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Yeah, yeah yeah – das Publikum im LIW-Saal war begeistert von der Beatles Tribute Sensation Gardelegen feiert die Pilzköpfe

Von Christina Bendigs 11.01.2011, 05:21

"The Beatles Tribute Sensation" begeisterte am Sonntagabend das Publikum im LIW-Saal in Gardelegen. Die vier Bandmitglieder schlüpften in die Rolle von George Harrison, Ringo Starr, Paul McCartney und John Lennon und erinnerten mit ihrer Show an eine längst vergangene Zeit.

Gardelegen. Was Beethoven für die Klassik sei, das seien die Beatles für die Popmusik, sagte Frontmann Ludek Maulis nach dem Konzert am Sonntagabend im LIW-Saal in Gardelegen. Obwohl sich die Gruppe 1970 trennte, haben ihre Songs nicht an Bekanntheit und Charme verloren, begeistern auch heute noch Jung und Alt. Die Beatles können nicht mehr auftreten – doch "The Beatles Tribute Sensation" sind eine ziemlich präzise Kopie. Und sie begeisterten das Publikum in Gardelegen restlos.

Pünktlich um 19 Uhr gehen die Lichter im LIW-Saal aus. Klassische Musik wird eingespielt, dazu das Kreischen tausender Fans, die einst den Beatles zujubelten. Vier sympathische Mittdreißiger in schwarzen Anzügen betreten die Bühne. Sie tragen Pilzkopf-Frisuren wie die Beatles es einst getan haben. Das Gardeleger Publikum klatscht in freudiger Erwartung auf das Konzert.

Mit dem Song "Please, please me" beginnt die Beatles-Coverband. Was folgt, sind zweieinhalb Stunden handgemachter Musik quer durch die Beatles-Geschichte, die allerdings viel zu schnell vergehen. Portraits der einstigen Bandmitglieder zieren die Bühne, per Beamer werden Beatles-Bilder aus der Bandgeschichte eingeblendet, fast schon fühlt sich der Zuschauer in die 60er Jahre zurückversetzt.

Und an diesem Abend ist alles erlaubt, "ihr könnte alles machen, was ihr wollt, tanzen, sitzen, schlafen, Hauptsache ihr klatscht und singt", begrüßt Ludek Maulis das Publikum. Bei "She loves you", "I‘m happy just to dance with you", "Slow down" und "Mr. Postman" stimmt das Gardeleger Publikum dann auch kräftig mit ein.

Beim Song "Roll over Beethoven" hält es die Gardeleger Susann Barkmann und Werner Gerber schon nicht mehr auf den Stühlen. Vater und Tochter, gleichermaßen Fans der Beatles, tanzen zusammen neben den Stühlen der Zuschauerreihen. Später erzählt Gerber, er sei in der Zeit aufgewachsen, klar, dass er ein Beatles-Fan sei: "Oldies bleiben Kultis", sagt er. Susann Barkmann ist durch ihren Vater zu der Musik gekommen: "Ich höre gern alte Musik, für das Neuere bin ich nicht so zu haben."

Bei "A hard day‘s night" ist dann das komplette Publikum gefragt. Maulis spielt den Auftaktakkord – für die Zuschauer das Zeichen, die Arme in die Höhe zu reißen und "zu schreien, wie ein Tier, das auf der Autobahn A2 überfahren wird". Erst noch etwas schüchtern, dann aber immer mutiger macht das Publikum mit, ehe sich die Beatles-Doppelgänger für die nächste Etappe der Bandgeschichte eine zweiminütige Auszeit zum Umkleiden nehmen und in braunen Sackos auf die Bühne zurückkehren. Mit dem Song "Drive my car" – für alle, die mit dem Fahrrad zum LIW-Saal kamen – setzen sie ihr Konzert fort.

Als die Cover-Beatles ein fünftes Bandmitglied benötigen, reagiert das Publikum erst zurückhaltend. Doch dann erklärt sich Klaus-Peter Pooschke aus Köckte bereit – erfahrener Musiker aus dem Ensemble Quodlibet und begeisterter Fan der Musik der 60er und 70er Jahre. Kaum eine Beat-Club-Sendung habe er verpasst, auch wenn es manchmal schwierig gewesen sei, die Sendung im Osten zu empfangen.

"Du hältst die gesamte Band im Rhythmus"

Und er findet es toll, die Beatles durch die Coverband einmal erleben zu können. "Du trägst eine große Verantwortung, du hältst die gesamte Band im Rhythmus", sagt Maulis, der auch auf das Hans-Christian-Andersen-Märchen vom großen und vom kleinen Klaus verweist und nach einem Probelauf sagt, Klaus-Peter Pooschke sei der große. Lässig und variantenreich schlägt Klaus-Peter Pooschke dann den Takt von "You can‘t do that".

Beatles-Hymnen wie "Hey Jude", "Let it be" und "Yesterday" heben sich die vier Musiker für den Schluss auf. Sie beenden das Konzert – das Publikum applaudiert und jubelt längst stehend – nach lautstarken Rufen nach einer Zugabe mit "Yellow Submarine". Danach geben sie Autogramme.

Maulis sagt nach dem Konzert, es habe ihm gefallen, auch wenn der Saal nicht ausver-kauft gewesen war. Die Band gibt es bereits seit 1991. Ihre ersten Auftritte hatte sie in Slowenien, in der Tschechei, später in Polen, Deutschland und den Niederlanden, und inzwischen begeistert sie Beatles-Fans weltweit.

Seit zehn Jahren ist die Musik der Hauptberuf der Musiker. Geplant war das aber nicht. Maulis selbst ist IT-Ingenieur. Lediglich Trommler Jiri Tomisin ist professionell ausgebildeter Musiker.

Warum die Band gerade die Beatles imitiert? "Wir mögen die Musik", sagt Maulis. "Die Beatles sind die Spitze der Popmusik", all ihre Songs seien absolut perfekt. Dass Peter Buqvist Lux als George Harrison, Jiri Tomisin als Ringo Starr, Zbynek Maulis als Paul McCartney und Ludek Maulis als John Lennon vom Erfolg der Beatles profitieren, sei richtig, aber andersherum würden die Eigentümer der Beatles-Rechte auch von ihnen profitieren, beispielsweise durch GEMA-Gebühren. Allein 2010 gab die Band 180 Konzerte.

Bis zum Mai dieses Jahres stehen nach dem Konzert in Gardelegen noch 60 Auftritte in Deutschland an. Probleme innerhalb der Band gebe es durch das ständige Zusammensein nicht. "Das ist, als wenn man verheiratet ist", sagt Maulis. Wenn es mal Konflikte gebe, "hebt jeder sie für morgen auf". Alle Bandmitglieder haben auch Familie. Dass die Männer so viel unterwegs sind, "ist nicht so hart, wie es klingt". Maulis sagt, er sei zwar ein halbes Jahr nicht zu Hause, danach aber den ganzen Tag. Und wer in einer Fabrik oder als Manager arbeite, sei auch nicht immer zu Hause.

Sein Leben als Beatles-Imitat möchte Maulis so lange fortsetzen, wie es geht – wünschenswert, denn die Band hält die Beatles musikalisch wie optisch lebendig.