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Letzlinger Heimatverein hatte zur Traditionsveranstaltung eingeladen / Schüsseltreiben am Kaiserstein Kaiserjagd als geselliges Beisammensein

17.11.2014, 01:26

Die letzte Jagd des Kaisers Wilhelm I. am 13. November 1886 wird traditionell auf Initiative des Letzlinger Heimatvereines jährlich nachgestellt. Am Sonnabend ließen der Kaiser und sein Gefolge wieder zum Sammeln bitten - zur Jagd und zum geselligen Schüsseltreiben am Kaiserstein.

Letzlingen l "Mich zieht es immer wieder nach Letzlingen." Er habe immer Heimweh gehabt und sich nach Letzlingen gesehnt, erzählt der 71-jährige Armin Lohe aus Wolmirstedt. Seine Eltern hätten 1950 aus beruflichen Gründen nach Johanngeorgenstadt ziehen müssen. Er selbst habe dann 25 Jahre im Kaliwerk Zielitz gearbeitet. Aber wenn es die Gelegenheit gibt, dann besuche er seine alte Heimat. Und die Letzlinger Kaiserjagd am Sonnabendnachmittag war eine solche Gelegenheit, die Armin Lohe gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Rosemarie Janeck nutzte, um Letzlingen zu besuchen und alte Freunde von einst, wie Gerhard Hennigs, zu treffen. "Das war in meiner Kindheit unser Spielgebiet", sagte Armin Lohe und zeigte auf den Wald am Kaiserstein.

Dort hatte sich am Sonnabend der Männergesangverein 1876 Letzlingen postiert und intonierte Jagd- und Volkslieder. Es gab deftige Suppe, später Kaffee und Kuchen, angeboten von den Heidelandfrauen, die zum ersten Mal bei der Kaiserjagd mitwirkten. Am Lagerfeuer konnten sich die Wanderer ausruhen und diverse Getränke genießen oder sich den kaiserlichen Jagdstand mit einem Doppelgatter ansehen.

Und zwischendurch erzählte der Vorsitzende des Letzlinger Heimatvereines, Karl-Ulrich Kleemann, wie es so war am 13. November 1886. An diesem Tag nämlich weilte Kaiser Wilhelm I. im Alter von 90 Jahren zum letzten Mal in seinem Jagdschloss in Letzlingen, um von dort dann zur Jagd in Richtung Stämmsoll aufzubrechen. Die Jagdgesellschaft startete zunächst eine Treibjagd auf Sauen, später folgte dann ein Lappjagen auf Damwild. Nach dem Dinner im Schloss ging es nach Jävenitz. Dort setzte sich ein Extra-Zug gegen 6 Uhr abends wieder in Bewegung in Richtung Berlin. Dem Kaiser zu Ehren wurde 1890 von Forstbeamten ein zwei Meter hoher Findling als Kaiserstein aufgestellt. Der Gardeleger Bildhauer Ferdinand Karl Pflaumenbaum habe den Stein mit einer entsprechende Inschrift versehen. "Und seitdem sind das Kaisersteingestell und der Kaiserstein ein beliebtes Wanderziel der Letzlinger und ihrer Gäste", sagte Kleemann, der sich trotz einiger Absagen von Helfern und viel Improvisation freute, dass gut 50 auswärtige Gäste und etwa 30 Letzlinger der Einladung zur traditionellen Kaiserjagd gefolgt waren.

Zum Auftakt der Kaiserjagd war zunächst Sammeln auf dem Hof des Jagdschlosses angesagt. Der Kaiser und sein Hofmarschall wurden von Horst Weingart aus Gardelegen in einer Kutsche gefahren. Einige Mitglieder der Jagdgesellschaft hatten auf dem Kremser von Frank Grabau aus Letzlingen Platz genommen. Andere wanderten, fuhren mit dem Rad oder mit Autos zum Kaiserstein. Frank Lemme aus Wiepke begleitete als Reiter die muntere Jagdgesellschaft.