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Anwohner der Straße Am Mühlenfeld fordern nach Beendigung der Umleitung Reparaturen ein "Die Häuser haben vor Schmerz geschrien"

Von Gesine Biermann 09.09.2014, 03:19

Schäden am Straßenkörper des Mühlenfeldes sollen umgehend beseitigt werden. Dies fordern etliche Hausbesitzer nach Beendigung der Sanierung der Bahnhofstraße. Sie wollen auch bei der Beweissicherung helfen.

Kalbe l Ein dramatischer Satz - und Dietrich Ritzmann trägt ihn auch mit entsprechendem Nachduck vor: "Die Straße und unsere Häuser haben lange genug vor Schmerzen geschrien und sind in Mitleidenschaft gezogen worden", liest der Anwohner der Straße Am Mühlenfeld während der jüngsten Ortschaftsratssitzung in Kalbe aus dem Beschwerdebrief vor, den er "und weitere Anwohner" verfasst haben.

In dem Schreiben fordern sie von der Stadt die umgehende und umfassende Sicherung der Beweise, dass ihre Straße durch die jüngste Überbeanspruchung als Umleitungsstrecke stark beschädigt wurde. "Für die Beweissicherung stehen ich und weitere Anwohner gern zur Verfügung", bietet Ritzmann an. Laut ihm hat sich die "von uns beschriebene Fahrbahn in eine gefährliche Situation für Leib und Leben begeben".

Was passieren könnte, schildert der Kalbenser ebenfalls anschaulich: "Man sollte sich nur einmal vorstellen, dass ein schweres Fahrzeug in die Betonbahn einbricht, weil sie bis zu 70 Zentimeter unterspült ist", malt Ritzmann aus. "Zu diesem Zeitpunkt befindet sich dann gerade ein naher Angehöriger auf dem Gehweg und wird von dem schweren Fahrzeug umgepflügt."

Dass ihre Straße erheblichen Schaden davontragen würde, davor hatten die Anwohner bereits vor Beginn der Bauarbeiten an der Bahnhofstraße gewarnt und sich mit Protesten an die städtischen Behörden und die Kommunalpolitik gewandt. Einen Teilerfolg erzielten sie schließlich damit, dass die Straße für den Schwerlastverkehr gesperrt blieb. Allerdings hielten sich längst nicht alle Brummi-Fahrer an die Verbotsschilder. Nach dem Bruch einer Betonplatte hatte Ritzmann dann persönlich Lkw-Fahrer gestoppt und die Polizei gerufen (Volksstimme berichtete).

"Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, diese Zusatzschäden auf das Gewährleistungsprojekt zu übertragen."

Dietrich Ritzmann

Er und etliche seiner Nachbarn fordern nun in ihrem jüngsten Schreiben, dass "nach Beendigung der Umleitungsstrecke die Straße Mühlenfeld bis zur vollständigen geforderten Instandsetzung für den schweren Fahrzeugverkehr durch Schikanen und Verbotsschilder und einer Geschwindigkeitsbegrenzung gesperrt bleibt".

Die Kosten für alle geforderten Maßnahmen müsse schließlich auch nicht die Stadt Kalbe tragen, so Ritzmann. Denn "es ist doch wohl eine Selbstverständlichkeit ... diese bis jetzt noch nicht einmal sichtbaren Zusatzschäden auf das Gewährleistungsprojekt Bahnhofstraße mit allen Konsequenzen zu übertragen."

Der Adressat wäre in diesem Fall der Baulastträger, also das Land. Und das stehe in einem solchen Fall tatsächlich in der Pflicht, bestätigt Bürgermeister Karsten Ruth auf Nachfrage. Er gehe aber davon aus, dass alles Nötige auch getan werde. "Denn wir haben mit dem Land bisher sehr konstruktiv zusammengearbeitet", erinnert er.

Was die von den Bürgern geforderte Beweissicherung der Schäden angeht, sieht Ruth ebenfalls kein Problem: "Das Bauamt hat alles sehr genau aufgenommen und dokumentiert", und zwar bereits den Zustand vor der Ausweisung als Umleitungsstrecke. Auch hier war das Land involviert. Dass die Schäden beseitigt werden, "liegt schließlich auch im ureigensten Interesse der Stadt".

Der Ortschaftsrat habe ihn bereits darum gebeten, dass die Forderungen der Anwohner noch einmal im Stadtrat thematisiert würden, sagt Ruth. Einen Tagesordnungspunkt wird es aber nicht geben. Er werde die Stadträte am kommenden Donnerstag - an dem Abend tagt das Gremium wieder im Rathaus - aber selbstverständlich über das Schreiben der Bürger informieren.

Die wollen, laut ihrem jüngsten Protestbrief, indes lieber noch eine höhere Instanz einschalten: "Wir wollen den lieben Gott bitten, dass in der Zwischenzeit der Entscheidungsfindung nichts Schlimmes passiert", heißt es in dem Brief abschließend.