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Totschlagsprozess Angeklagte tricksen die Polizei aus

Von Wolfgang Biermann 21.08.2014, 01:12

Stendal/Gardelegen l In dem Prozess um den gewaltsamen Tod eines Mannes aus Gardelegen sagten am dritten Verhandlungstag mehrere Zeugen aus - unter anderem die Nachbarin die, am Abend des 14. Februar dieses Jahres die Polizei gerufen hatte.

Wie berichtet sind zwei Halbbrüder, 36 und 34 Jahre alt, angeklagt, stark alkoholisiert und im Zustand verminderter Schuldfähigkeit ihren Onkel nach einem Zechgelage geschlagen und getreten zu haben, so dass dieser daran verstarb, wobei der jüngere Angeklagte als Haupttäter gilt. Weil es in der Wohnung des älteren Angeklagten in der Sandstraße polterte und sonstiger Lärm zu hören war, alarmierte die junge Frau die Polizei.

Doch die beiden Angeklagten sollen den Beamten vor der Wohnungstür den Lärm mit einer Fernsehsendung erklärt haben, woraufhin die Polizisten wohl erst einmal wieder abrückten, nicht ahnend, dass sich in der Wohnung der wohl schon zu diesem Zeitpunkt schwer verletzte Onkel befand.

Richter als Zeuge

Zu späterer beziehungsweise früher Stunde wurden die Beamten ein weiteres Mal gerufen. Da war der Onkel aber schon nicht mehr am Leben.

Ein Amtsrichter aus Gardelegen musste in den Zeugenstand, weil er der zuständige Richter war, dem der 34-jährige Angeklagte am Morgen des 15. Februar zur Haftprüfung vorgeführt wurde und der ihn wegen dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft bringen ließ, wo er sich noch heute befindet. Der Hauptangeklagte hatte zum Prozessauftakt am 13. August angegeben, dass er sich an nichts erinnern könne, die Tatvorwürfe aber nicht leugnen würde. Was er bei seiner Haftprüfung angegeben habe, würde stimmen, selbst wenn er sich auch daran nicht mehr erinnern könne.

Als Zeuge sagte des Weiteren das Opfer einer Attacke vom 26. Juli vorigen Jahres aus, die dem jüngeren Angeklagten als weitere Tat zur Last gelegt wird. Der Zeuge schilderte, dass er völlig überraschend am Tag nach einer durchzechten Nacht mit dem 34-Jährigen von diesem brutal zusammengeschlagen und getreten worden sei. Warum wisse er nicht.

Am Donnerstag soll der Prozess unter anderem mit den Aussagen eines weiteren Polizisten sowie einer Ärztin und eines Rettungssanitäters fortgesetzt werden.

Drei Gutachter geladen

Außerdem soll Rechtsmediziner Dr. Dankwart Stiller von der Uni-Klinik Halle sein Gutachten erstatten. Mit Dr. Katja Jachau aus Magdeburg sitzt seit Montag eine weitere Rechtsmedizinerin neben Staatsanwältin Rosemarie Fährmann. Gerichtspsychiater Dr. Mohammad Hasan ist der dritte Gutachter in diesem Prozess. Von ihm werden Aussagen zur Schuldfähigkeit der beiden Angeklagten erwartet.