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Rund tausend Besucher kamen zum Flugplatz Gardeleger Flieger feiern oben

Von Gesine Biermann 01.09.2014, 03:21

Auch mit 60 Jahren gehen die Mitglieder des Gardeleger Fliegerclubs noch lange nicht in den Ruhestand - sondern lieber in die Luft. Am Wochenende feierte der Verein Geburtstag und viele feierten mit.

Gardelegen l Schon von Weitem sind sie zu sehen, die weißen Tragflächen der Segelflieger. Aus allen Himmelsrichtungen kommen die Gäste angeflogen. Und auch der Parkplatz für die Besucher, die mit dem Auto zur Geburtstagsparty der Gardeleger Flieger gekommen sind, füllt sich von Minute zu Minute. Im Vereinsheim geht es turbulent zu. "Das Baby ist jetzt auch da", teilt Fluglehrer Ullrich Hötling den Kollegen in der Fliegerklause im Vereinsheim mit. Das heißt aber nicht, dass Nachwuchs angekommen ist. Das "Baby", Baujahr 1955, ist genau besehen sogar der Senior der Oldtimer-Segelflieger, die sich auf Initiative des Straußberger Fluglehrers Frank-Dieter Lemke und organisiert von Ullrich und Ines Hötling aus Gardelegen mit ihrer 18. Oldtimerschau auf dem Gardeleger Flugplatz präsentieren.

Insgesamt 17 alte Segelflieger sind es. Einige ganz besondere Schmuckstücke gehören natürlich den Gardelegern. Die Foka-4 von Ullrich Hötling ist darunter und natürlich auch die schmucke SG 38 von Claus Bolze-Ludwig. Und der bietet am Sonnabend dem staunenden Publikum mit seinem Segelgleiter auch gleich ein besonderes Spektakel. Er lässt sich von zwölf gestandenen Männern mit einem Gummiseil anschleppen. Für den gelungenen Start, auch wenn der Flug nach wenigen Metern wieder beendet ist, gibt es ordentlich Applaus.

Viel zu schauen gibt es aber eigentlich überall auf dem Areal. Ein echter Hingucker sind zum Beispiel die kleinen Modellflieger. So manches der Miniflugzeuge macht übrigens fast so viel Krach wie die großen. Der russische Jagdbomber SU 35, den Marc Kunde vom Modellbauclub Albatros aus Stendal in die Lüfte schickt, lässt sich auf keinen Fall überhören. Das ist aber gut so, denn die Flugmanöver machen den Gästen richtig viel Spaß.

"Die Segelflieger sind unser Hauptstandbein"

Vereinschef Jakob Koch

Wer will, kann natürlich auch selbst mal einsteigen. Zum Beispiel in die Antonow, den größten einmotorigen Doppeldecker der Welt. Pilot Jochen Heina aus Gardelegen geht wiederum mit dem gelben Tragschrauber in die Luft und so mancher Besucher traut sich mitzufliegen. Genauso wie mit der DR 400, dem Schleppflugzeug der Gardeleger - das seit einigen Jahren ihre Segler in die Luft bringt - und natürlich mit den eleganten weißen Gleitern selbst.

Die sind schließlich "auch unser Hauptstandbein", sagt Vereinschef Jakob Koch. Wer die Lizenz zum Segelfliegen erwerben will, ist hier also genau an der richtigen Adresse. Und das ist auch gar nicht so kompliziert oder teuer, wie so mancher vermutet (siehe nebenstehendes Kurzinterview mit Jakob Koch). Nachwuchs wünschen sich die 30 Klubmitglieder nämlich dringend, wie so viele andere Vereine auch.

Dabei bietet das Fliegen neben dem Spaß auch berufliche Perspektiven. Etliche beeindruckende Karrieren begannen in einem Segelflugzeug in Gardelegen. Eines der jüngsten Beispiele hat Koch sofort parat: Mit Florenz Bäthge startete vor wenigen Jahren nämlich ein 15-jähriger Gymnasiast im Senkrechtflug. "Er flog eine Boing 737, allerdings nur am Computer", erzählt der Vereinschef augenzwinkernd. Sein Vater brachte den PC-Flieger dann einfach mal im Klub vorbei. Und hier lernte der Filius das richtige Fliegen, blieb bei der Stange und ist heute, mit Mitte 20, bereits Co-Pilot bei einer deutschen Fluggesellschaft.

Ein weiteres tolles Beispiel für eine steile Fliegerkarriere sitzt am Sonnabend ganz bescheiden in einem Campingstuhl: Florian Thiede war als 14-jähriger in Perleberg zum ersten Mal in einen Segelflieger gestiegen. Mit 17 hatte er seine erste Fluglizenz, nach Abitur, Bundeswehr und Studium der Luft- und Raumfahrttechnik steht der gebürtige Rostocker derzeit kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung auf dem Eurofighter, dem modernsten Jagdbomber der Bundeswehr. Und dennoch, so versichert der junge Mann schmunzelnd, "ist und bleibt das Segelfliegen mein Hobby. Das ist nämlich einfach etwas besonderes."

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