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Miesterhorster Familienbäckerei besteht in vierter Generation im Drömlingsdorf Kurschatkes backen`s seit 111 Jahren

Von Anke Kohl 08.05.2015, 03:18

Sauerteig und Mehl, Obst und Eier, Puderzucker und Kuvertüre sind sein täglich Brot. Und das im Sinne des Wortes, denn Harald Kurschatke ist in vierter Generation Bäckermeister in Miesterhorst.

Miesterhorst l Aufstehen um 0.30Uhr und Schlafengehen um 19Uhr - so liest es sich in Kurzform, wenn Harald Kurschatke von seinem Arbeitstag und Feierabend berichtet. Der Miesterhorster ist in vierter Generation Bäckermeister im Drömlingsdorf. Und den stolzen Namen der Region trägt auch die Bäckerei, die sich noch immer an der gleichen Stelle befindet, wie vor genau 111 Jahren - Bäckerei Kurschatke - Backwaren aus dem Drömling.

Im Mai 1904 erwarben die Urgroßeltern von Harald Kurschatke, der Bäckergeselle Gustav Hackfurth und dessen Frau Minna, ein Grundstück an der Buschstraße 14. Das Paar, Gustav Hackfurth stammte aus Letzlingen, war aus Irxleben nach Miesterhorst gezogen. Zum Fachwerkhaus aus dem 17.Jahrhundert gehörten auch Stallungen, die zur Backstube umgebaut und in die ein altdeutscher Brustfeuerungsofen hineingesetzt wurde - die Geburtsstunde der Bäckerei Hackfurth.

Aufgeschrieben hat diese Daten der Vater und Vorgänger von Harald Kurschatke, Werner Kurschatke, der Backstube und Ladengeschäft 1956 von seinem Schwiegervater Gustav Hackfurth (jun.) und dessen Ehefrau Martha übernommen hatte.

Der Hausherr heute führt die Bäckerei auch schon wieder seit 26 Jahren. So ist die jüngste Urkunde im Laden auf Januar 2014 datiert, als die Handwerkskammer Magdeburg zum 25-jährigen Geschäftsbestehen gratulierte. Seinen Meister machte Harald Kurschatke 1987, zwei Jahre bevor er das Familiengeschäft von Vater Werner und Mutter Ingeburg übernahm.

Und Mutter Ingeburg ist es auch, die die meisten der Geschichten kennt und statt aus dem sprichwörtlichen Nähkästchen gern ein wenig aus der Backstube erzählt. "Das Mehl bekamen wir früher hier direkt aus dem Dorf. Miesterhorst hatte eine eigene Mühle, die von Familie Peitschner", erzählt sie. Früher wurde außerdem bei weitem nicht soviel Kuchen gebacken wie heute.

Vertauschte Kuchenbleche wurden selbst gesucht

"Zu den Feiertagen, wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten, da schon. Aber da brachten die Leute aus dem Dorf die fertigen Bleche oder den Teig zum Abbacken hierher", erinnert sie sich. Eine andere Variante war dann, dass die Bleche mit dem Hefeteig schon von ihrem Mann vorbereitet wurden und die Miesterhorster Hausfrauen in die Backstube kamen, um sie mit ihren eigenen Zutaten zu belegen. Damit war dann das Problem erledigt, über das sich ihr Mann bei immer ein und der selben Dame beschwerte: "Du häest doch werrer keen Wouch hat", habe er geschimpft, weil der Hefeteig so überhaupt nicht gehen wollte, was der Bäckermeister darauf zurückführte, dass die Zutaten nicht im richtigen Verhältnis mit der Waage abgewogen worden waren.

Eine andere Begebenheit an die sich Ingeburg Kurschatke erinnert, ist die, dass die Miesterhorster nach solchen Backtagen durchaus mal mit den großen, fertigen Blechen von Nachbar zu Nachbar wanderten, weil sie feststellten, dass sie nicht ihren eigenen Kuchen mit nach Hause genommen hatten.

Und auch die ursprüngliche Berufswahl ihres Sohnes Harald ist eine ganz eigene kleine Geschichte. Denn nachdem er als Kind immer in der Backstube habe mithelfen müssen, statt wie seine Klassenkameraden zum Baden gehen zu können, sagte Harald Kurschatke: "Ich werde nie Bäcker" und lernte Kfz-Schlosser in Klötze.

"Das hat aber einfach nicht richtig Spaß gemacht", erzählt Bäckermeister Kurschatke weiter. Die Werkstatt sei eben ziemlich schmutzig gewesen und kein Vergleich mit einer Backstube. "Und nach zwei Jahren Lehrzeit, da sagte mein Mann auf einmal zu mir: `Du, jetzt will er doch noch Bäcker werden. Da kann ich doch nicht Nein sagen`, oder was sagst Du dazu?"

Dass man sich an den mit Sicherheit nicht gewöhnlichen Tagesablauf eines Bäckers gewöhnt, bestätigen sowohl Mutter Ingeburg als auch ihr Sohn Harald. Feierabend ist eben morgens gegen 8 Uhr, obwohl nach zwei Stunden noch mal die Arbeit ruft, weil dann die Kuchen ausgekühlt sind, die mit Sahne, Creme oder anderen leckeren Sachen weiterverarbeitet werden.

Eines ist dem Team der Familienbäckerei Kurschatke, mit Meister Harald, Sohn und Bäckerkollege Sven, Mutter Gudrun und den Mitarbeiterinnen Heidrun Ulbricht und Karin Krieg ganz deutlich anzumerken: Sie haben Freude und Spaß an dem, was sie machen. Kein Wunder bei so leckeren Sachen, die Vater und Sohn gemeinsam in der Backstube produzieren.