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ACZ-Gelände ist ein biologisches Experiment - das ungepflegte Gelände gefällt indes nicht jedem Rasenmäher oder Schafköttel?

Von Gesine Biermann 24.06.2014, 03:25

Im Mai wurde der neue Bürgerpark auf dem ehemaligen Gelände feierlich eröffnet. Da war der Rasen kurz und gepflegt, zuweilen auch noch gar nicht vorhanden. Mittlerweile ist der Park eine Sommerwiese. Das soll so sein, sagt das Bauamt. Das sieht unmöglich aus, sagen viele Leser.

Gardelegen l Es ist so romantisch dort: Im hellen Sonnenlicht leuchtet überall im Gras roter Mohn, dazwischen weiße Scharfgarbe und Margeriten, Ackersenf setzt gelbe Akzente, blaue Farbkleckse gibt es von Kornblumen oder dem eher blau-violetten Ehrenpreis.

Einen Ehrenpreis für Pflege bekommt das Areal des neuen Bürgerparkes derzeit aber eher von wenigen Besuchern. Denn so schön die Wiesenblumen sind, so viele sind es auch. Sogar dicke Disteln wachsen dort. Nur da, wo Kies aufgebracht ist, vor der Rutsche zum Beispiel oder auch unter der Schaukel, hat sich Unkraut noch keinen Weg gebahnt.

Apropos Spielgeräte: Die muss man momentan suchen. Hüfthoch - wenn man ein erwachsener Mensch ist - steht das Kraut. Kleine Leute verschwinden wohl bis zum Hals in der Wiese.

Aber kleine Füße sind hier ohnehin schon ein Weilchen nicht entlang gelaufen; heruntergetrampelt ist rund um die Spielgeräte auf den Hügeln nämlich nichts. Irgendwie auch kein Wunder, denn so richtig einladend sieht es auf den 60000 Quadratmetern Bürgerpark nicht mehr aus.

Und darüber beschweren sich in den vergangenen Tagen und Wochen auch immer mehr Leser mündlich und schriftlich in der Volksstimme-Redaktion. Und ja, auch im Bauamt sei bereits eine Beschwerde angekommen, bestätigt gestern Bauamtsleiter Engelhard Behrends. Eine Bürgerin habe das Amt darin aufgefordert, "dort endlich mal zu mähen."

Aber das sei, zumindest flächendeckend, ja gar ja nicht vorgesehen, erinnert Behrends. "Wir wollen dort eigentlich nur zweimal im Jahr mähen." Der Bürgerpark soll, wie bereits bei der Planung vorgesehen, extensiv gepflegt werden - sprich, die Wiesen sollen naturnah bleiben.

Aus diesem Grund war auch eine Saatgutmischung verwendet worden, bei der die Pflanzen extrem langsam wachsen, wie Planer Marcel Adam bei der Eröffnung erklärt hatte. Aber wenn auch langsam, sind die Pflanzen nun doch ordentlich gewachsen.

"Das ist alles einfach noch viel zu frisch."

Schäfermeister Joachim Gaudian

Selbst die Schafe von Gardelegens Schäfermeister Gaudian, die hier einige Bereiche kurz halten sollen, wie Behrends erinnert, schaffen das wohl nicht mehr.

Dass sie da waren, die Schafe, und zwar erst kürzlich, ist allerdings nicht zu übersehen. Denn überall liegen Schafköttel. Und eigentlich ist das ja auch nicht schlimm, denn das ist pure Natur. Ob die vierbeinigen Rasenmäher allerdings gerade auf dem Fußballplatz weiden müssen, wo sich die Jungkicker ja bekanntermaßen auch gern mal ins Gras schmeißen, ist fraglich. Und auch auf den Wegen, die spiralförmig auf den Hügel mit der Aussichtsplattform führen, liegen ebenso spiralförmig die Hinterlassenschaften der Schafe. Die wollen also offensichtlich auch nicht durch so hohes Gras laufen.

Allerdings mögen sie den Hügel besonders, bestätigt gestern Gardelegens Schäfermeister. "Sie kennen das ja: Schafe laufen immer auf die höchste Stelle."

"Das muss sich erst noch einspielen."

Bauamtsleiter Engelhard Behrends

Dabei sei das in diesem Fall weniger gut, denn die Grasnarbe habe sich noch nicht gefestigt, "wenn man da nicht aufpasst, ist der Hügel bald weg" Das mit der Grasnarbe gelte aber ohnehin für das ganze Gelände, sagt der Experte. "Das ist alles noch zu frisch. Man kann einfach nicht erwarten, dass man das schon im ersten Jahr mit primitiven Mitteln pflegen, also einfach Schafe darauf schicken kann." Klar sehe er ein, sagt Gaudian, dass die Stadt sparen möchte. Und dabei wolle er mit seinen Tieren auch gern helfen. Aber so, wie das gedacht sei, funktioniere es erst in vier bis fünf Jahren. Bis dahin müsse wohl doch noch der Rasenmäher eingesetzt werden. Und das will der Fachmann nun in den kommenden Tagen auch noch einmal mit den zuständigen Mitarbeitern des Bauamtes besprechen.

Dessen Leiter, Engelhard Behrends, bittet ebenfalls um Geduld. "Es ist ein Experiment, alles muss sich erst noch einspielen."