftsrat - laut Liste mit 2647 Euro im Plus - hätte sich also gar nicht so beeilen müssen. Kurz vor Jahresende hatten die Berger - "Wir wollten das so" - laut Angaben von Ortsbürgermeister Bernhard Berlin ihren Antrag nämlich eingereicht. "Die Zahl auf der Liste stimmt also nicht."

Bei einer so späten Einreichung sei möglich, dass noch nicht gebucht wurde, will Machalz nicht ausschließen.

Am Mittwoch entschieden die Ausschussmitglieder mit vier Stimmen die Beibehaltung der 4,50-Euro-Pauschale. Dazu gab`s einen Auftrag an die Verwaltung, einen Katalog all jener Aktivitäten aufzustellen, die mit diesem Geld finanziert werden dürfen.