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Kakerbecker Einwohner sammeln Unterschriften gegen die geplante Erweiterung der Schweinmastanlage "Unser Leben soll lebenswert bleiben"

Von Donald Lyko 31.03.2014, 03:23

Der Widerstand gegen die Erweiterung der Schweineproduktion in Kakerbeck wächst. Das zeigt die fast abgeschlossene Unterschriftensammlung: Die übergroße Mehrheit sagt mit ihrer Unterschrift Nein zur geplanten Betriebserweiterung.

Kakerbeck l Einmal in der Woche, meist am Freitagabend, treffen sich die Männer, die mobil machen gegen das Vorhaben der Agrargenossenschaft, die Betriebskapazität von derzeit 3000 Schweinemastplätzen auf mehr als 18000 zu erhöhen. Mit "besorgte Bürger" betiteln sie ihren Zusammenschluss, eine Bürgerinitiative sind sie noch nicht. Das sich aus den jetzigen Aktivitäten aber vielleicht einmal eine gründet, schließen Frank Rieke, Henning Lüdecke, Torsten Muck, Frank Wienecke und Andreas Link aber nicht aus. Doch die fünf Männer und weitere Mitstreiter gehen einen Schritt nach dem anderen.

Nachdem im vergangenen Jahr die Pläne zur Erweiterung der Schweinemastanlage in Kakerbeck bekannt geworden waren, trafen sich die Gegner erstmals wenige Tage vor Weihnachten. Im Januar folgte ein Gespräch mit den Mitgliedern des Ortschaftsrates, im Februar dann in größerer Runde mit Vertretern des Investors und vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Viele Kakerbecker haben erst durch die Veranstaltungen von den Plänen erfahren, viele wussten bis dahin nichts davon", sagt Henning Lüdecke. Doch seit es bekannt ist, bekämen sie viel Zuspruch.

Seit zwei Wochen läuft eine Unterschriftensammlung, sie steht kurz vor dem Abschluss. Aber schon am Freitag, bei einer Zwischenauswertung, konnten die Initiatoren mit Freude feststellen: Die übergroße Mehrheit der Kakerbecker hat unter dem Satz "Wir sind gegen die gewerbliche Tierhaltung in Kakerbeck" unterschrieben. Unterschrieben haben auch Bürger aus Nachbarorten wie Brüchau, Jemmeritz, ja sogar aus Kalbe. "Das zeigt doch, dass immer mehr Menschen für die Region denken und über die Ortsgrenzen hinaus", sagt Torsten Muck. Er fasst den Wunsch, der die Unterzeichner eint, so zusammen: "Unser Leben soll lebenswert bleiben." Und damit meint er nicht nur das Leben der Kakerbecker, sondern auch das in der Stadt Kalbe - einer Kurstadt. "Wie passt das zusammen mit gewerblicher Massentierhaltung?", führt Frank Wienecke den Gedanken weiter.

Die Unterschriftensammlung nutzen die Männer auch für Aufklärungsarbeit. Die zum Beispiel, dass sie nicht generell gegen Schweinehaltung sind. "Wir essen auch gern Schweinefleisch, haben nichts gegen Schweinehaltung in Landwirtschaftsbetrieben", erklärt Frank Rieke. Ihr Protest richte sich aber gegen die Erweiterung der gewerblichen Massentierhaltung in Kakerbeck, die spürbare Auswirkungen auf die Lebensqualität haben würde und in der die Gegner "keine Wertschöpfung für den Ort und keine neuen Arbeitsplätze" sehen. Als Beispiel für die abnehmende Lebensqualität nennen sie die Kindertagesstätte, die nicht weit vom Betrieb entfernt ist. "Aber die ist in den Planungsunterlagen nicht einmal erwähnt", kritisiert Henning Lüdecke.

Das ist nur ein Punkt, den die Gegner der Betriebserweiterung während einer Bürgerversammlung am Dienstag, 22. April, in der Kakerbecker Turnhalle ansprechen wollen. An diesem Abend möchten sie die Unterschriften übergeben, nach Möglichkeit an Bürgermeister Karsten Ruth. An die Adresse der Stadtratsmitglieder richten sie die Bitte, den im Mai 2013 gefassten Beschluss über einen frühzeitigen Bebauungsplan "Landwirtschaft und regenerative Energien" zurückzunehmen und für den Investor einen geeigneteren Gewerbestandort zu suchen. Und vom Investor wünschen sich die Protestler, dass er "die künftige Belastung für die Einwohner nicht verharmlost".

Bis zur Versammlung soll die Aufklärungsarbeit weitergehen, mit Faltblättern, einer öffentlich ausgelegten Mappe mit Hintergrundinformationen oder mit großen Infotafeln in Schaufenstern. Die Zusammenarbeit mit dem BUND soll intensiviert werden, vielleicht gibt es bald eine Ortsgruppe Kakerbeck des Umweltverbandes.