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Beschäftigung älterer Arbeitnehmer in der Altmark erreicht Rekordniveau Unternehmen setzen auf Erfahrung

Von Antje Mewes 05.02.2015, 02:20

Die Beschäftigung von Arbeitnehmern im Alter über 55 Jahre hat in der Altmark ein Rekordniveau erreicht. Viele Betriebe setzen auf die Erfahrung der Älteren.

Salzwedel l In der Altmark waren 2014 rund 14500 Männer und Frauen, die älter als 55 Jahre sind, sozialversicherungspflichtig beschäftigt. "Das ist Rekord und gegenüber dem Jahr 2013 ein Plus von knapp neun Prozent", informiert die Sprecherin der Stendaler Arbeitsagentur, Yvonne Papke. Noch nie hatten in der Altmark so viele Menschen in der Altersgruppe einen Job. Diese Entwicklung folgt dem Landestrend, der bei einer Beschäftigungsquote von 49,9 Prozent der über 55-Jährigen liegt. Das heißt, jeder zweite Ältere in der Altersgruppe geht einer Tätigkeit nach.

Mit ihrer älteren Belegschaft äußerst zufrieden ist Rosina Bachert, Mit-Inhaberin der Salzwedeler Baumkuchen GmbH. "Wir haben einen Altersdurchschnitt unserer Beschäftigten von um die 50 Jahre", berichtet die Geschäftsführerin. Der Betrieb mit 94 Mitarbeitern hat viel Stammpersonal. Die Geschäftsführerin schätzt dessen Verlässlichkeit und Erfahrung. Rund 80 Prozent der Beschäftigten sind Frauen.

Junges Personal an den Betrieb binden

Die Geschäftsführung versucht stetig, junges Personal an den Betrieb zu binden. "Wir bilden aus", erklärt Rosina Bachert. Momentan sind sieben Lehrlinge im Unternehmen. Schwierig sei es, Verkäuferinnen zu finden. Vor allem wegen der abends oft langen Arbeitszeiten. Die vertragen sich schlecht mit den Schließzeiten der Kindereinrichtungen. Wenn beide Eltern bei der Baumkuchen GmbH tätig sind, würden die Arbeitszeiten der Partner entsprechend abgestimmt.

Auch sonst versuche die Geschäftsführung, den jungen Frauen mit Kindern entgegenzukommen, damit Familie und Job in Einklang zu bringen sind, sagt Bachert. "Wir müssen versuchen, sie zu halten, denn viele junge Leute wandern ab", konstatiert sie. Auf längere Sicht könne es deshalb trotz Ausbildung schwierig werden, Fachkräfte zu bekommen. Denn ältere Arbeitnehmer zu haben, bedeute auch, dass diese sukzessive aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden. Auch Haupt-Buchhalterin Jutta-Angelika Eckmann könnte in diesem Jahr in den Ruhestand gehen. Aber das will sie nicht. Seit 45 Jahren arbeitet sie in dem Unternehmen, das erst VEB Nahrungsmittel hieß und dann als Großbäckerei firmierte. Sie möchte trotz Erreichen des Rentenalters weiterarbeiten. "Sonst wäre es zu langweilig, für mei- nen Beruf lebe ich", sagt sie.

"Die wachsende Beschäftigung von Menschen über 55 ist eine unmittelbare Auswirkung der demografischen Entwicklung. Die Unternehmen brauchen die Fachkräfte und halten die lebensälteren Mitarbeiter länger im Betrieb", deutet Markus Nitsch, Chef der Stendaler Arbeitsagentur, die Entwicklung. Dennoch werde sich das Fachkräfteproblem vorerst nicht entspannen, weil mehr Arbeitnehmer in Rente gehen als junge Fachkräfte nachrücken.

Es gibt jedoch auch eine Kehrseite. Von der aktuellen positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt profitieren ältere Arbeitslose kaum, sie sind weiterhin benachteiligt. "Tritt Arbeitslosigkeit im Alter erst ein, lässt genau dieses fortgeschrittene Lebensalter die Chancen auf einen neuen Job sinken", erklärt Nitsch.

Förderprogramme bei der Einstellung

Das zeige sich insbesondere in der Dauer der Arbeitslosigkeit. Während 2014 in der Altmark Arbeitslose insgesamt im Schnitt 40 Wochen ohne Job waren, lag die durchschnittliche Dauer bei über 50-Jährigen bei knapp 49 Wochen. Kommen gesundheitliche Beeinträchtigungen hinzu, sieht es noch schlechter aus.

Für Unternehmen ergeben sich Möglichkeiten, motivierte und engagierte Mitarbeiter zu gewinnen, indem sie ältere Menschen einstellen, ist sich Nitsch sicher. Dafür gibt es besondere Förderprogramme. So können beispielsweise bis zu 50 Prozent des Lohnes für maximal 36 Monate bezuschusst werden.