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Erziehermangel Kommunale Kinderbetreuung in Gardelegen ist ein Drahtseilakt

Ein Erziehernotstand in der Berger Kita sorgte jüngst für eine kurze
Schließung der Einrichtung. "Eine Extremsituation", machte nun
Fachdienstleiterin Manuela Dietrich-Beckers im Sozialausschuss deutlich -
und auch, welch ein Drahtseilakt die Personalplanung zuweilen ist.

Von Gesine Biermann 30.06.2015, 03:04

Gardelegen l Sie könne "kein Konzept in der Personalplanung der Stadt erkennen", es gebe zu viele befristete Verträge, mit denen man junge Leute vergraule. Mit dieser Kritik eröffnete Sozialausschusschefin Sandra Hietel die Diskussion zum Thema Personalsituation in den städtischen Kitas. Die war in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten, nachdem ein Kindergarten wegen Personalausfalles im Juni unter anderem kurzfristig für eine Woche schließen musste.

Wie es dazu gekommen war, erläuterte Fachdienstleiterin Manuela Dietrich-Beckers nun den Sozialausschussmitgliedern noch einmal ausführlich: "Das Problem sind einfach so kleine Einrichtungen", so Dietrich-Beckers. Von den fünf Mitarbeiterinnen seien an dem bewussten Tag eine im Urlaub und eine dauerhaft erkrankt gewesen, eine weitere sei dann plötzlich ebenfalls erkrankt.

Tolle Arbeit geleistet

Von fünf Erzieherinnen waren also nur zwei verfügbar. Ersatz aus einer anderen Kita, zunächst zugesagt, sei weggefallen, weil dort ebenfalls ein Engpass aufgetreten sei. Die ganze Situation sei prekär gewesen. "Von 140 Erzieherinnen waren 33 nicht verfügbar." Etliche Kolleginnen waren im Urlaub, 15 krank, davon drei langfristig. "Am Ende blieb nur die Schließung."

Dass diese bisher ein Einzelfall ist, sei indes das alleinige Verdienst von Manuela Dietrich-Beckers, brach Gudrun Gerecke schließlich eine Lanze für die Verwaltungsfachfrau: Auch in Letzlingen - wie auch im Spatzennest - habe die Schließung der Kita schon gedroht. "Auch bei uns kamen erst morgens die Anrufe, dass Kollegen ausfallen." Allein durch Dietrich-Beckers kluges Management sei verhindert worden, dass 60 Kinder ohne Betreuung dastanden. "Sie hat ganz tolle Arbeit geleistet", lobte Gerecke, die als Erzieherin in Letzlingen arbeitet. Ein Kompliment, das auch der Stadtelternratsvorsitzende Nico Macht am Rande der Sitzung bekräftigte: Ein solches Management sei eine beachtliche Leistung, und Dietrich-Beckers mache das ausgezeichnet.

Täglich 1350 Kinder zu betreuen

Dabei ist oft nur wenig Spieltraum. Immerhin müssen in Gardelegen täglich 1350 Kinder betreut werden; in neun Horten, drei Krippen und zwölf Kindergärten. Diese sind gut, aber nicht voll ausgelastet (siehe Infokasten). "Stundenmäßig" sei also alles "abgedeckt".

Dennoch werde aktuell einiges angeschoben, um einem erneuten Personalnotstand vorzubeugen, versicherte Dietrich-Beckers. So soll künftig keine Leiterin mehr zur Betreuung eingeplant werden. (Bislang ist nur ein Teil ihrer Arbeitszeit mit den Kindern vorgesehen, der Rest sind sogenannte Leiterstunden.) In manchen Fällen hätten Leiterinnen aber "ganze Gruppen". Künftig soll dies nicht mehr so sein, damit Leiter einspringen können, falls ein Engpass entstehe.

Einstellungen geplannt

Weiterhin will die Stadt drei zusätzliche Stellen für Erzieherinnen schaffen, die über das Land zur Fachkraft für Kitas ausgebildet werden sollen. Sollte in diesem Jahr eine Klasse an der Stendaler Hochschule voll werden, könne es losgehen. Und: "Gardelegen hat 2015 bereits 18 neue Erzieher eingestellt", erinnerte sie. Davon neun als Vertretung für Altersteil- und Elternzeit. Spätestens im August seien weitere Einstellungen geplant. Eine andere Option, um künftig Engpässe zu vermeiden, könnten sogenannte Arbeitszeitkonten sein, so die Verwaltungsfachfrau: "Sie sehen, wird sind dabei, Lösungen zu suchen."

Dass es Absagen von Bewerbern gebe, die wegen der zunächst befristeten Arbeitsverträge abspringen, wollte sie nicht ausschließen. Das seien aber nur Einzelfälle, betonte Dietrich-Beckers. Wo es möglich sei, würden ohnehin unbefristete Stellen angeboten.