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Albanische Familie wird vorerst nicht nach Kroatien zurückgeschickt Vorläufiger Aufschub für Familie Tafili

Schon vor wenigen Tagen sollten sie nach Kroatien abgeschoben werden.
Das allerdings ist nun erst einmal vom Tisch - Atempause für eine
albanische Familie, die derzeit in der Gemeinschaftsunterkunft
Gardelegen lebt.

Von Gesine Biermann 24.05.2014, 03:27

Gardelegen l Sie sollten schon seit Tagen wieder in Kroatien sein. Vater, Mutter und zwei Kinder. Erst im April waren sie nach Deutschland geflüchtet. In ihrem Heimatland seien sie von Blutrache bedroht, hatte die 18-jährige Tochter Lorela der Volksstimme erzählt. Vater und Bruder der jungen Frau sollten für Taten des Großvaters büßen. Hals über Kopf waren sie deshalb aufgebrochen.

Zuerst nach Kroatien. Und dort hatten sie auch gleich einen Asylantrag gestellt. Ein Fehler, wie sich wenige Wochen später herausstellen sollte. Denn nun kann die albanische Familie Tafili in Deutschland nicht noch einmal dasselbe tun. Ihnen drohte am 15. Mai die sofortige Überstellung zurück nach Kroatien - immerhin auch ein EU-Land, wenn auch ein sehr junges.

"Der Vater der Familie sollte dringend ärztlich untersucht werden." - Sören Herbst, Landtagsabgeordneter

Aber genau deshalb könne man die Familie nicht einfach dorthin zurückschicken, glaubt Sören Herbst, Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt und Flüchtlingssprecher von Bündnis 90/Die Grünen. "Kroatien muss alle Strukturen doch erst neu aufbauen", sagt Herbst. Das hätten ihm auch Ansprechpartner des Jesuitenflüchtlingsdienstes und von Pro Asyl bestätigt. Kroatien sei derzeit einfach noch nicht so vertraut mit der Flüchtlingsproblematik. "Sie könnten eigentlich noch gar keine Asylanträge annehmen. Fachleute weltweit sehen ein Problem darin", erklärte der Flüchtlingssprecher. Seitdem er vom Schicksal der Familie weiß, setzt sich Herbst nämlich ganz speziell für die vier Albaner ein. Und er war es auch, der ihnen eine Anwältin vermittelt hat, und zwar "eine, die sich mit der Problematik auskennt", versichert er.

"Die Anwältin der Familie prüft jetzt den Ablehnungsbescheid." - Sören Herbst, Landtagsabgeordneter

"Sie prüft nun erst einmal den Ablehnungsbescheid des Bundesamtes."

Die Finanzierung ihrer anwaltlichen Vertretung könne die Familie nicht übernehmen, bestätigt Herbst auf Nachfrage. Er sei indes sicher, "dass wir den Menschen auch hierbei helfen können".

Und so ist offenbar das Damoklesschwert der Abschiebung vorerst verschwunden, das tagelang über den Asylantragstellern in Gardelegen schwebte und sie in große Angst versetzte: "Nach dem Kenntnisstand des Altmarkkreises Salzwedel wird die Familie Tafili anwaltlich vertreten. Einen Termin für die Abschiebung gibt es noch nicht", bestätigt Kreispressesprecherin Birgit Eurich.

Herbst hat aber noch weitergehende Forderungen: "Der Vater der Familie sollte dringend ärztlich untersucht werden", rät er. Er leide offenbar unter Herzproblemen. "Ich bin kein Arzt, aber das sollte natürlich abgeklärt werden", ehe neu entschieden werde.

Entschieden wurde dafür bereits etwas anderes: Sehr zu seiner Freude sei das Hausverbot gegen eines der Mitglieder des Runden Tisches in Gardelegen (eine Gruppe Bürger, die sich ehrenamtlich um die Asylantragsteller kümmert - Anm. d. Red.) vom Altmarkkreis zurückgenommen worden. "Es ist gut, dass es jetzt Gespräche gibt", lobte Sören Herbst.